Oft des Nächtens

Oft des Nächtens, wenn ich wach bin, ruhelos die Ozeane durchschwimme oder mich durch´s Gestänge des Universums winde - wenn alles schläft und geheimnisvolle Geräusche mein Gehör streicheln und die glänzenden Augen des Alls mir ihre Weisheiten zublinzeln - oft in solchen Nächten begegnet mir ein kleiner Wicht. Ein komischer kleiner Kerl ist das! Ein kugelrundes Körperlein mit zwei dünnen Beinchen dran, langen - viel zu langen Ärmchen und ein zerschundener Kopf.


Jaaa, der Kopf - als ich den das erste Mal sah, lag er herum, einfach so. Natürlich wußte ich da noch nicht, daß das ein Kopf ist - er sah nicht so aus! Ich hielt ihn für einen schrumpeligen Ball. Verspielt, wie wir Zahnwale nun mal sind, nahm ich dieses merkwürdige Spielzeug vorsichtig zwischen meine Zähne, schmeckte mit meiner Zungenspitze vorsichtig die Beschaffenheit dieses Dings - nä, war nicht lecker! Salzig war das, leicht bitter dazu - wenn ich mir ausdenken sollte, wie Tränen schmecken, dann wäre dieser Geschmack diesen wohl am nächsten gekommen. Nun sind wir Zahnwale ja nicht leicht zu entmutigen, schließlich hat man noch nirgendwo gelesen, daß Spielbälle gut schmecken sollen. Also tat ich das, was mir zum Thema Ball als erstes einfiel: ich nahm in weitem Bogen Anlauf, beschleunigte mit kräftigen Schlägen meiner Schwanzflosse, sprang hoch - und schleuderte das Spielzeug so weit in den Himmel, wie ich nur konnte.


'Kloink' sagte der Mond, als der Ball im auf die Stirn prallte. Und "Aua!" sagte der Ball, als er beim Herunterfallen auf der Wasseroberfläche aufschlug. Das überraschte mich, und ich besah mir diesen sprechenden Ball etwas näher. "Gibt´s vielleicht was Besonderes zu sehen?" knurrte da der Ball muffig und sah mich aus rotgeränderten Augen beleidigt an. Wir Zahnwale sind ein sehr höfliches Volk, deshalb machte ich eine artige Verbeugung und fragte: "Wer bist denn Du? Und warum kannst Du sprechen?" Meine Höflichkeit gefiel dem Ball nicht besonders, denn kaum hatten sich die Wellen, die durch meine Verbeugung entstanden waren, wieder beruhigt, tauchte das kugelig-schrumpelige Etwas wie ein Korken aus dem Wasser auf, spuckte in weitem Bogen eine dünne Wasserfontäne und meckerte los: "Kannst Du denn nicht aufpassen, Du Riesennacktschnecke? Los, leg mich gefälligst wieder dorthin zurück, wo Du mich aufgesammelt hast - wie zur Schnecke soll mich denn mein Rest wiederfinden, wenn jeder dahergeschwommene Wal mich als Spielball mißbraucht?"



Also ich fand diesen Ton schon sehr ungerecht und ganz gewiß nicht passend! Aber weil wir Zahnwale auch ausgesprochen gutmütig sind, fischte ich diesen unfreundlichen Gesellen sanft von der Wasseroberfläche und schwamm zurück an die Stelle, wo ich ihn gefunden hatte. Dort legte ich ihn vorsichtig, damit er nicht gleich wieder zurück ins Wasser kollerte, auf´s Gestänge einer kaputten alten U-Bahnabsperrung und beobachtete interessiert, wie sich das merkwürdige Ding mit viel Prusten, Niesen und Grimassenziehen von den Tropfen des Wassers zu befreien suchte. Als es damit mehr schlecht als recht fertiggeworden war, öffnete es seine kleinen Äuglein und starrte mich so böse an, daß ich vorsichtshalber eine halbe Körperlänge rückwärts schwamm. "Sollte Dir hirnlosen Nacktschnecke entgangen sein, daß ich kein Ball, kein Spielzeug und auch keine Kokosnuß bin, sondern ein Kopf!? Wie konntest Du nur auf so ´ne blöde Idee kommen, mich ausgerechnet dem Mond an die Stirne zu werfen? Meinem härtesten Konkurrenten im Nachtgewerbe!"


