Heute sagt sich das alles so leicht. Es half dir nur nie jemand richtig bis gar nicht, weil kaum einer wusste, wie man mit Problemkindern umgeht. Weswegen ich eines wurde, hat in den frühen Jahren seinen Ursprung gehabt. Der Totalüberforderung meiner Mutter, sie hat selbst genug Probleme gehabt, was ich ihr nicht vorwerfen darf, es jedoch tat, jedoch überforderte sie mich radikal, sie erwartete von mir für ihre Handlungen Verständnis, bspw. für die frühe Scheidung zu haben. Wie hätte ein Kind es mit nicht mal 7, 8 Jahren verstehen können?? Dann kamen insges. drei neue Bezugspersonen in Form von Beziehungen hinzu. Zwei davon unfähig. Einer brutal, der mich mehrfach misshandelte, paar Jahre bei uns lebte, weswegen sogar die Polizei kam usw. Meine Striemen Interessierte die nicht. Es war wohl zu laut spätabends als das geschah. Kurz darauf starb mein leiblicher geschiedener Vater, ich liebte ihn über alles und stand am offenen Sarg. Ich hab das nicht verkraftet, landete als 8 Jähriger für 8 Wochen in der Psychiatrie, kam heraus, und drehte völlig ab, siehe nicht nur die beschriebenen Dämlichkeiten. Ich hätte in ein anderes Heim gesollt, nur ersatzweise ins Spezialheim kommen. Es gab keinen Ersatz und ich sollte Medikamente im Heim bekommen, an die ich mich kaum erinnere. Stattdessen strenge Disziplin, die ich zurecht als Strafe für meine Missetaten empfand. Als 11 Jähriger versteht das niemand. Dazu wurde ich einmal dort auch jedoch vollkommen zu Unrecht geschlagen. Wenn die Strafe doch nur gerecht gewesen wäre. Ok. Dann hätte ich es verstanden.
Heute weiß ich es, der Aufenthalt ist als Freiheitsentzug zu betrachten. Wenn sie Ersatz gehabt hätten, wäre ich nicht dort gelandet. Passiert, doch nach der Entlassung blieb dazu noch viel mehr zurück.
Auch ich entwickelte schon vor Eilenburg nach heutiger Erkenntnis PTBS. Aus den recherchiert mir zukommen lassen habenden Unterlagen ging eine entsprechende 3 ziffrige Diagnose hervor, die als Schlüssel gilt, um zu verstehen, in welchem Zustand ich damals war. Nur hatte ich keine Therapie, ging wieder, bis ich ins Heim kam, in die Schule, dazwischen war ich eine Woche lang auf einer Sonderschule aufgrund von Lernschwächen, Verhaltensauffälligkeiten und war somit prädestiniert für den Weg ins Spezialkinderheim.
Was soll ich sagen, die brachten uns zwar Sauberkeit bei, Ordnung, nur kein Selbstwertgefühl. Keine geringste Bestätigung dafür, dass man Dinge auch gut machen kann. Wir sollten nur angepasst werden, umerzogen werden durch Strenge, Strafen, Disziplin. Aus diesem System entwickelte ich Jahre nach der Entlassung ein eigenes. Ich wollte perfekt werden, zwang mich dazu, begann, mich für schwere Fehler oder Dinge, die mir völlig misslangen, zu bestrafen so nach der Maßgabe. Ich brauche niemanden, der mich bevormundet, mich korrigiert oder etwa schlägt. Das kann ich alles selbst und weiss auch wieso.
Kinder, die nicht richtig gefördert werden, nicht lernen, sich selbst zu vertrauen, jedoch Anderen misstrauen, bei denen keine Glücksgefühle aufkommen, werden keine positiven Botenstoffe ausgeschüttet. Sie jedoch braucht jeder Mensch. Ich wurde süchtig nach Endorphinen und wusste, wie man sie sich selbst beschaffen kann. Doch da war ich dann schon 18, 19, suchte Jahrzehnte schon immer diesen Kick. Meinen Selbsthass trieb ich immer wieder auf die Spitze. Ganz schlimm waren die Nuller Jahre, weswegen ich auch mal für 12, 15 Stunden in der Psychiatrie landete, wo sie mich gern länger behalten hätten, doch gegen meinen Willen ging das ja nicht. Zwei Flaschen Wein trank ich zuvor und wollte wohl auch die Kontrolle verlieren, es hatte und hat auch immer mit Selbst-Überforderung und Abgabe von Kontrolle zu tun. Dabei brauche ich doch genau diese Kontrolle über das, was geschieht.
Ich hatte viel Glück noch gehabt, Verstand und verschaffte mir durch Bildung, Reisen so viele Glücksmomente, doch Süchte sind schon ein Thema, mit dem so Viele kämpfen oder auch gar nicht ankämpfen wollen. Es ist alles individuell. Meine Macken sowieso.
Seit einigen Jahren schon bin ich nicht mehr so schräg drauf, mich selbst zu verletzen. In einem Borderline Forum habe ich mich vor 10 Jahren richtig viel beschäftigt und so viel Wissen getankt, das mir zwar geholfen hat, das Ganze Bild zu verstehen, doch was vollkommen fehlte, war der Glaube, dass man trotz Macken ein Mensch sein kann. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn es Liebe gegeben hätte. Wer wusste, was das ist?
Was mich immer schon wunderte, wo sind all die anderen Eilenburger? Sind die normal geworden oder haben sie das Sprechen und Schreiben verlernt?
Ergänzend, wir, die in solche Heime kamen, hatten alle Vorgeschichten. Heime allein können es nicht gewesen sein, weswegen Heimkinder anders sind, als Andere. Meine Geschichte ist nur eine von vielen und wahrscheinlich schon speziell. Dieses Prädikat habe ich mir verdient, denn was genau sollte dieser Zusatz Spezial-Kinderheim sonst bewirken? Soll man sich darauf etwa etwas einbilden?
Liebe Grüße
Axel Li