Beiträge von micky

    Bis zu 16.000 Euro
    Berlin entschädigt misshandelte Heimkinder
    Mittwoch, 28. Dezember 2011 11:20 - Von Christine Kensche


    Der Berliner Senat will ab Mitte Januar 2012 eine Beratungsstelle für misshandelte Heimkinder einrichten. Sie soll Anträge auf Entschädigung prüfen. Den Opfern stehen bis zu 16.000 Euro zu.
    In West-Berlin und Westdeutschland gab es zwischen 1945 und 1975 insgesamt 800.000 Heimkinder. In der DDR waren es 120.000


    Sie wurden geprügelt, gedemütigt und missbraucht. Nun können ehemalige Heimkinder auf eine baldige Entschädigung hoffen. Der Berliner Senat will ab Mitte Januar 2012 eine Beratungsstelle für misshandelte Heimkinder einrichten, die Anträge auf finanzielle Leistungen prüfen soll. Diese Maßnahme ist Teil des bundesweiten „Fonds Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949–1975“, der von dem Runden Tisch Heimerziehung empfohlen wurde und jetzt in die Praxis umgesetzt werden soll.


    120 Millionen Euro umfasst der Fonds insgesamt, der zu je einem Drittel vom Bund, den Kirchen und den betroffenen Ländern gemeinsam mit den Kommunen finanziert wird. Berlin beteiligt sich mit 1,1Millionen Euro. Vorerst ist lediglich eine Entschädigung von Opfern aus den alten Bundesländern und West-Berlin vorgesehen. Der damalige Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte aber bereits im Sommer 2011 angekündigt, auch ostdeutsche Opfer finanziell zu entschädigen. Eine Arbeitsgruppe des Bundes und der östlichen Bundesländer will dazu bis Ende März Ergebnisse präsentieren.


    Insgesamt 100 Millionen Euro sollen an westdeutsche Opfer fließen, die Folgeschäden aus der Heimerziehung, wie etwa Traumatisierungen oder „besonderen Hilfebedarf“ nachweisen können, heißt es in einer Vorlage des Senats an das Abgeordnetenhaus. 20 Millionen Euro stehen für Rentenersatzzahlungen zur Verfügung. Viele Heimkinder wurden ab ihrem 14. Lebensjahr zu Arbeiten verpflichtet. Bei einem Teil der Kinder führten die Heimleitungen jedoch die Beiträge zur Sozialversicherung nicht ab, woraus den Betroffenen später Nachteile bei der Rentenberechnung entstanden. Diese sollen durch die Ersatzzahlungen ausgeglichen werden. Vorwiegend aber soll Hilfe in Form von Sachleistungen wie der Finanzierung von Therapiemaßnahmen oder ambulanten Pflegekräften gewährt werden. Pro Antragsteller sind nach Angaben der Senatsverwaltung für Bildung bis zu 10.000 Euro an Hilfen vorgesehen; im Falle einer nicht angerechneten Arbeit im Heim noch einmal 6000 Euro zusätzlich an ausgleichenden Rentenzahlungen.
    Die Studie „Heimerziehung in Berlin – West 1954–1975, Ost 1945-1989 schildert drastische Zustände in Berlins Heimen. Experten schätzen, dass es in West-Berlin in dem Zeitraum bis zu 30.000 Heimkinder gegeben hat. In Westdeutschland und West-Berlin gab es zwischen 1945 und 1975 800.000 Heimkinder, 120.000 in der DDR bis 1989. Der Bericht benennt etliche Einrichtungen, in denen Kinder misshandelt wurden – darunter das Kinderheim Königsheide, das Paul-Wenzel-Heim in Wannsee oder das Haus Conradshöhe in Tegel. Demnach litten die Kinder unter Schlägen, Isolation und sexuellen Übergriffen.


    „Berlin hat mit der Dokumentation die Aufarbeitung vorangetrieben und dem Leid der Heimkinder eine Stimme verliehen“, sagte Sigrid Klebba, Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Bildung, Morgenpost Online. Dieses Unrecht könne zwar nicht ungeschehen gemacht werden, „aber wir können und müssen den Weg der Wiedergutmachung gehen“. Betroffene können ab Mitte Januar 2012 bis Ende 2014 Anträge auf Entschädigung einreichen. Berlin hat die gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mit der Prüfung beauftragt. Der Verein Ehemaliger Heimkinder setzt jedoch wenig Vertrauen in die neu geschaffene Beratungsstelle: „Die Hürden sind so hoch angesetzt, dass wohl kaum jemand eine Entschädigung bekommen wird“, sagte der Vereinsvorsitzende Dirk Friedrich.


    „Wir setzen auf schnelle und unbürokratische Hilfe“, sagt Thorsten Metter, Pressesprecher der zuständigen Senatsverwaltung für Bildung. Für die Entschädigung muss der Hilfesuchende belegen können, dass er unter Folgeschäden durch die Heimerziehung leidet. „Das ist oft nicht einfach, da diese Zeit lange zurückliegt“, räumt Metter ein. „Aber die Nachweispflicht wird großzügig gehandhabt.“ Opfervertreter sehen diese Ankündigung skeptisch. Dirk Friedrich vom Verein Ehemaliger Heimkinder, der bundesweit rund 500, in Berlin etwa 30 Mitglieder hat, kritisiert: „Die Hälfte der Betroffenen verfügt maximal über eine Fotokopie ihrer letzten Heimakte. Wie sollen sie eine angemessene Entschädigung bekommen?“ Auch dass die Hilfen in Form von Sachleistungen gewährt werden sollen, lehnt er ab. „Wir fordern eine allgemeine monatliche Opferrente von 300 Euro“, so Friedrich.


