Vorab möchte ich erwähnen, daß ich einige Schlussfolgerungen bezüglich des Werdegangs nach dem Heimaufenthalt, nicht nachvollziehen kann.
Manche hatten einen leichten Start und manche eben nicht, je nach dem wie die Umgebungsbedingungen es gerade zugelassen haben.
Bei "Versagen"/ Rückfall, dem Heimaufenthalt die Schuld zu geben, halte ich persönlich für nicht selbstkritisch genug, vor allem auch nicht hilfreich für das eigene Leben.
Jeder ist seines Glückes Schmied, aber jeder hat auch andere Startvoraussetzungen, welches zu Bedenken gilt.
Es liegt letztlich an dem eigenen Selbstvertrauen, der Charakter- und Willensstärke eines jeden einzelnen, um Herausforderungen in den Griff zu bekommen, und ein gesetztes Ziel auch tatsächlich zu erreichen..
Das ist aber nur meine bescheidene Meinung und daher äußerst relativ.
Ich selber hatte auch keinen guten Start nach meinen Heimaufenthalten, die Bedingungen waren nicht optimal und ich habe einige Jährchen gebraucht, um das in den Griff zu bekommen. Habe mich aber deshalb nie als Verlierer gesehen, und bin immer mit erhobenen Kopf weiter gegangen.
Man sollte auch nicht die positiven Dinge vergessen, die einem im Heim beigebracht wurden, Nähen/stopfen, Sauberkeit, Ordnung, etc. Das sind Dinge, die gleichaltrige zu Hause in der Art nie beigebracht bekommen haben. Welche Eltern lehren ihrem Kind schon wie man Socken und Risse in Kleidung flickt, welcher Junge muss schon zu Hause putzen, Bett machen, seine Stullen selber schmieren, etc etc.
Ich bin direkt in die Ausbildung als Tiefbau FA aus dem Heim entlassen worden.
Eine sinnvolle Absprache meiner Eltern mit dem Ausbilder war gewesen, das niemand erfährt, das ich im Heim gewesen bin, um eben etwaige Vorurteile, die zu einer Belastung oder Ausgrenzung und damit Erschwerung für den Neustart führen können, von vorneweg aus zu schliessen.
Im ersten halben Jahr hat das wunderbar funktionert, ich hatte einen tollen Ausbilder.
Der hat sich dann allerdings zu Ruhe gesetzt und wir haben einen Neuen, einen richtigen Vollidioten, besser gesagt Fachidioten, als Lehrmeister bekommen.
Der hat sich dann nicht mehr an die Absprache gehalten und war selber als Person auch absolut wiederlich.
Schleimscheisser wurden gehätschelt, und wer ihm nicht zu Diensten war, Frühstück abholen, Einkaufen gehen, Botendienste leisten, Kaffee kochen, Schuhe putzen und solchen Schwachsinn, der wurde gegängelt, hat grundsätzlich schlechte Noten bekommen und auch seine Beurteilungen, waren entsprechend schlecht.
Ein A...-Loch, wie er im Buche steht.
Meine Eltern haben den Braten allerdings anfänglich nicht gerochen, und ich hab deshalb viel Ärger zu Hause gehabt.
Später dämmerte ihnen etwas, und sie haben mitbekommen, wie mein Lehrmeister seine Azubi Truppe führt und sind ihn massiv angegangen.
Dieses 1 Jahr war auch für mich wie ein "Rückfall" habe keinen Sinn gesehen, mich weiterhin den allgemeinen Erwartungen anzupassen. Ich habe grundsätzlich schlechte Noten und Bewertungen bekommen. Soetwas ist sehr zermürbend. Aber ich hatte noch nicht ganz aufgegeben.
Und letztlich war es wichtig die Ausbildung mit Abschluß zu beenden und das habe ich auch getan, wenn auch nur mit Durchschnitt 3.
Von da an war ich übrigens auch den "Makel" des Heimkindes los.
Ich suchte nach beruflichen Möglichkeiten, bei denen ich Spaß und Freude hatte, und bin quasi mit 19 wirklich in mein eigenes Leben gestartet, so wie ich es mir vorstellte.
Dann sind natürlich noch viele taktische Patzer gekommen, war ja noch ein "Eleve", aber habe meist immer aus allen Fehlern gelernt.
Mit 20 war ich bereits Scheinselbstständig in der DDR und habe mein Wissen und meine Erfahrungen immer weiter und weiter ausgebaut, weil ich es so wollte, weil es Spaß gemacht hat und weil ich Ziele definiert habe. Und es hat sich immer ausgezahlt!, denn von nix kommt nix.
Wenn ich Mist gebaut habe, Fehler gemacht habe, etc, musste ich "meine Suppe natürlich auch selber auslöffeln", wichtig bei jedem Misserfolg, Faupax oder groben Fehler war gewesen, 1. dazu zu stehen, auch sich selber gegenüber, und 2. die besagte " Suppe auch auslöffeln".
Erst dann hat man den Punkt erreicht, um aus diesem Fehler nachhaltig zu lernen.
Und ich schliesse nun diesen kleinen Exkurs aus meinem Leben damit: alles was wir tun, hat Folgen.
Es ist an uns selbst, unser Tun präszise auszusteuern, und nach Möglichkeit jede Handlung vorab genau zu analysieren, auf Folgen und darüber hinaus gehende weitere Folgen,..wie ein Schachspiel.
Deshalb lasse ich nicht gelten, nur weil ich ein Heimkind gewesen bin, ein Versager zu sein.
Es liegt an jedem selbst, sich zusammen zu reissen und seine eigenen Ziele zu definieren und im Idealfall auch direkt zu verfolgen, und zwischendurch eben auch nicht aufzugeben.
In diesem Sinne, einen schönen nachmittag euch allen.
Lutz