Hallo,
ich habe mir heute wieder Mal meine Akten vor genommen und nach den genauen Daten der Heimeinweisungen gesucht. Dabei sind mir wieder viele Schriftstücke vor dir Augen gekommen, wo ich jetzt wieder stundenlang beschäftigt war.
Die Erziehungsberichte / Erziehungsprogramme / Entlassungsberichte / Beurteilungen / Konkretisierungen möchte ich euch nun nicht vorenthalten.
Die ersten Beiden gehen nicht besser, die sind schon so mies ...
Ich beginne mal mit dem Entlassungsbericht des Dauerheimes für Säuglinge und Kleinkinder "Rosa Luxenburg" in Halle (Saale):
Hier noch als Text:
ZitatAlles anzeigenEntlassungsbericht
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Jan XXX, geb. am XXX war seit dem 07.05.1973 in unserer Einrichtung.
Jan ist ein zartes Kleinkind in etwa altersgerechter Entwicklung. er ist ein ruhiges und ausgeglichenes Kind, das keinerlei Erziehungsschwierigkeiten macht. Gefühle äußert er spontan.
Er zeigt Ansätze der Selbstbeherrschung.
Seine Sprachentwicklung ist etwa altersgerecht. Der Wortschatz ist etwas klein, er spricht jedoch fast lautrein in nicht ganz grammatisch ausgebauten Sätzen. Bei Spazier- und Beobachtungsgängen zeigt er eine gute Beobachtungsgabe. Gesehenes und kleine Erlebnisse teilt er mit.
Bei Spiel und Beschäftigung ist er ausdauernd und interessiert. Jan bezieht andere Kinder in sein Spiel ein und wird von anderen Kindern ins Spiel einbezogen. Er zeigt alle Ansätze des Rollenspiels. Die bei der Beschäftigung erforderten Ziele werden von ihm meist erreicht. Jan kennt die Grundfarben, wendet sie aber noch nicht sicher an. Er kann mit geringer Hilfe Überbegriffe bilden und einzelne Gegenstände Überbegriffen zuordnen. Er kann reißen, kleben, kneten, falten und mit Pinsel und Tusche umgehen. Er baut auf Instruktion Brücke Tor u.s.v.
Er fädelt Perlen auf und legt Figuren nach Muster. Zu anderen Kindern ist er freundlich hilfsbereit und verträglich, auch zu den Erzieherinnen hat er einen ausgezeichneten Kontakt.
Jan übernimmt kleine Aufträge gern und führt sie gewissenhaft aus. Auf Verbot und Gebot reagiert er meist einsichtig aber seinem Alter entsprechend nicht sehr nachhaltig. Er zeigt Ansätze der Selbstbeherrschung.
Jan zieht sich mit geringer Unterstützung selbst an und aus, wäscht sich Gesicht und Hände und benutzt die Toilette nach Bedarf. Er verfügt über gute Tischsitten.
Er bittet und dankt und beherrscht die Grußformen.
Jan wurde jedes Wochenende vom Vater abgeholt und sauber und ordentlich ins Heim zurück gebracht. Heimkosten in Höhe von 42,50 M. wurden regelmäßig gezahlt.
Eltern:
Vater: XXX, Maurer
Mutter: XXX, Frisöse
Impfungen: Vollständig
Überstandene Krankheiten: Dyspepsie, Bronchopneumonie
Aufnahmebefund:
Gewicht: 10,9 kg
Blass aussehendes Kind mit ausreichend durchblutenden Schleimhäuten, kein organpathal.Bef., wirkt insgesamt retardiert
Entlassungsbefund:
Gewicht: 15,0 kg
Länge: 97 cm
Blass aussehendes Kind mit mangelhaft durchbluteten Schleimhäuten (Fe-Mangel möglich), Bor et Pulmo o.B., Ra: Gebiss vollständig, BB-Univ. Kinderklinik
Er wurde am 30.08.1974 entlassen. Wohnung des Vaters XXX.
Jan wird dem Kindergarten "Fritz Weineck" besuchen.
Impfausweis und Versicherungskarte wurden den Vater bei der Entlassung ausgehändigt.
Dauerheim für Säuglinge und
Kleinkinder "Rosa Luxenburg"
402 Halle(S.), Leninallee 221
Das hier ist das Erziehungsprogramm vom Kinderheim "Martha Brautsch" in Krosigk:
Das ist die Beurteilung vom Kinderheim "Martha Brautsch" in Krosigk:
Hier noch als Text:
ZitatAlles anzeigenBeurteilung des Schülers Jan
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Jan ist seit Oktober in unseren Klassenkollektiv. Bis heute hat er kein Interesse gezeigt, sich diesem anzuschließen. Seine Klassenkameraden versuchten ständig, ihn in ihre Mitte aufzunehmen, doch vergebens. In den Pausen läuft und spielt er allein oder schließt sich nur Heimschülern an. Hier macht er grundsätzlich das Gegenteil von dem, was die Erzieher ihm sagen. Er prügelt sich, bleibt auf der Erde liegen und steht oft auf Ermahnungen der Erzieher nicht auf. Es kommt vor, dass er sogar den Erwachsenen "den Vogel" zeigt, die Zunge raus steckt oder sie auslacht. Wird zum Antreten gerufen, läuft er weg und verlässt oftmals noch den Schulhof.
Hat er eine Auseinandersetzung mit einem Mitschüler, hat er es fertig gebracht, einzelnen Unterrichtsstunden fernzubleiben.
Im Unterricht ist er sehr nervös und kann sich nicht konzentrieren. Hier spielt er nur. Irgendwelche Gegenstände (oft sind es nur einzelne Teile) hat er immer in seiner Tasche und beschäftigt sich damit. Er kann nicht eine Unterrichtsstunde ordentlich mitarbeiten. Bei schriftlichen Arbeiten braucht er sehr viel Zeit, weil er dabei ständig etwas anderes macht. Seine Arbeitsweise ist sehr langsam.
Bei Hinweisen der Erwachsenen wird er bockig und tut oft das Gegenteil.
Seine Leistungen sind gut bis befriedigend. Bei größerer Aufmerksamkeit und besserer Konzentration könnte er mehr leisten.
Krosigk, den 05.05.1981
F.d.R.d.A.
Grüger
Stempel
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Polytechnische Oberschule Plötz
Teiloberschule Krosigk
gez. Klassenlehrerin
G.Chost
Das hier ist der Konkretisierungsbericht, also die erste Einschätzung vom Spezialkinderheim "Ernst Thälmann" in Eilenburg:
Das sind die Erziehungsberichte der 3 Jahre vom Spezialkinderheim "Ernst Thälmann" in Eilenburg:
Vielleicht habt ihr auch solch lustige Berichte.
Gruß Jan