    Das Recht auf Entschädigung geht auf eine Initiative ehemaliger Heimkinder zurück, die sich 2006 an den Petitionsausschuss des Bundestages gewandt hatten. Der Runde Tisch Heimerziehung erarbeitete daraufhin eine Entschädigungslösung, welche der Bundestag im Juli 2011 auf den Weg brachte.



    Quelle: Berliner Morgenpost

    Diakonie Bayern: Aufarbeitung des Heimkinderskandals
    Entschädigungslösung erarbeitet - 27.12. 17:34 Uhr


    NÜRNBERG - Mehr als 700.000 Kinder und Jugendliche waren in den 1950er und -60er Jahren in Heimen der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege untergebracht. Nicht wenige erlitten Verletzungen an Leib und Seele. Ein Runder Tisch aus Vertretern der Betroffenen und der ehemaligen Heimträger hat in den vergangenen Jahren das Geschehen aufgearbeitet und eine Entschädigungslösung erarbeitet.


    Für die Diakonie Bayern in Nürnberg war der zweite Vorsitzende Jörg Kruttschnitt daran beteiligt. Zum Jahresende wechselt er in den Vorstand des Bundesverbands der Diakonie nach Berlin. Ein Gespräch.


    Als Jörg Kruttschnitt Anfang 2000 in die Zentrale des Diakonischen Werks Bayern in die Pirckheimerstraße in Nürnberg kam, „hatte ich ganz andere Themen auf dem Schirm“, wie der promovierte Theologe und Jurist bekennt. Die Diakonie hatte, wie auch andere Wohlfahrtsverbände, damit zu tun, sich als Träger sozialer Leistungen in einem immer schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld zu positionieren – zum Beispiel mit der Einführung der Pflegeversicherung. Als aber 2006 die Debatte um die Leiden der ehemaligen Heimkinder an Fahrt gewann, war schnell klar, dass die Aufarbeitung des Geschehenen ebenfalls zu Kruttschnitts Arbeit gehören würde.




    Aus dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags war die Anregung gekommen, einen Runden Tisch einzuberufen, um das Geschehende aufzuarbeiten. „Es war relativ schnell klar, dass man da etwas tun muss“, erinnert sich Kruttschnitt.


    Klar war von Anfang an aber auch, so Kruttschnitt, dass „sämtliche juristische Ansprüche unstrittig verjährt“ waren. Doch ein Bestreben, das Geschehene kleinzureden „war am Runden Tisch niemals vorhanden“, betont er. Es habe von Anfang an keinen Zweifel daran gegeben, dass das, was den Betroffenen als Kindern und Jugendlichen widerfuhr, schrecklich war, aus heutiger Sicht völlig unvorstellbar.


    Kruttschnitt bezeichnet die damals den Kindern angetane Pädagogik als „organisierten Liebesentzug“. Zwischen Betreuer und Kind sollte keinerlei langfristige Bindung aufkommen. Die Kinder seien völlig ohne Bezugsperson gewesen, also das genaue Gegenteil von dem, was Pädagogen heute als wichtig erachten. Kruttschnitt: „Man hat die Kinder spüren lassen, dass sie eigentlich unerwünscht sind, das bekamen sie auf allen Kanälen gesagt.“


    Wieviele Menschen in jungen Jahren in Einrichtungen der bayerischen Diakonie möglicherweise misshandelt wurden, „wissen wir bis heute nicht genau“, sagt der scheidende bayerische Diakonievorstand. Kruttschnitt geht von deutlich unter 3000 aus. An ihn persönlich hätten sich „mit Sicherheit nicht mehr als zehn Betroffene“ gewendet.


    Kaum exakt bezifferbar sei die Zahl Betroffener nach Kruttschnitts Meinung vor allem deshalb, weil viele Scheu hätten sich zu offenbaren. „Das Brutalste in diesem Zusammenhang ist die Scham“, meint Kruttschnitt. „Das hätte ich vorher nicht geglaubt.“ Doch Kruttschnitt berichtet von Menschen, die bis heute nicht einmal ihrem Ehepartner erzählt haben, was ihnen als Kind widerfahren ist.


    „Das Wichtigste, was der Runde Tisch erreicht hat, ist die Rehabilitation, die Entstigmatisierung der Betroffenen“, stellt Kruttschnitt zufrieden fest. Dazu kommt die monetäre Entschädigung, die Kruttschnitt als „typischen Kompromiss“ bezeichnet, weil keiner der Beteiligten zu einhundert Prozent damit zufrieden sei – nicht die Vertreter der Betroffenen und nicht die, die heute die Verantwortung für die Untaten von damals übernehmen müssten. Gerade weil das so ist, spricht Kruttschnitt von einem „guten Kompromiss“.


