Beiträge von Axel Li

    Es dürfen weder Taugenichtse - wie definiert man sie - Radikale jeder Coleur, so jung sie sein mögen, noch junge Menschen, die schon sehr bald ganz legal an den Kram herankommen werden, jemals an die Macht kommen. Der Schaden für uns alle könnte verheerender kaum sein, wenn sie plötzlich und völlig unerwartet Psychosen bekommen. Ich stelle mir das grad vor. Cannabis im Umkreis von 100 Metern vor Schulen. Ein Joint als Pausensnack und Lehrer kontrollieren das?


    Wie gefährlich ist Cannabis für die Jugend?
    Die Ampel-Koalition will Cannabis legalisieren - weder Opposition noch Gesundheitsverbände sind begeistert. Sie sehen vor allem eine Gefahr für die Jugend. Ein…
    www.n-tv.de


    Was noch irgendwie zu verstehen ist, der ganze Dreck, mit dem man stündlich zugemüllt wird an Informationen, er braucht Ventile. Ich kenne das. Das müssen sich die Befürworter auch gedacht haben, als es eine Mehrheit dafür im BT gab. Na herzlichen Dank auch. Noch ein Grund mehr, schwarz für die Zukunft zu sehen. Nach uns die Sintflut. (Wo ist mein Duden?) Am Wochenende werden Unwetter mit Starkregen erwartet.

    Genau das ist doch die Frage, wem das überhaupt von Nutzen ist, was wir tun und für wen. Wer definiert bitte schön "nichts"? Wie gut muss jemand um mehr als "nichts" zu sein? Muss man an etwas glauben, um mehr als "nichts" zu sein, fehlerfrei sein, makellos, um anerkannt zu werden oder reicht es aus, zu sein, der man ist?


    Niemand kann aus seiner Haut heraus und ich sehe viele Leute auf Gottes Erden derzeit und immer mehr, die es scheinbar nicht schaffen. Sind sie "nichts"? Jeder könnte es sein. Auch ich. Weshalb ich dort nicht bin, hat mit Zufall und Glück zu tun. Ich brauchte auch keinen Gott, der mich führte. Wer sich führen lassen mag, solle folgen. Religionen und Ideologien sind nicht jedermanns Sache.

    feine Sache, Änderungen sind das halbe Leben und ich glaube, ich mag die nicht so sehr. Wer also bspw. 2029 ca. 2029 Euro verdienen würde, bekäme folglich nichts. Wir werden es sehen. Vielleicht weiß ich auch bald Näheres. Je nach dem wie das Amt antwortet. Der Brief ging ja erst gestern raus. Ämter brauchen meist Zeit und wir haben sie unbegrenzt..

    "Verheerend". Gut gewählt. Alles löst sich auf in einer Art Endzeit. Mittlerweile wissen wir es alle - wir leben im Krieg, der mit vielen Facetten geschliffen näher kommt. Das könnt einen sorgen.


    Als ich damals im Heim war, war es ein kalter Krieg. Selbst uns Kindern wurde von einem Lehrer erzählt, wie viele Male die Erde mit all den Atomwaffen zerstört werden könnte. Man sagte uns etwas über die Reichweite von Raketen. Mit 12, 13 wussten wir so etwas, doch diese Ängste hatten wir wohl nicht, sondern ganz reale Sorgen, die mit uns unmittelbar zu tun hatten.


    Deine Frage zu meinem Selbsthass. Er begründete sich, wie ich ausführte und ergänze - wenn du merkst, du gehörst nicht zu ihnen, weil du nicht ihrer Sozialisation entsprachst, es durch Gesten, Mimik, Kommentaren zu verstehen bekommst, das war schon deutlich und nach der Entlassung spürbar, s. Stigma, dann weißt du es, als Kind, das zwar schon gut 13, fast 14 war, als es zurück war, auch zurück in der Schulklasse, die es fast 3 Jahre zuvor verließ, es schon wieder provoziert wurde, es ist anders. Die Androhung, nach Eilenburg zurück zu müssen, stand.


