Hallo zusammen,
ich habe lange mit mir gerungen, ob ich darüber schreiben soll. Ich habe nach tagelangen Recherchen aber nichts vergleichbares online finden können. Meist liest man in dem Forum ja über die Misshandlungen aus den 50ern bis 80ern. Ich bin erst ca. 1995 mit 3 Jahren mit meiner jüngeren Schwester ins Heim gekommen. Ich wurde sehr streng erzogen, wenn auch die Religion keine große Rolle gespielt hat. Oft wurde ich von den Erziehern in den verschiedensten Situationen kleingehalten.
Unter anderem wurde ich bis zum Alter von 12 Jahren in den Sommer- oder Herbstferien, aber auch schon vor der Schulzeit in eine Babyrolle gezwungen. Dabei dachte ich immer es wäre eine Bestrafung, aber ich wusste nie wofür. Wieder ein Baby zu sein, hieß Windeln angezogen zu bekommen, nur krabbeln zu dürfen am Anfang, nicht reden dürfen oder nur Babysprache benutzen zu dürfen. Teilweise gefüttert zu werden Schnuller und andere Sachen zu bekommen. Auch auf Ausflügen musste ich diese Rolle beibehalten. Nach ein paar Wochen durfte ich in der Regel dann kurze Sätze mit 3, 4 und später 5 Wörtern sagen. Meine Schwester und andere durften sich um mich kümmern und mich wickeln.
Das letzte mal wurde ich dann auch zusätzlich in Mädchenkleidung gesteckt und mir wurde ein Mädchenname gegeben, den sich meine Schwester und ein anderes Mädchen aussuchen durften. Damit war ich dann Leonie.
Am Anfang wollte ich das immer nicht akzeptieren und habe mich geweigert und irgendwann aber unter Tränen mitgemacht, weil einem nichts anderes übrig blieb.
Oft hielt ich das für eine Bestrafung dafür, dass ich mich immer zu erwachsen verhalte. Oder als einziger Typ unter 7 Mädels mich zu oft in den Vordergrund gespielt habe, zu sehr über andere bestimmen wollte, mich zu wichtig genommen habe, nicht genügend Rücksicht auf die anderen genommen habe. Ich wusste es aber nie. Eigentlich war ich immer fair und sehr korrekt und viel zu vernünftig. Habe in der Folge aber immer noch mehr versucht allen Regeln gerecht zu werden.
Ich habe mich in der Zeit immer wertlos gefühlt und dachte ich bin eine Spielpuppe und habe mich dann irgendwann mit einer wertlosen Rolle abgefunden und mich jeden Abend in den Schlaf geweint.
Lange habe ich mir versucht zu erklären, warum ich so gedemütigt wurde. Mir wurde mal erzählt, dass ich wohl als 3-jähriger schon meine Schwester gewickelt habe. Meine Theorie ist, dass ich eine "Chance" haben sollte meine "verlorene" Kleinkindzeit nochmal zu durchspielen. (Dadurch war es dann eher eine verlorene Kindheit) Das ist zumindest für mich nach langer Zeit die schlüssigste Erklärung. Die Erzieher hatten des Weiteren einen infantilen Fetisch, was in Verbindung mit anderen Aktionen außer Frage steht.
Mich würde interessieren, ob ich der einzige war der solche Erziehungsformen kennengelernt hat oder ob es das häufiger gibt? Und ob da irgendwelche Kleinkindzeitwiederdurchleben-Theorien dahinterstecken, die ich leider nach langer Recherche bis jetzt nicht finden konnte.
Es kann ja nicht nur zur bloßen Erniedrigung gewesen sein? Oder als Erziehungsmaßnahme für zu unsoziales Verhalten? Oder zur Befriedigung des infantilen Fetischs? Vielleicht ist es auch ein Mix aus allem. Was denkt ihr darüber und habt ihr Ähnliches schonmal gehört oder erfahren?