    Die bayerische Diakonie beteiligt sich mit einer Million Euro am Entschädigungsfonds, der ein Gesamtvolumen von 120 Millionen Euro umfassen wird. Die Mitgliederversammlung hat beschlossen, dass sich alle etwa 1350 Mitglieder der bayerischen Diakonie mit einer an ihrem jeweiligen Umsatz bemessenen Umlage beteiligen. Bei manchem mache das zusätzlich 60 Prozent vom Mitgliedsbeitrag aus, was nicht leicht zu stemmen sei. Dennoch sei die Entscheidung in der Mitgliederversammlung ohne Gegenstimme gefallen, wenn auch mit ein paar Enthaltungen. Dies sei „eine Frage der Verantwortung“ gewesen, meint Kruttschnitt.


    Entschädigung soll demnach bekommen, wer mit Fakten glaubhaft belegen kann, dass er/sie zu den Betroffenen gehört. Die Obergrenze soll voraussichtlich bei 10000 Euro liegen. Verwaltet wird der Fonds vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (früher Bundesamt für Zivildienst).


    Strafrechtliche Folgen für die „Täter“ von damals wird es nicht geben, weil die Taten verjährt sind. Unter anderem deshalb baten die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) und die Diakonie die misshandelten Heimkinder in einer offiziellen Erklärung nicht um Entschuldigung, sondern um „Verzeihung“, übrigens „auf Wunsch eines der Betroffenen“, erklärt Kruttschnitt. Außerdem hätte der Terminus „Entschuldigung“ juristische Probleme bereiten können.


    Ab Januar wird Jörg Kruttschnitt im Vorstand des Diakonie-Bundesverbandes dazu beitragen, „die Organisation so weiter zu entwickeln, dass die Arbeit der Diakonie weiterhin optimal gefördert wird“. Sorgen macht ihm dabei die sogenannte Instrumentenreform, mit der Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Förderinstrumente der Bundesagentur für Arbeit auf die Integration in den ersten Arbeitsmarkt konzentrieren will. Nicht nur die Diakonie befürchtet, dass Langzeitarbeitslose darunter leiden. Kruttschnitt will verhindern, dass „spezialisierte und sehr hilfreiche Strukturen“ zerschlagen werden, die über Jahre hinweg aufgebaut worden sind.



    Quelle: NZ Nürnberger Zeitung

    Wiener Sonderlandtag (1)
    Utl.: "Missbrauchsskandale in Wiener Heimen - agieren statt reagieren", eingebracht von der FPÖ =




    Wien (OTS) - Es gehe nicht darum, politisches Kleingeld zu
    wechseln, so LAbg Mag. Johann Gudenus (FPÖ) in seiner Begründung.
    Vielmehr müssten Taten und Netzwerke "vor den Vorhang". Der SPÖ warf
    er diesbezüglich Vertuschung vor. Man habe Gespräche mit Opfern
    geführt, viele seien an den schrecklichen Erlebnissen zerbrochen.
    Deshalb müsse man jetzt untersuchen, was aus den damaligen
    Heimkindern im späteren Leben geworden sei. "Die Misshandlungen
    hatten System" und seien keine Einzelfälle gewesen. Zudem stoße man
    bei vergangenen Vertuschungen immer auf "rote Parteigänger". Auch
    hier sei die Historikerkommission gefordert. Aus seiner Sicht brauche
    es jedenfalls eine gemeinderätliche Untersuchungskommission um hier
    objektiv aufzuklären. Das Wichtigste für die Opfer sei nicht die
    finanzielle Entschädigung sondern eben diese Aufklärung. Seitens der
    FPÖ werde man zudem einen Antrag zur Adaptierung des
    Jugendwohlfahrtsgesetzes einbringen. Kritik übte Gudenus sowohl an
    der eingesetzten Kommission für die Vorkommnisse am Wilhelminenberg
    als auch an deren Leiterin Barbara Helige. Er fordere eine
    schonungslose Aufarbeitung und harte Strafen für die Täter, so
    Gudenus abschließend.


    LAbg Mag.a Ines Anger-Koch (ÖVP) machte darauf aufmerksam, dass man
    in Gesprächen mit den zuständigen Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ)
    eine lückenlose Aufklärung vereinbart habe. Aus ihrer Sicht seien
    aber noch einige Frage offen, darunter die eventuelle Verlängerung
    der Meldefrist für Opfer und die notwendige Entbindung von befragten
    Zeitzeugen von der Amtsverschwiegenheit. Seitens der ÖVP wolle man
    eine Kinderschutz-Ausbildung und eine Aufstockung des Personals der
    MA 11. Weiters fordere man Einblick in erste Ergebnisse der
    Recherchen der Untersuchungskommission, nicht nur eine Weiterleitung
    derselben an die Staatsanwaltschaft.


