Der Alltag in der Geschlossenen Abteilung in Staffelberg.
Es musste in der Werkstatt gearbeitet werden.
Ausnahmen der "Küchenbulle" und der "Kapo".
Zum Küchenbullen gibt es nicht viel zu sagen,er war allgemein unbeliebt was daran lag
das er die Portionen einteilte und einer war halt immer unzufrieden.
Er deckte den Tisch,war für das Besteck verantwortlich,es wurde jedesmal nach den Mahlzeiten gezählt.
Wehe,es fehlte ein Teil,da war die Hölle los,bis das fehlende Teil wieder auftauchte.
Alllgemein stand er immer unter Verdacht Lebensmittel für sich abzuzweigen.
Später stellte sich heraus das ein Hilfserzieher Essen stahl,bzw. unterschlug.
Davon später mehr.
Der Kapo - ich bin mir heute noch nicht im Klaren was ich von ihm halten soll.
Er hatte eine absolute Ausnahmestellung.
Ein großer blonder Siegfried Typ kurz vor der Volljährigkeit und damit Entlassung.
Er nahm mich als damals jüngsten unter seine Fittiche,was mir Schutz gab gegen Andere.
Er hatte mir meistens das Essen in den Karzer gebracht und ihn hat wohl imponiert das ich
widerspenstig ohne Ende war.
Auch teilten wir den gleichen Musikgeschmack.
Er hieß Peter Schneiker.
Pro Forma sollte er die Woche über Reinigungsarbeiten ausführen,
er war der Einzigste der eine wohnliche Zelle hatte,Grünpflanzen,Goldfischglas,Plattenspieler und,und und.
Wir anderen hatten nicht mal einen Nachtisch,nur einen Spind für Arbeitskleidung,der stand im
Keller und war nicht immer zugänglich.
Er sagte immer,ich habe einen reichen Freund,wenn ich hier rauskomme fängt das Leben an.
Er durfte seine Päckchen und Pakete die er reichlich erhielt behalten.
Wir bekamen alles,bis auf Briefe abgenommen und bei der Rauchpause durften wir
bitten etwas von unserem Eigentum zu erhalten.
Heute würde ich vermuten das der Erzieher,Bartel,bestochen war.
Das Einzigste was er auch nicht hatte war eine Toilette.
Er musste nachts den Eimer benutzen.
Das muss man sich mal vorstellen:
Das Heim wurde 1963 eröffnet,als modernste Einrichtung dieser Art in Europa gefeiert -
und dann nicht mal eine Toilette in den Zellen.
Anfangs der 70er Jahre las ich in der Zeitung das ein Peter Schneiker in Darmstadt erstochen wurde.
Ob es "der" Peter Schneiker war kann ich nicht sagen.
Er ist mir jedoch als guter Freund in Erinnerung.
Nun zum Alltag:
6 Uhr kalt duschen,Frühstück,Arbeit,Mittagessen,eine Stunde Pause,arbeiten.
Nach der Arbeit eine Stunde frei,Abendessen,spätestens um 20 Uhr Einschluss.
In Einzel oder 4 Mann Zellen.
In einer Viererzelle war ich nur eine Nacht,der Zellenboss befahl mir den
Kübel zu reinigen,ich hab es ihm ins Bett geschüttet und wanderte wieder mal in Karzer,
Danach hatte ich meine Ruhe in der Einzelzelle.
Samstag vormittag Hausputz,nachmittags "frei",mitunter durften wir in den Hof,
aber meist saßen wir dumm rum,spielten Karten oder Brettspiele.
Langeweile ohne Ende,ich versuchte immer Lesestoff zu bekommen,gleich welcher Art.
Sonntags grosse Schau.
Alle Zöglinge,auch von der Geschlossenen,mussten in der Turnhalle antreten.
der Heimleiter hielt das Wort zum Sonntag,wie wir es nannten.
Die Geschlossene saß ganz hinten,streng getrennt von den Anderen.
Mir ist nicht eine Rede im Gedächtnis geblieben.