    Eine Randnotiz. Nicht weiter wichtig. Ich hatte immer das Gefühl, nirgends so richtig dazuzugehören und im Laufe der Zeit schuf man sich seinen eigenen Kokon. Will sagen, ich lernte, allein zu sein, obwohl ein paar Kumpel da waren, die keine Freunde waren. Man hörte mal Musik zusammen, lernte mit 17 den Blackout kennen, doch konnte ich mich daraus befreien. Zu ihnen gehörte ich nicht und dann doch lieber allein. So hat man Zeit um sich auf sich selbst zu konzentrieren. Irgendwie verlier ich grad den Faden.


    Wenn ich mich schon nicht lieben kann, darf ich mich dann nicht wenigstens hassen, mich spüren? Manchmal lief ich schon als Jugendlicher völlig unsicher, was wird, durch die Welt. Es gab nur vorgefertigte, ausgetretene Wege, oktroyierte Pfade. Ich hasste es, sie zu gehen, ging sie, ohne zu wissen, wohin, nichts Eigenes. Nur Fremdbestimmtheit führte. Eigenes entstand erst durch Wille, aus der Enge auszubrechen. Das kennen sicher viele und suchen half nichts. Zufälle nur eröffneten mir Chancen. Mühsam. Ich hätte aber gern selbst die Kraft gehabt. Am Ende hab ich Glück gehabt und in der Wendezeit brach alles zusammen. Ohne meiner Liebsten hätte ich es kaum geschafft.


    Der Umbruch veränderte so viel, und ich ging fort, des Geldes wegen, des Auskommens. Abbruch, Weggang, Aufbruch mit Unsicherheiten. Ich hasste es und war so viel allein in der Fremde. Eine Art Isolation war es. Ich nahm so viel Neues auf, konnte es nicht teilen und meine Familie sah ich nur am Ende der Woche. Meinen Sohn hab ich kaum aufwachsen sehen. Da sind so viele Lücken geblieben, die ich mir zwar so nicht direkt vorwerfe, aber es bleibt etwas hängen.


    Du hast gefragt, ich hab auch mit Sport wie Radfahren die Chance, mich auszupowern, aber es ist nicht wirklich das, was Endorphine bewirken. Ich war / bin immer neugierig, durch die Fahrten durch Städte, Regionen gefahren, saugte Historie, Landschaften auf, doch was ist Familie, wenn es nur Einem vergönnt ist?


    Andererseits genieße ich das als Egoist auch wiederum, die Isolation, die auch eine Art kleine Freiheit ist. Du kannst alles tun, was du willst. Der Preis dafür, du erlebst etwas, was auch Andere hätten erleben müssen, wenn man doch eigentlich zusammen ist. Steckt da nicht schon wieder Schuld irgendwo?


    Hass ist ein wirklich schwieriges Wort. Als Kind hasste ich meine zwei Stiefväter, heute hasse ich so vieles, was ich nicht schreiben dürfte und womöglich ist es das auch, Etwas unter Androhung von Strafe nicht tun dürfen. Das Schlimmste wäre nämlich der Verlust des bischen Freiheit, über die man verfügt. Sei's drum. Ich bin wohl etwas abgeschweift gerade.

    2019 ist zwar vorbei doch weshalb die ausblieb, denke ich mir, hat damit zu tun, wer in öffentl. Unternehmen tätig ist, wurde schon überprüft. Außerdem hatte ich selbst schon seit Ende der 90iger zwei Anträge privat gestellt. Alles negativ. Genaueres weiß ich nicht. Ich hab einfach nur Ende März den Zweitantrag gestellt, mich auf den ersten von damals bezogen, begründet, dass und weshalb ich Anspruch habe, hätte ich kaum machen müssen, denn die Rechtslage ist klar, und nun kam der Beschluss. Jetzt warte ich ab, wie der zuvor erwähnte Brief beantwortet wird. Ich schätze, in ihm steht wahrscheinlich, wer wieviel an Einkommen nicht überschreiten darf und lass mich überraschen. Kriege ich nichts, ist es auch ok. Immerhin bin ich rehabilitiert und muss erst mal damit leben lernen. Ein komisches Gefühl.