    LAbg Birgit Hebein (Grüne) meinte, dass die Unterstellungen der FPÖ
    die tatsächliche Aufklärung nur behindern würden, der FPÖ seien die
    Opfer egal. Die Vorwürfe von Gudenus bezeichnete Hebein als
    zusammenhanglos, es werde sehr wohl versucht, daraus politisches
    Kleingeld zu schlagen. Es gebe eine Historikerkommission zur
    Aufklärung der Geschehnisse, den Weißen Ring für Entschädigung und
    Betreuung sowie eine eigene Untersuchungskommission für die
    Ereignisse am Kinderheim Wilhelminenberg. Diese müsse man jetzt in
    Ruhe und ohne Polemik arbeiten lassen. Zudem sei die Frage zu
    stellen, wie jene Menschen reagiert hätten, die die Ereignisse
    mitbekommen haben. Auch eine Stigmatisierung der Jugendlichen die in
    Heimen untergebracht waren, wäre aufzuklären. Damit sei es auch
    politischer Auftrag die heutige Situation zu reflektieren. Die
    Forderungen der FPÖ zur härteren Jugendstrafbestimmungen seien
    diesbezüglich vollkommen kontraproduktiv. Die Grüne Forderung: Eine
    Bundesweite Untersuchungskommission, Wien stehe mit den Vorwürfen
    nicht alleine da. (Forts.) kad/lit


    Rückfragehinweis:
    PID-Rathauskorrespondenz:
    wien.gv.at/rk/
    Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien (MA 53)
    Diensthabender Redakteur
    Telefon: 01 4000-81081


    Quelle : APA OTS

    Streit um Entschädigung für Heimkinder
    Missbrauch Länder wollen Hilfsfonds auch Verwaltungskosten entnehmen – Protest von Grünen


    Bund, Länder und Kirchen zahlen 120 Millionen Euro ein. Mit diesem Geld sollen Renten nachgezahlt werden.


    von Marco Seng


    Hannover - Von Januar 2012 an sollen frühere Heimkinder, die Opfer körperlicher, seelischer oder sexueller Gewalt waren, finanzielle Hilfen beantragen können. Rund 120 Millionen Euro wollen Bund, Länder und Kirchen in einen gemeinsamen Fonds einzahlen. Doch schon vor Beginn der Hilfsaktion droht Ärger, weil die Länder aus dem Topf ihre Verwaltungskosten bezahlen wollen. Bis zu zehn Prozent der Mittel sollen für die Finanzierung der geplanten Anlaufstellen verwendet werden.


    Dafür haben die Betroffenen keine Verständnis. Und auch aus der Politik regt sich Widerstand. „Die Beratungsstellen dürfen nicht aus dem Fonds finanziert werden“, sagte die Grünen-Fraktionsvize im Landtag, Miriam Staudte, dieser Zeitung. „Es ist verständlich, dass die ehemaligen Heimkinder sich schon wieder betrogen fühlen.“


    Der Arbeitskreis „Fondsumsetzung Heimerziehung“, in dem sich ehemalige Heimkinder engagieren, warf den Ländern vor, sich mit Hilfe des Bundes und der Kirchen aus der Verantwortung zu stehlen. „Wir können nicht glauben, dass das mit Ihrer Zustimmung geschieht“, schrieb der Arbeitskreis an verschiedene Länder, als er von den Absichten erfuhr.


    Im niedersächsischen Sozialministerium verweist man darauf, dass die Anlaufstellen „eine Lotsenfunktion bei der Ermittlung von Sozialleistungen und Unterstützung bei der Antragstellung“ gewährleisten sollen. Die Vereinbarung sehe vor, dass die Anlaufstellen aus dem Fonds finanziert werden, hieß es. Baden-Württemberg will Verwaltungskosten von rund 1,8 Millionen Euro geltend machen.


    Der Anteil Niedersachsens an dem Fonds wird sich in den Jahren 2012 bis 2015 voraussichtlich auf rund 4,54 Millionen Euro summieren. Von dem Geld sollen unter anderem Hilfen und Renten-Nachzahlungen für frühere Heimkinder finanziert werden.


    Der Heimkinder-Fonds ist Ende 2010 vom Runden Tisch Heimerziehung beschlossen worden. 700 000 bis 800 000 Kinder und Jugendliche lebten zwischen 1945 und 1975 in der Bundesrepublik in Heimen, die sich überwiegend in kirchlicher Hand befanden. Jugendliche mussten hart arbeiten. Lohn- und Rentenzahlungen wurden ihnen vorenthalten. Viele Heimkinder kämpfen noch heute mit den Folgen der Heimerziehung.


    Die SPD forderte, die ehemaligen Heimkinder beim Aufbau der Beratungsstellen einzubeziehen.



    Quelle NWZ online

    Landschaftsverband soll mehr zahlen
    Ehemalige Heimkinder demonstrieren für mehr Entschädigung


    21 ehemalige Heimkinder haben am Samstag in Münster höhere Entschädigungen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) verlangt. Sie zogen in einer kurzen Demonstration vom Hauptbahnhof zum nahe gelegenen Sitz des Landschaftsverbandes.
    21 ehemalige Heimkinder haben am Samstag in Münster höhere Entschädigungen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) verlangt. Sie zogen in einer kurzen Demonstration vom Hauptbahnhof zum nahe gelegenen Sitz des Landschaftsverbandes.
    (Foto: Marian Schäfer)



    Münster - Die Zahl der Demonstranten war unerwartet klein, der Unmut dafür umso größer: 21 ehemalige Heimkinder machten am Samstag ihrem Ärger Luft, marschierten vom Hauptbahnhof zum Landeshaus des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).


