Kinderheim Perasdorf - Barmherzige Brüder Kostenz - St. Johannes Kinderheim

Lieber Johnny,
bitte entschuldige mein verspätetes Danke an Dich.

Allgemeine Infos zu Kinderheim Kostenz: der Ort Kostenz bestand damals nur aus dem Kinderheim inkl. dazugehöriger Nebengebäude und lag mitten im Wald

Das Kinderheim Kostenz ist das 1. Heim in welches ich im März 1976 für etwas über 5 Monate kam. Anfänglich war ich tagsüber in der "große-Jungen-Gruppe" im Hauptgebäude untergebracht, obwohl ich ein 14-jähriges Mädchen war, nachts ging ich mit einer jungen Erzieherin ins Untergeschoß eines Nebengebäudes, dort entstand gerade unsere zukünftige Gruppe und ich war qausi der erste Zögling. Es dauerte auch nicht lange bis weitere neue Kinder kamen und wir somit eine komplett neue Gruppe im Kellergeschoß des Nebengebäudes waren.
Die Kinder sind nach meiner Erinnerung 4 Geschwister gewesen, es waren 3 Jungs und 1 Mädchen. Der jüngste war 6 Monate +/- alt und hieß vermutlich Erich, die Namen der anderen weiß ich nicht mehr. Aber ich kann mich daran erinnern, dass das Mädchen (etwa 2 od. 3 Jahre alt) das Wort "Brot" nicht richtig aussprechen konnte und stattdessen "Brtt" sagte. Einer der beiden weiteren Jungs hatte eine noch frische Wunde am Fuß, welche täglich vebunden werden mußte. Wenn ich mich richtig erinnere, dann war auch erst einer der beiden größeren Jungs Schulpflichtig.

Was das Personal betrifft, so erinnere ich mich daran, dass unsere Erzieherin noch sehr jung war (mir schwirrt immer 19 Jahre durch den Kopf, wenn ich an sie denke), sie nachts bei jedem Geräusch hochschreckte und ängstlich in mein Zimmer kam, bei nächtlichem Gewitter fast panisch war. Sie war nachts ein absoluter Schißhase und unser Gebäude lag direkt am Waldrand. Ich habe sie in guter Erinnerung, kann mich nur leider nicht mehr an ihren Namen erinnern.
Dann erinnere ich mich noch an Pater Wolfgang, er war richtig groß was durch die schwarze Kutte noch besonders hervorgehoben wurde. Auch ihn habe ich in guter Erinnerung, er war immer sehr freundlich, hatte eine ruhige Sprache. Manchmal kam er abends so zwischen 19 und 20 Uhr in unsere Gruppe und hielt ein "kleines freunliches Schwätzchen" mit uns. Samstags lief um diese Uhrzeit im TV die Sendung "Disco" und ich saß immer mit meinem Cassettenrekorder und dem Mikropfon vor dem TV um die Musik aufzunehmen. Unser Pater Wolfgang kannte diese meine Leidenschaft bereits und achtete besonders samstags bei seinem Rundgang durch unsere Gruppe darauf, dass er die Tür zum Wohnzimmer ganz besonders vorsichtig öffnete, steckte nur seinen Kopf durch die Tür und hielt sich den Zeigefinger über seine Lippen, nickte stumm mit dem Kopf um mir so Gute Nacht zu sagen, leise schloß er die Tür. Das fand ich einfach absolut lieb !!!
Auch unsere Erzieherin achtete darauf, dass ich in dieser Zeit ganz ungestört meine Musik aufnehmen konnte, das war so lieb !!!

Diese Rücksichtnahme auf mich habe ich erstmals in meinem Leben kennengelernt, im Kinderheim Kostenz.

Zur Schule gingen wir in einem Ort in der Nähe in Sankt Englmar, wir wurden täglich vom Schulbus abgeholt und zurück gebracht.

Aber mein Heimweh und meine Sehnsucht nach meinen Stief-Großeltern ließen mich nicht zur Ruhe kommen, also lief ich weg.

Insgesamt habe ich das Kinderheim in sehr guter Erinnerung. Es war mein erster Heimaufenthalt aber es war der beste

LG
Tigress