Ich war von 1986-1988 im JWH
Crimmitschau in der Gruppe "Patriot", meine Erzieher waren Herr Glander, Herr Sternitzki, Frau John und eine ältere Frau, die immer ihren Hund, einen kleinen Rehpincher mitbrachte, an deren Namen ich mich aber leider nicht mehr erinnern kann. Herr Drewanz, war zu meiner Zeit kein Erzieher mehr sondern "nur"
noch Sportlehrer. Herr Oschem kenne ich auch noch als Erzieher der
Gruppe "Frieden", seine Frau hat während meines Aufenthaltes lediglich
in der Verwaltung gearbeitet, sie wäre wohl als Erzieherin kaum
"erfolgreich" gewesen, da sie viiiieeeeelll zu lieb war. Herr Siebert
ist mir auch noch bekannt, als ich das Akkordeon sah klingelte es direkt
bei mir. Er hat uns damit immer beim singen unterstützt. Jetzt überlege
ich gerade warum und wann haben wir eigentlich gesungen. Ich glaube das
war zu den wöchentlichen Appellen, welche immer Freitags nach der
Arbeit stattfanden und zu den monatlichen Heimvollversammlungen. Ich war
in meiner Gruppe Patriot übrigens lange Zeit als
Gruppenratsvorsitzender tätig, wozu man mich allerdings gezwungen hatte.
Freiwillig wollte sich das kaum einer antun, da man ja quasi zu einer
Art Handlanger der Erzieher gemacht wurde und bei Regelverstößen der
Kameraden mit über deren Sanktionen entscheiden mußte. In dieser
Funktion bin ich natürlich auch nicht um die Gestaltung der wöchentlich
zu erneuernden Wandzeitung gekommen. Eine unbeliebte Aufgabe, wie fast
alles was mit Gruppenrat zu tun hatte. Inhalt einer solchen Wandzeitung
waren z.B. der Wochenplan, welcher alle Vorhaben der Gruppe zeitlich
fest vorschrieb, der Ämterplan, an dem man entnehmen konnte ob man in
dieser Woche das Zimmer, die Küche oder die Toilette sauber zu machen
hatte. Das ganze mußte dann immer morgens vor der Arbeit und abends vor
dem schlafen gehen erledigt werden. Desweiteren fand man an der
Wandzeitung dann meist auch noch Meldungen zu irgendwelchen politischen
Themen mit Schlagzeilen wie: Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen
lernen usw. Das Thema GST war eigentlich immer eine willkommene
Abwechslung zu dem Alltag. Ich erinnere mich, dass wir im Früjahr und im
Herbst jeweils eine ca. 3 wöchige vormilitärische Ausbildung bekamen
und ich muß sagen es war erstaunlich zu sehen, zu was unsere Körper in
der Lage waren, 50 Liegestütze ohne Unterbrechung also am Stück waren
keine Seltenheit. Das Schießtraining war ein Teil der Ausbildung,
welcher natürlich sehr beliebt war.Der Ablauf war in etwa so: 100 m
Sprint dann jeweils 5 Schuß stehend, 100 m Sprint dann 5 Schuß liegend.
Einer der unangenehmsten, wenn nicht der unangenehmste Punkt dieser
Ausbildung war der Marsch von Zwickau, wo sich das Lager befand, zurück
nach Crimmitschau. Ich kann mich noch sehr gut an die blutigen Füße und
die damit verbundenen Schmerzen erinnern, links, links, links,2, 3, 4.