    Sie demonstrierten für mehr Gerechtigkeit und Wiedergutmachung - und stellten LWL-Jugenddezernent Hans Meyer stellvertretend für den Landschaftsverband zur Rede. Der LWL hatte in den 50er und 60er Jahren die Aufsicht über insgesamt 100.000 Kinder. Viele von ihnen hatten unter sexualisierter Gewalt, Bildungsentzug und Zwangsarbeit zu leiden.



    Der LWL hatte bereits im vergangenen Jahr in einer Dokumentation sein Versagen zugegeben. LWL-Jugenddezernent Hans Meyer sagte am Samstag: „Wir erkennen Ihr Leid an und wir stellen uns unserer Verantwortung.“


    Der Bund, die (elf westdeutschen) Länder und die Kirchen haben die Vorschläge des "Runden Tisches Heimerziehung der 1950er und 1960er Jahre" aufgegriffen und werden gemeinsam bis Ende des Jahres 2011 einen Entschädigungsfonds über insgesamt 120 Millionen Euro einrichten (jeweils 40 Millionen Euro). Das Land NRW beteiligt sich an dem Fonds mit insgesamt rund neun Millionen Euro, von denen der LWL 1,5 Millionen Euro zahlen wird.



    Kinder im Duschraum des Martinistiftes in Nottuln (Kreis Coesfeld) in den 1960er Jahren. Statt einer pädagogischen Betreuung, die auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet war, gab es oft eine bloße Massenabfertigung mit den Schwerpunkten Arbeit, Disziplinierung, Zucht und Ordnung.
    Kinder im Duschraum des Martinistiftes in Nottuln (Kreis Coesfeld) in den 1960er Jahren. Statt einer pädagogischen Betreuung, die auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet war, gab es oft eine bloße Massenabfertigung mit den Schwerpunkten Arbeit, Disziplinierung, Zucht und Ordnung.
    (Foto: LWL)



    Die Heimkinder fühlen sich allerdings sprichwörtlich über den runden Tisch gezogen: "Von den 20 Vertretern, die an dem Tisch saßen, waren nur drei ehemalige Heimkinder, die gar nicht wussten, was sie da am Ende wirklich zustimmten", erklärte Demonstrationsleiter Reiner Klein.


    Viele empfinden die Summe als zu klein. "Allein im Martinistift Appelhülsen wurden von Kriegsende bis 1967 237 Millionen Mark erwirtschaftet“, nannte Klein ein Beispiel. Insgesamt sei eine Summe von mehreren Milliarden erwirtschaftet worden.


    Die Heimkinder fordern eine Summe von 54.000 Euro als Wiedergutmachung pro Betroffenen. Von rund 800.000 betroffenen Heimkindern in der Zeit sehen sie 300.000 als Berechtigte an.


    Die Vorwürfe der ehemaligen Heimkinder über Misshandlungen, Arbeit ohne Lohn, fehlende Bildung und Lieblosigkeit sind nach eigenen Angaben des LWL in den vergangenen Jahren immer lauter geworden. Sie betreffen den LWL gleich dreifach: Der LWL war als "Maßnahmeträger" erzieherisch und finanziell für rund die Hälfte (6.000 bis 9.000 Minderjährige jährlich) aller in Westfalen untergebrachten Kinder und Jugendlichen allein zuständig, er betrieb eigene Erziehungsheime und er war ab 1962 Träger der neu eingeführten Heimaufsicht.


    VON MARIAN SCHÄFER


    Quelle : BBV Münsterland

    Fonds zur Entschädigung misshandelter Heimkinder beschlossen
    Veröffentlicht am 06.12.2011 um 18:10 Uhr von AB


    Das Land Berlin tritt einer Verwaltungsvereinbarung über die Errichtung, Finanzierung und Verwaltung eines Fonds bei, der ehemaligen Heimkindern, die Unrecht erfahren haben, entschädigen soll. Das hat der Senat am Dienstag auf Vorlage der Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Sandra Scheeres, beschlossen.


    Ehemalige Heimkinder, die in den alten Bundesländern und Berlin (West) Unrecht und Leid erfahren haben, sollen ab 2012 Hilfen erhalten, die geeignet sind, Folgeschäden entgegenzutreten. Dazu gehören z. B. Therapiekosten, Kosten für die Verwandtensuche, Unterstützung in besonderen Lebenslagen, die durch die Heimerziehung mit verursacht wurden, Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben im Alter (zum Beispiel zur Vermeidung von Heimaufenthalten) sowie die Erstattung von Rentenausfällen, soweit sie in früherer Zeit durch nicht gezahlte Beitragsleistungen seitens der Heime entstanden sind.


    Hierfür wird ein gemeinsamer Fonds über 120 Mio. € jeweils zu einem Drittel vom Bund, von den Ländern und den beiden Kirchen eingerichtet.


    Zur Annahme von Anträgen und zur Unterstützung der Antragstellerinnen und Antragsteller auf Leistungen aus dem Fonds wird eine Anlauf- und Beratungsstelle eingerichtet. Dazu läuft zurzeit eine Ausschreibung für einen Freien Träger. Der Zuschlag soll noch im Dezember erfolgen. Die Beratungsstelle soll dann im Laufe des Januars 2012 ihre Arbeit aufnehmen.