Leider blieb mir keine Zeit, diese Frage zu beantworten, denn just in diesem Moment kam ein Körperlein aus einem vorbeifliegenden U-Bahn-Waggon gesprungen, taumelte wild gestikulierend auf den übellaunigen Kopf zu und zu meinem großen Staunen fanden die blindlings herumtastenden Hände ohne viel Zögern den Kopf, nahmen ihn auf und - Rucks - schraubten ihn energisch auf dem Hals fest. Ich konnte unschwer erkennen, daß Körperlein und Kopf zusammengehörten: gemeinsam ergaben sie das Bild eines häßlichen, aber doch höchst interessanten Zeitgenossen. Vergnügt betrachtete ich mir diesen quirligen kleinen Kerl, der übrigens durch die Wiedervereinigung von Kopf und Körper nicht weniger schlecht gelaunt wirkte als zuvor, und wartete, was als nächstes passieren würde.


Als hätte er meine Anwesenheit vergessen, griff der dickbäuchige Gnom in eine Himmelsfalte und holte verschiedene Gegenstände heraus: eine große, zusammengerollte Weltkarte, einen Zirkel, eine Schreibfeder und noch so manch andere Gegenstände, die ich nicht erkennen konnte. Wichtig machte er sich dann daran, die Weltkarte auszurollen - ein erstaunliches Unterfangen, war doch diese Karte so groß, daß mehr als die Hälfte des Universums davon verdeckt wurde. Nachdem er jedes Fältchen, jede Unebenheit auf diesem großen Plan geradegezupft und plangetreten hatte, begann der Wicht, mit zerfurchter Miene auf den Linien der Welt auf- und abzuschreiten, leise vor sich hinmurmelnd mit Stiften und Zirkel herumzuwerkeln, Berechnungen hier und Stricheleien dort anzustellen. So ging das eine ganze Weile, und so sehr ich dieses Tun zu Beginn auch interessant gefunden hatte: mir wurde langweilig.


Gerade als ich beschlossen hatte, zur Milchstraße zu schwimmen um mir einen erfrischenden Shake zu holen,
besann sich der Kleine offenbar wieder meiner Anwesenheit. "Hey Du!" rief er mir zu, "kannst Du eigentlich
noch was anderes als Köpfe zum Mond zu werfen?" fragte er mich herausfordernd. "Das kommt darauf
an, was Du möchtest" antwortete ich vorsichtig, wie wir Zahnwale nun mal sind, denn mir schien, daß dieser
Geselle eine bestimmte Absicht mit seiner Frage verknüpfte. Und ich behielt recht! "Du scheinst ja eine sehr
schnelle Schnecke zu sein", meinte das unfreundliche Geschöpf nämlich da, "ich brauche ein Reittier, das
mich in den Nächten schnell und sicher vom Universum zur Erde trägt - ich komme so allmählich in die
Jahre, wo mir das Gehen doch ein wenig beschwerlich wird, und die U-Bahnen sind leider auch nicht mehr
das, was sie noch nie waren: pünktlich! Was meinst Du - bist Du an diesem Job interessiert?"


Ich gestehe: ich war gekränkt, für eine Schnecke gehalten zu werden, und deshalb antwortete ich ungehalten: "Nein, ich bin an keinem Job interessiert, und ich denke nicht daran, eine Person, die sich mir noch nicht einmal vorgestellt hat, durch die Welten zu tragen! Und wofür sollte das überhaupt gut sein? Was willst Du denn ausgerechnet Nacht für Nacht auf der Erde?" Das Lachen, das der Kleine da hören ließ, machte mich frösteln - es knarrte und ächzte wie anderer Wale Weinen, wenn sie in Menschennetze geraten. "Richtig, wir haben einander ja noch gar nicht vorgestellt, Du kannst also nicht wissen, daß ich in wichtigen Geschäften unterwegs bin. Sozusagen als Handlungsreisender, wenn Du verstehst was ich meine - auch wenn die dummen Nacktschnecken auf der Erde in ihren Betten meine Dienstleistungen nicht wirklich zu würdigen wissen" antwortete er. "Darf ich mich vorstellen: mein Name ist Alptraum!"


