Glückstadt in Schleswig-Holstein
Unwürdige "Umerziehung"
Kiel/Glückstadt - Tausende Kinder und
Jugendliche waren zwischen 1949 und 1974 im Landesfürsorgeheim
eingesperrt. Wurden gedemütigt, misshandelt, zu unentgeltlicher Arbeit
gezwungen. "Umerziehung" lautete das Ziel. Die Vorgänge im
Landesfürsorgeheim Glückstadt sollen
jetzt anhand von über 8000 Akten im Landesarchiv systematisch
aufgearbeitet und die Ergebnisse in einer Ausstellung im Landeshaus Ende
2009 präsentiert werden. Das ist das Resultat des "2. Runden Tisches
zur Fürsorgeerziehung", der am Wochenende in Kiel stattfand und der auch
zeigte: Glückstadt ist kein Einzelfall gewesen.
Der frühere Segeberger Landrat Georg Gorrissen steht den Betroffenen ab
sofort als unabhängiger Ansprech- und Beratungspartner zur Verfügung (zu
erreichen über E-Mail georg@georg-gorrissen.de).
Er rechnet damit, dass sich auch Betroffene aus anderen Heimen melden
werden. Wie jene 38-Jährige, die mit acht Monaten in ein Kinder- und
Säuglingsheim im Kreis Segeberg gebracht wurde und dort in den folgenden
zehn Jahren nach eigener Aussage "Gewalt, Missbrauch und Bestrafungen
wie Schlaf- und Essensentzug in einem unerträglichen Ausmaß miterleben
musste, bis die radikale Wende in der Sozialpädagogik Einzug hielt".
Gorrissen wird sich zudem der ungeklärten Todesfälle in Glückstadt
annehmen. Dazu zählen die bis jetzt amtlich festgestellten fünf
Selbsttötungen. Zudem geht es um einen Zögling, der aus dem Heim türmte
und in der Nähe von Heiligenstedten von einem Jagdpächter erschossen
wurde, sowie um zwei Zöglinge, die bei ihrer Flucht in der Elbe
ertrunken sein sollen.
kn-online.de/schleswig_holstein/aus_dem_land/?
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