am 1.9.1985 fanden wir (also mein elternloses einzelkind und ich) uns in göttwitz ein.
unsere eltern brachten uns da hin. meinem vater habe ich diesen verrat sehr übel genommen.
von anfang an wurden wir herablassend behandelt und ich wurde bei jeder gelegenheit erniedrigt. wenn irgendwas vorgefallen war im mädchenflur... die derre klinken wars! ich wurde mitten in der nacht von daniela sch. geweckt um ihr wasser zuholen - von der mädchentoilette die keine 50 meter entfernt war. sie war eine der ältesten auf dem flur und sie hatte die macht. ihr liebling war heike d. und die wurde wie eine kleine schwester gehegt und gepflegt. wer ihr zu nahe trat hatte keinen guten stand auf dem flur. wobei ich niemandem zu nahe treten musste.
ich glaube die wussten alle vorher wer wir waren und warum wir da waren - ebenso aus welchen verhältnissen wir kommen. ich glaube herr zerson (heimleitung) hat die kinder schon im vorfeld aufgeklärt und aufgehetzt. wir waren frischfleisch! hatten uns zu bewähren und wer sich nicht bewähren konnte oder wollte war durch.
ich hatte nie das bedürfniss irgendwo dazu zu gehören. vielleicht ist das einer meiner fehler. ich war immer die "königin von scheißegal"! meinen elternlosen einzelkind (kurz: schwester) ging es da anders. SIE hat sich immer alles total zu herzen genommen. was an mir abgeprallt ist hat in ihre seele tiefe krater gerissen.
in der relativ kurzen zeit in göttwitz waren wir meistens zu hause. war ja nicht weit - ca. 20km... eher weniger... ließ sich gut laufen! während ich direkt zurück nach göttwitz gebracht wurde durfte sie meistens ein paar tage zu hause bleiben.
ich erinnere mich an einen tag als die polizei nach göttwitz kam und mich mitnahm. sie fuhren mit mir nach hause und erwarteten von mir das ich mein elternloses einzelkind verriet. irgendwann sagte ich das ich dringend pipi müsse und flüsterte meiner mama zu das ich nichts gesagt hätte. ein paar tage später brachten sie mein elternloses einzelkind dann doch zurück nach göttwitz und ich bekam auf die fresse weil ich sie (ja klar- wer sonst) verpetzt hätte.
kurz nach pfingsten 1986 brachte uns herr zerson persönlich in seinem himmelblauem trabant nach kathewitz. ende der geschichte.
"ich wandre ja so gerne in göttwitz übern zaun... da kommt ein blauer trabbi... ich hebe meine hand!
ach lieber willi nimm uns mit... in unsre heimatstadt - das leben hier im kinderheim, das ham wir ja so satt...
ja den weg übern zaun sind wir oft gegangen bullen schrieen - stehn bleim - doch die dumme polizei hat uns sie gefangen heimatland wie bist du doch so schön"
(mit der melodie von rennsteiglied) bitte schön... den ohrwurm haste dir verdient!