"Orca" antwortete ich höflich und machte meine artigste Verbeugung. "Kannst Du nicht aufpassen, Du hirnlose Riesennacktschnecke" schrie Alptraum, als er sich aus der abfließenden Flutwelle aufrappelte, und bevor ich wegen seiner beleidigenden Äußerung energisch antworten konnte, erklärte er: "Meine Tätigkeit ist sehr wichtig, verstehst Du. Also stell´ Dich nicht so mimosenhaft an und sag schon JA!"


Falls sich das noch nicht herumgesprochen haben sollte: wir Zahnwale sind auch ausgesprochen friedliche Wesen, und so anmaßend sich dieser Alptraum auch anhörte: es kam einer kleinen Entschuldigung doch schon ziemlich nahe, und halb besänftigt fragte ich deshalb, worin denn diese wichtige Dienstleistung bestünde. Auf diese Frage schien der Wicht gewartetet zu haben, denn zum ersten Mal konnte ich so etwas wie Begeisterung erkennen - aufgeregt hüpfte der rundbäuchige Gnom in die Luft, fuchtelte mit seinen viel zu langen, dünnen Ärmchen in der Gegend herum und schrie vergnügt: "HA!!!!


"Endlich mal eine intelligente Äußerung von Dir, das zeigt doch, daß auch Riesennacktschnecken über ein Fünkchen Hirn verfügen, warte, ich zeig´s Dir am besten, erklären läßt sich mein Dienst nicht so gut!" - und mit geradezu unheimlicher Geschwindigkeit hüpfte mir das Kerlchen mit einem großen Satz direkt auf die Stirn. Das gefiel mir aber gar nicht! Ich setzte schon an, ihn unwirsch abzuschütteln, aber er war schneller als ich: in Nullkommanix hatte er mir seine spinnendünnen Hände links und rechts flach auf die Stirn gedrückt, und was soll ich sagen -

Die Welt war verschwunden. Ich befand mich plötzlich in einem hell erleuchteten, gekachelten Bassin mit viel zu warmem Wasser. Ein Mensch hielt mir einen toten Hering vor die Nase und forderte mich auf, nach diesem zu schnappen. Bösartige kleine Haie bissen in meine Schwanzflosse, während ein Walfänger durch´s Becken auf mich zusteuerte und bedrohliche Gestalten darauf ihre Harpunenspitzen auf mich richteten. "Als Lebertran wird das jämmerliche Vieh schon noch verwertbar sein!" dröhnte eine gesichtslose Stimme in mein Ohr, und als ich mich verzweifelt zur Flucht abwenden wollte, merkte ich, daß das Wasser aus dem Bassin abfloß - ich lag mit dem bloßen Bauch auf Kacheln und konnte nicht fliehen! HiiiiiiiiiLFE!!! schrie ich, als übermächtig große, eiserne Harpunen auf mich zujagten - in der Gewißheit, nun mein Leben so abrupt und schrecklich beenden zu müssen, schloß ich die Augen -

und sah Alptraum triumphierend und mit vor Stolz leuchtenden roten Äuglein auf dem U-Bahnsteig auf- und abmarschieren. "Na?" krähte er begeistert, "wie fandest Du das? War das nicht ein super-beängstigender, herzbeklemmender, aufrüttelnder Traum? Hast Du schon einmal etwas Schrecklicheres erlebt?"


Mir fehlten die Worte. Noch immer raste mein Herz, ich konnte kaum atmen - und starrte diesen irrwitzigen Handelsvertreter nur stumm aus weit aufgerissenen Augen an. Das schien ihm zu mißfallen, denn schlagartig verschwand das flackernd-stolze Glitzern aus Alptraums Äuglein und in anklägerischem Ton warf er mir vor: "Dir hat´s nicht gefallen! Gib´s zu, Du bist genauso ein ignoranter Banause wie die Nacktschnecken auf der Erde, Du weißt meine Kunst nicht zu schätzen!" Und dann brach er zu meiner großen Verwunderung in Tränen aus. Noch immer fiel mir nichts ein, was ich sagen sollte, aber nach einigem Räuspern konnte ich immerhin fragen: "Sag mal, Alptraum, wenn Du Bilder in Köpfe machen kannst - warum sind die denn so schrecklich? Hast Du keine schönen Bilder auf Lager?"


