Kinderheim Wrangelsburg

  • Kinderheim Wrangelsburg


    Schlossplatz 3

    17495 Wrangelsburg



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  • Jette aus dem Pestalozzi Kinderheim Greifswald schrieb:

    Natürlich gibt es auch negative Erinnerungen an einige Mitbewohner die durch ihr Verhalten anderen Kindern gegenüber gelegentlich noch Wut in einem erzeugen.


    Ich kann, dass heute verstehen. Nur wo lagen die Ursachen von Aggression dieser verhaltensauffälligen Kinder. Ich war bestimmt eines dieser Kinder einsam voller Wut und Verzweiflung und kann heute nur um Verzeihung bitten und mich erklären.


    Es war Anfang der zweiten Hälfte der neunzehnhundert fünfziger Jahre. Es war eine arme aber ganz normale Nachkriegsfamilie. Eine Mutter versuchte mit drei kleinen Kindern zu überleben. Der Vater ist nach dem Tod unserer ein Jahr alten Schwester einfach mit einer neuen Frau in eine andere Stadt gezogen. Er verschwand ohne ein Word des Abschieds. Die drei Kinder (sechseinhalb, fünfeinhalb, drei Jahre) werden ein paar Tage später zum Spielen auf die Straße geschickt mit den Worten der Mutter: Wenn es dunkel wird und die Straßenlaternen angehen kommt ihr rein. Als es soweit war, und die Laternen leuchteten den Abend ein, gingen wir ins Haus zur Wohnungstür. Wir hatten zum Glück eine Drehklingel ähnlich wie am Fahrrad. Wir schellten also mehrere Male aber niemand öffnete die Tür. Dann klingelten wir bei den Nachbarn gegenüber. Sie nahmen uns mit in ihre Wohnung und gingen nachschauen, warum niemand öffnete. Plötzlich waren Feuerwehr und Polizei vor Ort, sie öffneten die Wohnungstür gewaltsam da es stark nach Gas roch. Es vergingen Stunden, die wir in der Nachbars Wohnung zugebracht und gewartet hatten ohne zu wissen was los war. Späteren Erzählungen nach, saß die Mama am Küchentisch den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt als wen sie schliefe. Aus dem Herd strömte Gas von den drei Flammstellen und aus dem Backofen. Ein Fremdverschulden wurde ausgeschlossen. Zwischen den ganzen Aktivitäten der Einsatzkräfte wurden wir Kinder zunächst nicht beachtet. Unsere Ängste und Aufregung fanden keine Beachtung. Wir saßen in der Nachbarwohnung und bekamen etwas zu essen und wurden von der Ehefrau beaufsichtigt. Erst holte jemand meinen Bruder aus der Wohnung eine Zeit später meine Schwester. Niemand sagte uns was passiert war und wie es mit uns Kindern weitergehen sollte. Es geschah einfach still und ohne viel Worte. Wir ahnten nicht, dass es unser ganzes Leben verändern wird. Es war spät in der Nacht als ein Mann zu mir kam und sich als Jugendamtsmitarbeiter vorstellte. In der einen Hand hatte er einen braunen Pappkoffer mit schwarzen Plastikecken in der anderen einen Aktenordner. In dem Koffer waren meine wenigen Sachen. Spielsachen waren es nicht. Er bat mich mitzukommen. Eingeschüchtert und ängstlich ging ich bereitwillig mit. Wir gingen aus dem Haus und stiegen in ein schwarzes Auto welches vor der Haustür wartete. Ich saß auf der Rückbank und schaute nach hinten durch die zweigeteilte Heckscheibe des PKWs als wir die Geb. Witte Straße Richtung Osten verlassen haben. Ich sollte sie vorerst nicht wiedersehen. Das Auto fuhr aus der Stadt eine Zeit lang in die dunkele Nacht bis wir an einem Schloss in Wrangelsburg ankamen. Wir gingen die Eingangsstufen hoch und betraten einen großen hallenähnlichen Flur. In diesem Flur stand ein Flügel und der Fußboden war gefliest. Eine Wendeltreppe führte von rechts unten nach links oben. Da stand ich nun in knöchelhohen Schuhen mit langen braunen Strickstrümpfen an beiden Knien mehrfach gestopft. Die Strümpfe waren an ein Leibchen befestigt und darüber eine kurze schwarze Hose mit Hosenträgern. Dazu ein Strickpulli und eine alte blaue Jacke. Eine Frau hat uns freundlich empfangen mir übers Haar gestreichelt und mich über die Treppe begleitet und in ein Bett gelegt wo ich sofort einschlief. Nachts wachte ich auf und fing an zu weinen zog mir die Bettdecke über den Kopf und fragte meine Mutter: Ach Mama wann weinst du? Diese Frage sollte mich mein ganzes Leben verfolgen, wenn ich an meine Mama dachte. Dann sehe ich sie an der Hoftür stehen. Eine etwa ein Meter siebzig große Frau in einem bunten Kleid. Ihr kastanienbraunes Haar glänzte leicht rötlich. Sie lächelte und summte immer eine bestimmte Melodie.

    Aber nun war ich in einem Schloss auf dem Lande mitten in einem Dorf Namens Wrangelsburg im damaligen Landkreis Greifswald. Hinter dem Schloss gab es einen Schlosspark mit See, dem Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Im anschließenden Wald lagen die Gräber der Gutsbesitzer. Es verlief ein Weg durch das Waldgebiet zum Großen und Kleinen Schwarzen See, sowie weiter zum slawischen Doppelburgwall die „Wrangelsburg“. Vor dem Schloss war ein runder Platz ich glaube wir mussten dort antreten bevor die Schulkinder zu Fuß den langen Weg nach Lühmannsdorf zu Schule liefen. Jemand hat mit einer Trompete geblasen und es wurde eine Fahne hochgezogen. Die Kleinen blieben und vertrieben sich die Zeit in den Stallungen, die sich auf der rechten Seite vor dem Schloss befanden. Links war eine alte Feldsteinscheune. Zu schauen gab es immer was, bei den Pferden, Kühen und Schweinen der LPG. Manchmal durfte ich auch im Stall bei den Tieren sein. Es gab auch einige Dorfbewohner, die uns nicht haben wollten und uns beschimpften. Dann verzogen wir uns in den Schlosspark und spielten dort. Nur an die Namen der Kinder kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich glaube der Heimleiter hieß Herr Ruge und hatte selbst zwei Jungs. Ich kann mich an ein Osterfest erinnern. Wir gingen mit den Erzieherinnen und einer Kanne im Gänsemarsch durch den Park zum See und durften dabei nicht reden, denn wir wollten Osterwasser holen. Auf dem Rückweg haben wir Ostereier im Park gefunden. Da ich sehr, sehr schlank war hatten die großen Jungs leichtes Spiel mit mir. Geschubst, getreten und gehänselt wurde ich oft, daran hatte ich mich gewöhnt, aber sie nahmen mir auch meine gefundenen Ostereier ab und bewarfen mich mit faulen Äpfeln, lachten mich aus. Freunde hatte ich in dieser Zeit keine nur immer Heimweh. Als 1958 die Einschulung bevorstand wurde mir vom Heimleiter mitgeteilt, dass ich jetzt wieder nach Greifswald in das Pestalozzi Kinderheim käme. Eine Frau Welk vom Jugendamt Greifswald holte mich ab und wir fuhren mit dem Bus zurück in die Stadt. Weiter geht es unter Pestalozzi Kinderheim Greifswald

    De Spökenkiecker von nix kümmt nix

    Einmal editiert, zuletzt von Fritz-51 ()

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