    Quelle : Stadtmorgen.de

    Home Nachrichten Mecklenburg-Vorpommern
    dpa vom 05.12.2011 12:46
    Kirche zahlt 58 000 Euro für Heimkinder


    Schwerin (dpa/mv) - Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Mecklenburgs beteiligt sich mit rund 58 000 Euro am Hilfsfonds für misshandelte Heimkinder der 1950er und 1960er Jahre. Die Kirchenleitung in Schwerin gab jetzt die erste Jahresrate in Höhe von 17 500 Euro frei, wie ein Sprecher am Montag mitteilte. Vorgesehen sind drei Jahresraten. Auf den Entschädigungsfonds in Höhe von insgesamt 120 Millionen Euro hatte sich der Runde Tisch Heimerziehung vor einem Jahr geeinigt.


    Die Evangelische Kirche trage zehn Millionen Euro bei, wovon die Landeskirchen acht Millionen Euro aufbringen müssten, erklärte der Sprecher. Zwei Millionen Euro übernehme die EKD. Mit dem Geld werden Menschen entschädigt und unterstützt, die in den 50er und 60er Jahren in Kinderheimen - darunter auch zahlreiche kirchliche Einrichtungen - misshandelt oder missbraucht wurden.


    Quelle : Ostsee-Zeitung.de

    Entschädigung für DDR-Heimkinder in Arbeit


    02.12.2011 |


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    Interessensvertretung will den Menschen helfen, die in DDR-Heimen gelitten haben


    Nach Opfern von Prügel-Kinderheimen im Westen sollen nun auch jenen Menschen entschädigt werden, die in DDR-Heimen misshandelt wurden. Der Zwischenstand


    Heidemarie Puls kam mit zwölf Jahren ins Kinderheim. Sie war sogar einige Monate im berüchtigten "Jugendwerkhof" Torgau, in dem Problem-Jugendliche gefängnisartig untergebracht waren. Die Kinder wurden dort geprügelt, es gab drakonische Strafen. "Es war die Hölle", sagt Heidemarie Puls. Jetzt gründete sie eine Interessensvertretung für ehemalige Heimkinder, die auf die Schicksale jener rund 120.000 Menschen hinweisen will, die in DDR-Kinderheimen aufwuchsen.


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    Rückblick: Wer zwangsweise eingewiesen wurde, könnte einen Ausgleich bekommen


    Späte Hilfe
    Außerdem will sie denjenigen unter ihnen, die bis heute psychisch unter den Folgen leiden, helfen, an eine finanzielle Entschädigung zu kommen. Denn bald soll es, ähnlich wie 2010 schon für West-Heimkinder vereinbart, finanzielle Entschädigung für Opfer "schwarzer Pädagogik" geben. Wer zwischen 1949 und 1975 in westdeutschen Kinderheimen aufwuchs und bis heute psychisch an den Folgen leidet, hat Anspruch auf Entschädigung. 120 Millionen Euro stellte der "Arbeitskreis Heimerziehung" dafür 2010 in Aussicht. Ein erheblicher Teil davon wird von der katholischen und evangelischen Kirche bezahlt, die Träger vieler solcher Kinderheime waren.


    Die genauen Kriterien, nach denen nun auch DDR-Heimkinder eine Entschädigung beanspruchen können, werden derzeit unter Beteiligung der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und von Experten der Sozialministerien erarbeitet.


    Beratung
    Ab Mitte 2012 sollen Betroffene dann Anträge stellen können. Die Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (in Brandenburg "für die Aufarbeitung der SED-Diktatur") bieten aber jetzt schon Beratung an.


    Quelle : Super illu.de

    Hallo Martini und Selina,bitte schaut Euch den Thread " DDR-Heimkinder kaum Chancen auf Entschädigung "mal an.Wir alle die am Montag bei dem Werkstattgespräch in Berlin dabei waren sind frohen Mutes das nun doch eine Lösung für uns ehem.Heimkinder im laufe des nächsten Jahres geschaffen wird.Liebe Grüße Micky

    Vaatz/Steinbach: DDR-Heimkindern zuhören - Entschädigungsregelung schaffen
    Berlin (ots) - Vertreter der Bundestagsfraktionen, der Bundesregierung und der ostdeutschen Länder haben gestern mit ehemaligen Heimkindern aus Kinder- und Jugendeinrichtungen der früheren DDR ein Gespräch geführt. Hierzu erklären der Stellvertretende Vorsitzende Arnold Vaatz und die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Erika Steinbach:


    "Das gemeinsame Gespräch von Bund und ostdeutschen Ländern ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Schaffung einer Entschädigungsregelung auch für Heimkinder aus der ehemaligen DDR. Das Gespräch mit den Betroffenen, an dem für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion der Abgeordnete Manfred Kolbe teilgenommen hat, ist ein Zeichen, dass ehemaligen Heimkindern der DDR ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt wird wie Heimkindern aus westdeutschen Einrichtungen.