Wenn man so über einzelne Themen schreibt und nachdenkt gibt es immer
mehr was einem wieder einfällt aber ich weiß nicht, ob das überhaupt
jemanden interessiert. Was mich sogar brennend interessiert, sind Fragen
wie: Wer erinnert sich noch an Fr. Bär, Fr. Gärtner oder ganz besonders
an Fr. Lorenz, letztere hat sich mir als eine der sadistischsten Frauen
eingebrannt, ich sehe sie noch heute vor mir, wie sie mit einem lächeln
die jugendlichen in die Zelle oder nach Torgau geschickt hat. Ich denke
dieses selbstzufriedene lächeln war das Ergebnis eines Orgasmus,
welchen sie dabei bekam. Als ich das erste mal in die Zelle durfte,
mußte ich mich vorher bei Fr. Bär im Zimmer, der sogenannten staatlichen
Leitung, nackt ausziehen, bevor ich aber den stinkenden
Hosengummielosen Trainingsanzug und die Schnürsenkelfreien und ebenfalls
abartig stinkenden Turnschuhe anziehen durfte, forderte mich Fr. Bär
auf mich zu bücken und meine Arschbacken dabei auseinanderzuziehen, in
dieser Stellung mußte ich dann gefühlte 5 min ausharren. Als dieser
höchst peinliche und zutiefst entwürdigende Moment vorüber war, fragt
ich mich eigentlich nur über den Sinn. Suchte sie vielleicht einen 2ten
Schlüssel oder eine Säge? Ich kann nicht sagen, dass solche oder
ähnliche Erlebnisse mir schlaflose Nächte bereiten oder mich in
irgendeiner Form nachhaltig beschäftigen aber ich würde sonst was dafür
geben, diese Hyänen einfach mal zur Rede zu stellen. Mich interessiert
wie sie so werden konnten, waren sie zu ihren eigenen Kindern etwa genau
so, was war der Auslöser für solch ein Verhalten. Naja wir werden es
wahrscheinlich nie erfahren. OK, ich mach jetzt mal Schluß möchte Euch
aber noch bitten wenn Ihr noch Anmerkungen habt, schreibt sie hier rein.
Besonders würde ich mich über mehr Fotos aus Crimmitschau freuen. In
diesem Sinne verabschiede ich mich vorerst mit sozialistischem Gruß
;-);-);-) ,Volker.
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Egal ob Kinderheim, Spezialkinderheim oder Jugendwerkhof es gab in
allen Einrichtungen Erzieher, mit denen man gut und andere, mit denen
man weniger gut zurecht kam.Meine heutige Geschichte erzählt von einem Exemplar, dass man eher zur letzten Kategorie zählt.
Fahrradtour!
Auf dem Wochenplan stand, dass wir am Wochenende einen Ausflug zu
einer Art Abenteuerspielplatz für große Kinder machen wollten, dort kann
man sich an Seilen über Schluchten schwingen, auf einem riesigen
Trampolin springen und andere fantastische Dinge machen, bei denen
jugendliche ihre Kräfte messen und ihre Geschicklichkeit unter Beweis
stellen können. Anschließend wollten wir noch in irgendeiner Kneipe
einkehren, da wir ja nichts zu essen mitnahmen und das Ziel nicht gerade
um die Ecke lag.Der diensthabende Erzieher Herr Sternitzki, ein eigentlich sehr gut
aussehender Mann mittleren Alters mit kräftiger Figur aber durch seine
Linientreue, Steifheit und Inkompetenz ein wahrlich unbeliebter
Zeit(Genosse), kam am Vorabend zu mir und erteilte mir und meinem
Kameraden Namens Thomas Schubert den Auftrag, in den JWH-eigenen
Fahrradschuppen zu gehen und für jeden Jugendlichen unserer Gruppe ein
Rad fahrtüchtig zu machen. Wir freuten uns in erster Linie über die
Zeit, in der wir ohne Aufsicht draußen waren und unter dem Genuß der
einen oder anderen Kippe erledigten wir unseren Auftrag aber
selbstverständlich zur vollsten Zufriedenheit.Am nächsten Morgen war es endlich soweit, wir "sattelten die Pferde"
und los ging´s. Alles fing gut an,die Laune war prächtig, das Wetter
war super, wir kamen gut voran.Natürlich konnte man bei einer Gruppe jugendlichen unserer Sorte
nicht davon ausgehen, dass wir wie an einer Perlenkette die ganze
Strecke artig hintereinander her fuhren und für jeden anderen Erzieher
wäre das wahrscheinlich auch kein Problem gewesen, wenn sich die Gruppe
etwas, sagen wir mal auseinander zieht, zumahl wir von Zeit zu Zeit
immer wieder auf den Rest gewartet haben. Durch Herr Sternitzki´s
nervige Art wurde das ganze für uns aber zu einer Art Spiel und
entwickelte nach und nach eine gewisse Eigendynamik bei der wir uns nun
