ZitatAlles anzeigenStudie zeigt: So verdrängen Deutsche den Ukraine-Krieg
Nach einer kollektiven Schockstarre zu Kriegsbeginn Ende Februar werde zurzeit mit allen Kräften versucht, Normalität zu beschwören, sagte der Psychologe Stephan Grünewald, Gründer des Rheingold-Instituts, am Dienstag in Köln. [.....]
Die Schockstarre vom Anfang sei auf Dauer nicht durchzuhalten, sagte Grünewald der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb werde nach dieser ersten Phase nun versucht, die Kriegswirklichkeit aus dem Alltag auszublenden. [.....]
Viele Menschen hätten zum Beispiel Eilmeldungen auf dem Handy deaktiviert oder hörten gezielt nur noch jenen Experten zu, die die Kriegsgefahr relativierten.[.....]
"Man filtert die Wirklichkeit", folgerte Grünewald. "Quer durch die Milieus haben die Menschen ihr Medienverhalten geändert.[.....]
In den tiefenpsychologischen Gruppendiskussionen und Interviews hätten die Teilnehmenden immer wieder versucht, das Thema Ukraine-Krieg zu umschiffen. Sie hätten lieber über etwas anderes gesprochen, etwa über Corona. Die Pandemie sei nach mehr als zwei Jahren vertrautes Terrain.
Man habe zudem das Gefühl, das Risiko durch das eigene Verhalten beeinflussen zu können. Beim Krieg sei das nicht der Fall.[.....]
.... die Kriegsrealität verfolge die Menschen bis in ihre Träume und finde Eingang in ihre Sprache. Bezeichnenderweise werde jetzt nicht mehr wie in der Corona-Pandemie von "hamstern" gesprochen, wenn es um das Anlegen von Vorräten gehe, sondern von "bunkern". [.....]
Mit unterschiedlichen "Strategien der Selbstbeschwichtigung" versuchten die Menschen, die Kriegsangst in den Griff zu bekommen.
Die einen gehen demnach ins Fitness-Studio, um sich für die harten Zeiten zu stählen. Die anderen suchen die Geborgenheit der Familie oder des Freundeskreises. Wieder andere geben sich dem Genuss hin, wollen noch besonders viele schöne Momente mitnehmen, bevor vielleicht bald alles vorbei ist. [.....]
Andere wiederum lenken sich ab oder werden kalt wie Stein.