    Die furchtbaren Erfahrungen in DDR-Heimen und Jugendwerkhöfen haben zum Teil das gesamte weitere Leben wesentlich geprägt. Die Betroffenen sind Opfer eines Systems von Kinder- und Jugendeinrichtungen geworden, das darauf ausgerichtet war, systematisch den eigenen Willen der anvertrauten Kinder zu brechen. Unter der Verantwortung der damaligen Ministerin für Volksbildung Margot Honecker wurde so versucht, mit menschenverachtenden Methoden Kinder zu "sozialistischen Persönlichkeiten" zu formen.


    Entsprechend des Beschlusses des Deutschen Bundestages vom 7. Juli 2011 sollen Bund und ostdeutsche Länder schnellstmöglich auch für die DDR-Betroffenen eine Entschädigungsregelung vereinbaren. Ein Entschädigungsfonds eröffnet den Opfern die Möglichkeit, ihre Traumata durch Therapien zu verarbeiten, ins Leben zurückzukehren und die Verletzungen der Würde heilen zu helfen.


    Unser Ziel ist es, dass diese Regelung - wie für die westdeutschen Bundesländer - ab 1. Januar 2012 in Kraft tritt, gegebenenfalls auch rückwirkend."


    Originaltext: CDU/CSU - Bundestagsfraktion Digitale Pressemappe: CDU/CSU - Bundestagsfraktion | Presseportal.de Pressemappe via RSS : Presseportal.de - CDU/CSU - Bundestagsfraktion


    Pressekontakt: CDU/CSU - Bundestagsfraktion Pressestelle Telefon: (030) 227-52360 Fax: (030) 227-56660 Internet: cducsu CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag: Startseite Email: pressestelle@cducsu.de




    Quelle : Finanz Nachrichten.de

    Hallo zicke,ich möchte auf Deinen Beitrag versuchen einzugehen. :) Warum Robby und Norda im Zwielicht stehen ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel.Und nun kommt eine Frage,wer behauptet das Beide falsche Darstellungen preisgeben,ist das vom Hörensagen???
    Ich selber habe Robby und Norda als ehrliche Menschen in Potsdam kennengelernt,von wegen das falsche Darstellungen dargestellt wurden sind.Das ist absoluter Quatsch,man muß dabei gewesen sein um ein Urteil abgeben zu können.Robby konnte ich übrigens während der Fahrt von Wernigerode nach Potsdam schon besser kennenlernen,denn Lutz Adler Vorsitzender des Demo-Landesverein Hessen,wozu auch Robby gehört hat mich von zu Hause abgeholt.
    Was die D-Heime betrifft können nur die Wiedergeben die in einen solchen wie Norda im D-Heim Bad-Freienwalde waren.
    Norda werde ich am Wochenende Sonntag-Montag in Berlin wiedersehen,denn sie hat wie auch ich eine Einladung zu einem Werkstattgespräch"DDR-Heimerziehung"bekommen,uns zur Seite steht Herr Manfred May.Solltest Du noch Fragen haben zicke,dann raus damit. :) Liebe Grüße Micky

    Hans-Ehrenberg-Preis für Antje Vollmer: Preisverleihung unter Protest


    Von Katja Goebel


    Sie hatten ihn angekündigt, ihren Protest gegen die Preisträgerin Anke Vollmer. Bei der Verleihung des Hans-Ehrenberg-Preises machten sich ehemalige Heimkinder mit einer Demo Luft. Doch sie blieben friedlich und bekamen am Ende sogar Applaus.



    Demonstrierte in Bochum: Heidi Dettinger


    Schon zwei Stunden vor der eigentlichen Preisverleihung in der Bochumer Christuskirche, haben sie auf dem Vorplatz einen weißen Pavillon aufgebaut. Es gibt Punsch und anfangs noch Musik. Ein Grüppchen von rund 30 Leuten steht dort beisammen - in stillem Protest. Sie halten Plakate in den Händen und tragen T-Shirts, auf denen ein mit wenigen Strichen gezeichneter Kinderkopf zu sehen ist, dem eine Träne über die Wange rollt. Die, die hier stehen, hatten keine Kindheit. Stattdessen sind sie in Heimen misshandelt worden. Viele von ihnen sind längst im Rentenalter und nun auf ihrer ersten Demo. Ihr Protest richtet sich gegen Antje Vollmer, die an diesem Abend den Hans-Ehrenberg-Preis erhalten soll - auch für ihre Bemühungen an dem "Runden Tisch Heimerziehung".


    Mit der Auszeichnung, die an Leben und Werk des Theologen Hans Ehrenberg erinnert, wird die Grünen-Politikerin und ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages für ihre politischen Initiativen geehrt, gerade auch als Schlichterin in gesellschaftlichen Konflikten. Vollmer hatte sich in der Vergangenheit unter anderem für die deutsch-tschechische Aussöhnung sowie die Entschädigung von NS-Opfern engagiert. Zuletzt saß sie dem "Runden Tisch Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren" (RTH) vor. Das Gremium war 2009 vom Bundestag ins Leben gerufen worden, um die Verhältnisse in kirchlichen und staatlichen Heimen der Nachkriegszeit aufzuarbeiten und eine Entschädigungslösung zu finden.
    "Das ist keine Entschädigung"
    Rückblick