schon sehr weit von der Gruppe entfernten. Als ich mich nach einer
ganzen Weile Radsprint mal wieder umdrehte, war auf der Straße, die
kilometerweit geradeaus ging niemand mehr zu sehen und wir beschlossen
dann doch lieber mal wieder zu warten. Direkt linker Hand war ein
riesiger Stausee, an desem Hang es sich ein paar Angler mit ein paar
Flaschen Bier gemütlich machten, wir träumten davon uns dazu zu setzen
und auch ´ne Hefebrause zu süffeln, als uns die Realität in Form eines
kleinen roten punktes am Horizont einholte, welcher immer größer wurde
und sich als aüßerst wütender Herr Sternitzki entpuppte. Als er bei uns
ankam war er nicht nur völlig außer Atem, sondern auch völlig außer sich
vor Wut, er schnappte sich Frank Siegel, den schmächtigsten von uns und
fing an an ihm zu zerren und ihn zu schütteln. Einer der Angler, der ja
nun schon einige Biere auf der Leber hatte sah das und beschloss dem
armen Frank zu Hilfe zu kommen. Er sprintete in einem für seinen Zustand
immer noch beachtlichem Tempo den Hang hinauf, Sternitzki, der dies
bemerkt hatte, ließ von Frank ab, drehte sein Fahrrad um und fuhr so
schnell er konnte zurück zur Gruppe. Wir folgten ihm und als wir dort
ankamen mußten wir natürlich umgehend von seiner Heldentat berichten,
mir tat jedoch leid, dass es nicht alle sehen konnten aber da wir ja
ZURÜCK zur Gruppe gefahren sind, bedeutete das ja, dass wir noch einmal
bei den Anglern vorbei kamen. Ich witterte meine Chance, setzte mich
erneut von der Gruppe ab, nur soweit um dem Angler noch mal für seine
freundliche Unterstützung zu danken, als der die Situation erkannte,
suchten seine Augen sofort nach Herr Sternitzki, welcher sich ja am Ende
der Gruppe befand. Zurückblickend möchte ich wetten,dass selbst ein
gedopter Lance Armstrong nicht das Tempo halten könnte, was Herr
Sternitzki in diesem Moment vorgab, um der Situation zu entkommen. Zu
unserem Bedauern entkam er, wir amüsierten uns aber trotzdem köstlich
und fuhren danach ziemlich geordnet weiter. Nach einer schier nicht
enden wollenden Steigung wurden wir ermahnt, oben auf dem Berg noch mal
anzuhalten, um uns einer Unterweisung in Sachen Serpentine zu stellen,
wir sollten langsam, vorsichtig und unter gegenseitiger Rücksichtnahme
die Kurvenreiche Straße hinunterfahren. Die letzten Worte waren noch
nicht verhallt, als der erste schon die Strecke mit der Nase vermessen
hatte, für mich eher untypisch hielt ich mich aufgrund dessen etwas
zurück und konnte dabei schon den nächsten sehen, der sich nun plötzlich
für die Off-Road Strecke entschied. Ich fuhr weiter und mußte mit
ansehen, wie der vor mir fahrende Mario Schmitz, wie von Geisterhand
gelenkt, auf eine dicke Eiche zusteuerte, ihn hatt es von uns allen am
schlimmsten erwischt, sein Fahrrad war total verzogen und wir konnten
nur durch vereinte Kräfte sein Vorderrad soweit vom Rahmen wegziehen,
dass er überhaupt noch weiterfahren konnte. Damit hatte sich das Thema
Abenteuerspielplatz endgültig erledigt und wir mußten sogar ohne
irgendwo unsere knurrenden Mägen zu sättigen au direktem Weg zurück in
den JWH. Tja sowas kommt von sowas! In diesem Sinne, liebe Grüße,
Volker. -
Geile Sache! Mir haste du die Geschichte ja schon persönlich erzählt. Als ich aber mit dem Lesen begann, musste ich dennoch bis zu Ende lesen, weil es einfach sehr gut geschrieben ist.
Ich hoffe für dich, dass eines Tages, Kumpels hier eintreffen, mit denen du gemeinsam über solche Geschichten plaudern kannst. Bitte mache weiter so, so wie du es kannst und Lust hast dazu. Lasse dich nicht davon beeinflussen, dass sich noch keiner aus deinem Heim gemeldet hat. Die Leute kommen schon irgend wann. Und falls nicht, hast du andere leute mit deinen Geschichten glücklich gemacht.
Im Heim, aus dem wir uns kennen, können wir ja auch ein paar Geschichten schreiben, auch wenn dir wohl mehr als mir dazu einfällt. Und immerhin sind wir, die ja schon mal etwas aktiv hier vertreten sind, schon Zwei. Und wenn wir Mario noch etwas auf die Füße treten oder durch Geschichten animieren :), dann auch schon Drei.
Wir lesen und hören uns ...
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