Kinderheim Halberstadt Ernst-Thälmann-Straße Säuglingsheim

Hallo ,

Ich war als Säugling in dieser Einrichtung für 3 Jahre.Von 1967- 1969 von Geburt an.Meine Mutter war alleinerziehend und musste arbeiten.Sie hat mich Montags früh zum Dauerheim gebracht und Freitags nach der Arbeit abgeholt.An den Wochenenden war ich zu Hause.Gute Erinnerungen habe ich von dem Heim nicht.Ich habe als Säugling eine Hauterkrankung gehabt,eine große Flechte im Gesicht.Ich war damals erst 3 Jahre alt,und die Flechte hat ganz doll gejuckt.Man hat mir damals meine Hände deswegen verbunden,weil ich immer gekratzt habe.Ich musste mit anderen Kindern den ganzen Tag im unserem Bett liegen bleiben.Man hat uns nur zu den Mahlzeiten rausgenommen.Meine Mutter kam damals zum Besuch und hat es gesehen das meine Hände mit einem großen Tuch gefesselt waren.Das war der Grund warum mich meine Mutter aus diesem Heim rausgeholt.Meine Mutter müsste trotzdem in 3 Schichten arbeiten.Meine Mutter hat mich dann nach meine Oma abgeschoben,darum bin ich ein Oma Kind,. Früher wie heute.Meine Mutter hat ihren ganzen Frust und Ärger an mir ausgelassen,auch ihre ganze schlechte Laune.Ich müsste mir immer von ihr anhören, Hätte ich dich bloß damals weggemacht und abgetrieben.Sie hat mich auch mein ganzes Leben nach meiner Entlassung fertig gemacht, schlecht gemacht.Meine Mutter lebt nicht mehr.Ichbin das letzte Jahr vor ihrem Tod,einen Schritt auf sie zugegangen und habe ihr verziehen.Auch damit sie ihren Frieden findet.Ich bin auch sehr stolz darüber ,das ich diesen Schritt auf sie zumachen könnte.Meine Mutter hat sich bei mir nicht entschuldigt dafür,aber ich habe doch gemerkt das es ihr leid getan hatte.Ich habe das letzte Jahr bis zu ihrem Tod nur das eine Mal Kontakt aufgenommen,aber auf meine Mutter ihren Wunsch.Man hat mir gesagt,das meine Mutter gern Kontakt zu mir hätte,und das sie sich darüber sehr freuen würde.Ich bin die einzige in meiner Familie ,die sich um meine Mutter gekümmert hatIch bin für sie einkaufen gegangen aber alles gemacht was sie nicht mehr selbst machen könnte.Wir sind auch zusammen noch weggegangen.Ich habe sehr schöne Erinnerungen mit meiner Mutter ,von dem ganzen 1 Jahr.Auch ich habe meinen Frieden gefunden und bin ihr wegen nichts mehr böse.Auch wenn ich Mal auf den Friedhof gehe,besuche ich sie auch und nehme Blumen für sie mit.Es ist ein sehr befreiendes Gefühl und ich möchte es auch nicht missen.

Liebe Grüße von Matze

Liebe Matze,

eine sehr traurige und zugleich rührende Geschichte, die du da mit dir herumtragen musstest. Ich weiß gar nicht, wie man darauf geeignete Worte finden kann, außer dass ich dich jetzt mal drücken würde wollen.

Meine Schwiegermutter war übrigens in den 70igern bis 80igern als Erzieherin in einem Wochenheim tätig, nur 8 - 10 Jahre etwa.

Eine Weile - doch wie lange kann ich nicht sagen - war auch ich in so einem Heim. Die Gründe waren ganz ähnlich wie bei dir. Überforderung als alleinstehende Mutter.

Sie waren einerseits notwendig, diese Heime, andererseits für Betroffene eine oft bittere Erfahrung obwohl man sie nur im Unterbewusstsein hat machen können.

Liebe Grüße

Axel