    Ehemalige Heimkinder bezeichnen Ergebnis als "Farce" [tagesschau.de]


    "Was sie vorher gemacht hat, ist uns egal. Dafür soll sie ruhig einen Preis bekommen", sagt Heidi Dettinger vom Verein der ehemaligen Heimkinder (VEH). "Dass sie den Preis aber für ihre Vermittlungen am Runden Tisch bekommen soll, ist für uns ein Schlag ins Gesicht." Der Name Vollmer sei schließlich untrennbar mit dem Ergebnis des Runden Tisches verbunden. Und das sei am Ende völlig inakzeptabel gewesen. 120 Millionen Euro sollen aus einem Fond an ehemalige Heimkinder fließen, die viel Leid, Gewalt und Zwangsarbeit ertragen mussten. "Bei 500.000 Betroffenen kann man sich ausrechnen, wie viel da für den Einzelnen übrig bleibt. Das ist keine Entschädigung, das ist eine Hilfeleistung, die Betroffene auch noch beantragen müssen und die vielleicht gar nicht genehmigt wird", so Dettinger. "Die sind billig davon gekommen."


    Noch eine halbe Stunde bis zur Preisverleihung. Die Protestler ziehen schweigend vor den Kircheneingang. Drinnen soll es nach der Ehrung eine Podiumsdiskussion mit Antje Vollmer und Margot Käßmann geben. Ob die Demonstranten mitreden wollen? "Die Diskussion ist öffentlich, aber nicht offen", so Dettinger. "Vielleicht lassen die uns auch gar nicht rein."


    Thomas Wessel ist Pfarrer der Bochumer Christuskirche und somit auch der Gastgeber des Abends. Er kennt die Argumente der Demonstranten. Seit Monaten diskutiert er mit ihnen im Internetforum seiner Kirche und wird nicht müde, den wütenden Schreibern zu erklären, dass Frau Vollmer den Preis nicht für das Ergebnis des Runden Tisches bekomme, sondern für ihre Rolle als Vermittlerin. Jetzt also stehen sie tatsächlich vor seiner Kirche und wollen rein. Er lässt sie. Aber die Plakate, die sollen doch bitte draußen bleiben.
    "Menschenrechte verjähren nicht"


    Wenig später eröffnet Peter Scheffler, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises die Feierstunde in der gefüllten Christuskirche, während sich die Demonstranten still in einen Kirchenwinkel drücken - mit Plakaten. Dann betritt Antje Vollmer die Bühne, nimmt den mit 5.000 Euro dotierten Preis entgegen und ahnt wohl schon, dass dies keine gewöhnliche Ehrung werden wird. "Ich habe mir den Dialog am Runden Tisch nicht ausgesucht, ich wurde gebeten", so die Publizistin und wird bald deutlicher: "Ein Vermittler muss sich für die versöhnenden Seiten interessieren. Er muss sich aber auch der Vereinnahmung entziehen, damit er überhaupt die Freiheit hat, eine Lösung zu finden. Das war der intensivste Verständigungsprozess, den ich je durchgemacht habe."


    Als Reinhard Mawick, Sprecher der Evangelischen Kirche und Moderator des Abends, der Preisträgerin später sensibles Wahrnehmen von geschehenem Unrecht bescheinigt, werden Zwischenrufe laut. Demonstranten mit Plakaten treten vor die Bühne. "Sie haben mir Unrecht getan", ruft eine Frau aufgelöst. Eine andere dreht sich zum Publikum und erzählt laut ihre Geschichte. Es ist eine von Schlägen, Zwang und Unmenschlichkeit - erlebt in einem Heim der Diakonie. "Ich möchte nur nicht, dass unsere Akten vernichtet werden. Menschenrechte verjähren nicht." Am Ende bekommt sie Applaus.
    "Die Gesellschaft muss das ertragen"


    "Ich begrüße, dass Sie sich trauen ihre Stimme zu erheben. Die Gesellschaft muss das ertragen", entgegnet Vollmer und ihre Stimme klingt brüchig. "Eines habe ich durch diesen schwierigen Prozess gelernt: Wenn es nicht zeitnah Leute gibt, die aufstehen, wird es später bitter." Das jetzige Ergebnis sei das, was möglich war. "Ich weiß, dass sie nicht mich meinen", sagt Antje Vollmer nach der Diskussion. Sie sitzt vorne auf einer Kirchenbank und sieht müde aus. "Ich fange das ab, was für andere bestimmt war. Aber es ist trotzdem anstrengend." Sie wisse aber auch, dass viele Betroffene nicht die Meinung der Protestler teilten.


    Auf dem Kirchenvorplatz steht Monika Tschapeck-Günter. Sie ist die Vorsizende des Vereins der ehemaligen Heimkinder. Wird der Protest weitergehen? "Wir werden klagen. Wir wollen, dass die Menschenrechtsverletzungen von damals auch als solche anerkannt werden, genau wie die Zwangsarbeit der Heimkinder."


    Im Portal seiner Kirche steht Thomas Wessel und blickt etwas ratlos zu den letzten Demonstranten herüber. Eine sehr emotionale Geschichte sei das. "Sie haben einfach immer Recht, auch wenn sie Unrecht haben."


    Quelle : WDR.de