Ebenso plötzlich, wie das Männchen in Tränen ausgebrochen war, hörte es da wieder auf und rief mit zornbebender Stimme: "Da merkt man, daß Du eben nicht vom Fach bist! Woher bitteschön sollte ich schöne Bilder nehmen? Schöne Bilder - HA! Die hat doch dieser vermaledeite Mond alle hinter seiner Stirn gehortet - genau dort, wo Du mich vorhin hingeschleudert hast! Keine Chance, da was abzukupfern, niente, nix, nada - hast Du nicht das metallische 'Kloink' gehört, als ich dagegengeprallt bin? Der reinste Tresor ist das, no Chance, da ist nix zu machen! Und alles wegen eines einzigen, dummen Fehlers! Ungerecht ist das, unfair, da kann ich ackern und rödeln und werkeln, die Erde bereisen, meine bösen Träume fast kostenlos verschenken - keine Nacktschnecke will die, und ich kann zusehen, wie ich mein Traumköfferchen Nacht für Nacht gelehrt kriege und ach wie gut daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen..."


Also ehrlich, ich verstand nur Bahnhof! Ich wurde aus dem Gekeife von Alptraum einfach nicht schlau, und als ich einen ratlosen Blick zur U-Bahnstation warf, zuckte auch die nur resigniert die Gleise und seufzte. Es dauerte ein ganzes Weilchen, bis Alptraum wieder ruhiger wurde und sich schließlich mit hängenden Schultern auf seinen Hosenboden mitten auf dem U-Bahnsteig plumpsen ließ. So schwiegen wir eine ganze Weile, ich, weil ich nichts zu sagen wußte, Alptraum hing seinen frustrierten oder traurigen Gedanken nach - so genau konnte ich das nicht erkennen, als plötzlich eine dünne Stimme zu hören war: "Also - wenn ich etwas Erhellendes dazu sagen dürfte..."
Zuerst konnte ich nicht erkennen, woher diese Stimme kam, aber dann sah ich weit oben eins der Sternenäuglein um Aufmerksamkeit heischend blinzeln, und als es bemerkte, daß ich es entdeckt hatte, erklärte es:


"In der Nacht, in der im Traumdepot die Aufgabengebiete verteilt wurde, hatte Alptraum das Pech, ausgerechnet die Alps zu ziehen. All die anderen Träume zogen so lukrative Gebiete wie Erotik, Sehnsucht, Zukunft, Liebe, Vision, Erinnerung, Lach- und Spaß usw. Klar, daß diese Träume sich leicht damit tun, ihre Dienste an den Menschen zu bringen, sie sind alle mehr oder weniger willkommen, bloß der gute Alptraum hier hatte von Anfang an Schwierigkeiten, seine Träume loszuwerden und sein Umsatzsoll zu erfüllen. Damals war er noch ein junger Idealist und wohnte mit seiner Liebsten - Kindertraum war das - zusammen in der Kolonie hinter der Mondstirn, aber je mehr die Zeit verging und je weniger seine Dienste gemocht wurden, umso verbitterter wurde Alptraum. Und - na ja, sieh ihn Dir an - er veränderte sich, wurde eine richtig böse Nervensäge. Deshalb hat Kindchen ihn irgendwann vor die Tür gesetzt, und die anderen Träume waren nicht bereit, ihn bei sich aufzunehmen. Seitdem arbeitet Alptraum wie besessen und ist erstaunlich erfolgreich dabei - ich glaube, er hat den meisten anderen Träume schon erhebliche Umsatzeinbußen beschert, er ist derjenige, der mittlerweile die meisten Träume absetzt. Nur: in der Kolonie hat er schon lange Hausverbot, er hat kein Zuhause mehr - deshalb bereist er Nacht für Nacht die Erde, plagt die Menschen, die er für Nacktschnecken hält, mit seinem Überangebot und ist nirgendwo mehr willkommen. Na ja," schloß das Sternauge, "um ehrlich zu sein: so wie er inzwischen drauf ist, würde ich ihn auch nicht mehr als Gast haben wollen, geschweige denn als Mitbewohner!"


Mit wachsendem Mitgefühl hatte ich Sternauge gelauscht, und als ich Alptraum jetzt so als heulendes Elend vor mir sah, fiel mir nichts Tröstliches für ihn ein. Außer ihm anzubieten, ihn auf meinem Rücken nach Hause zu bringen - aber dieser Vorschlag ließ Alptraums Tränen nur erneut fließen. "Zuhause, Du dumme Riesennacktschnecke, ein Zuhause habe ich keins! Warum, glaubst Du denn, reise ich wie ein Besessener durch´s Universum, hä? Egal wo ich hinkomme: bis jetzt sind noch in jeder Kolonie, der ich mich genähert habe, sofort die Türen zugeworfen worden, man will sich die Wohngegend nicht verhunzen, ich würde als schlechte Nachbarschaft gelten und die Mietpreise drücken - zur vermaledeiten Nacktschnecke aber auch: mich duldet niemand in seiner Wohngegend!"


Das war allerdings eine traurige Geschichte, und obwohl ich Alptraum noch immer nicht gerade sehr gerne mochte: daß der Ärmste so ganz ohne Zuhause leben sollte, wollte mir nicht in den Kopf. Fieberhaft überlegte ich, und dann hatte ich eine Idee: "Hast Du denn wirklich schon überall nachgefragt wo Du wohnen könntest? Ich meine - nicht nur im Universum und auf der Erde oder in der Milchstraße?" Mürrisch knurrte Alptraum: "Natürlich, Schnecke, hältst Du mich etwa für dumm? Überall habe ich nach einem Häuschen gesucht - erfolglos!"


"Aber ganz bestimmt nicht unten im Ozean, dort wo die Tsunamihexe und ihre bebenden Töchter wohnen - die wohnen in einer Höhlenkolonie, in der es jede Menge freie Wohnhöhlen gibt. Dort hast Du ganz sicher noch nicht nachgefragt, stimmt´s?" erklärte ich ganz aufgeregt und stupste Alptraum mit meiner Nase so aufgeregt in die Seite, daß sein Kopf vom Hals kollerte und ins Wasser fiel. "Entschuldige bitte" unterband ich sein empörtes Schreien und schnellte den nassen Kopf wieder auf seinen Hals, und noch bevor sich Alptraum seinen Kopf wieder korrekt aufgeschraubt hatte, bot ich ihm meinen Rücken zum Aufsteigen an und schlug vor, daß wir die alte Tsunami doch gleich mal besuchen tauchen könnten. Nun ja - Alptraum war erstaunlich gefügig oder vielleicht vom Heulen einfach nur müde, er stieg jedenfalls fast kommentarlos auf, klammerte sich an meine Rückenflosse ("So ein albernes Nacktschneckengehäuse habe ich ja noch nie gesehen!" konnte er sich allerdings nicht verkneifen) und schwupps - in Waleseile waren wir auf dem Weg zur Seebebenkolonie.


Hier ist die Geschichte fast zu Ende. Alptraum bekam eine Wohnhöhle - sogar eine sehr geräumige, schöne. Er bekam sogar wieder eine Braut - eine der bebenden Töchter der Tsunamihexe. Und er ist richtig häuslich geworden, seit er dort wohnt. Wenn Alptraum nicht Alptraum hieße, könnte man sogar sagen, daß er jetzt glücklich ist - aber das würde wohl zu viel des Guten sein. Er ist zufrieden - und auf seine alten Tage ein wenig behäbig geworden. Oft packt er natürlich noch sein Köfferchen und reist wie früher zur Erde, um ein paar Alps zu verkaufen - wer möchte schließlich sein ehemals erfolgreiches Geschäft so gänzlich aufgeben? - das sind dann die Nächte, in denen mir der merkwürdige kleine Wicht gelegentlich das Kielwasser kreuzt. Immer häufiger jedoch streift er nur ein wenig durch´s Universum, läßt sein Köfferchen geschlossen - und wenn wir uns unterwegs zublinzeln, kann´s schon mal passieren, daß er seinen Kopf verliert und vergißt, daß er als Handlungsreisender Alps unter´s Volk zu bringen hat.


Wir Zahnwale sind für unsere Korrektheit bekannt. Aber ich muß gestehen: wenn Alptraum seinen Kopf verliert und dabei vergißt, daß er als Dienstleister unterwegs ist, erinnere ich ihn nicht daran.


(c) meins! ;)

Kommentare 2

  • (viel zu langen Ärmchen und ein zerschundener Kopf.)
    Den kenn ich,griens.

  • sooo toll geschrieben