    Du schreibst es. Mielke sollte wenigstens an alle Werkhof Jugendliche zahlen müssen. Das mit dem BVG ist interessant gedacht. Später denk ich noch drüber nach und auch ich bin zwar sozusagen nicht im Kopf gesund, doch kann ich immerhin noch Sport treiben, fahre Rad und nicht so wenig. Nicht wenig Geld habe auch ich im Job, und da ist das schlechte Gewissen, ob mir die Reha eigentlich zustand und womit ich das verdiene. Finanziell bin auch ich kein Opfer und wie gesagt, ein Brief mit Erkundungseinholung, was ich zu tun gedenken soll, ist unterwegs. Mal sehen.

    Guten Tag' ginopilo


    Auch dies Mal mein Dank an dich.


    Ich geh vollkommen mit, nicht wie Eltern werden, wie wir sie kannten. Eine meiner Sorgen, mich mit Frauen als junger Mann mit Mitte, Ende 20 einzulassen, weil sie immer Kinder haben wollten. Ich hatte Sorge, nicht den Ansprüchen und der Rolle gewachsen zu sein. Manchmal wusste ich noch nicht genau damals, ob ich auf Mädchen oder Jungs stand. Dann kam mein Sohn und ich wuchs in die Rolle ein paar Jahre. Noch als er in die Kita war, ging ich bis jetzt Jahrzehnte lang als Berufspendler in andere Bundesländer, lebte dort, hatte viel Stress, und ein paar Jahre ging es irgendwie. Ich war viel allein, hatte mein gewohntes Umfeld nicht mehr, brach fast alle Brücken ab, nur nicht die zu meiner kleinen Familie, die ich kaum sah. Es gab Telefone ..


    Dann fuhr ich allein nach Eilenburg und im Kopf war erst einmal gar nichts... bis es anfing. Ende der 90iger fing ich an, zu arbeiten, was da mal alles war, Erinnerungen... Noch ruhte etwas.


    Als ich das erste Heimforum dann fand, 2006, war vieles wieder da, traf Leute, arbeitete wie ein Wilder und die Gefühle spielten verrückt. Da war alles wieder da, die Zeit im Heim, die Wurzeln, Wut und Trauer, Verlustängste.


    Ich war da schon In den 40-igern. All meine Vergangenheit lebte wieder auf, meine Nichtperfektion, meine Fehler, mein Selbsthass und da begann es richtig wie ein Geschwür aufzubrechen. Mein eigenes im Heim erlerntes Strafpunktesystem kam nun vollends zur Anwendung. 15 Jahre hab ich das in aller Härte mir selbst gegenüber so durchgezogen. Alle paar Wochen war ich wieder so drauf, mich für mein Versagen, für Verletzungen, Ungerechtigkeiten Anderen gegenüber auszupeitschen. Im Mittelalter gab es das auch alles schon. Die Sünden der Menschen wurden zumeist sogar öffentlich gebüßt in Form von Selbstgeißelung. Die Flagellanten waren solche Büßersekten. Genau das habe ich mir bis teils noch in die Corona Zeit angetan und doch keinen vernünftigen Weg gefunden, da herauszukommen. Seitdem verwende ich keine Metallteile mehr wie Schrauben in den Knoten der Lederriemen. Das war extrem und die Bilder wären schockierend. In der Psychiatrie in der ich einen Tag lang deswegen zubrachte, weil ich in einer Mittsommernacht erwischt wurde bei diesen Handlungen, nahmen sie das 2010 auf. Untersuchten mich. Trotzdem machte ich bis 2020, 21 phasenweise weiter. Es sind alles Zwangshandlungen, die ich in der Härte nicht mehr betrieb. Um richtige Verletzungen nicht mehr zuzulassen, verwende ich keine Metallteile mehr. All der Stress fiel nach den Taten von mir ab und ich war frei, natürlich ist das alles Zwang und mit frei sein hats nichts zu tun. Schon gar nicht, weil man nie mehr öffentlich hat schwimmen gehen können. Ich musste immer wild baden...


    Wie hatte ich versucht zu ergründen, von woher ich das auch mitbekommen habe? Was glaubst du? Ich habe in den vielen Jahren so vieles an medizinischer Fachliteratur über alle bekannten Störungen gelesen, so dass ich halber Experte bin und und in dem Wissen bin ich bald erstickt. Selbstfürsorge war es nicht.


    Im Grunde hat das alles mit Selbstkontrolle-/bestimmung, auch Abgabe von Kontrolle zu tun. Sie können dir gar nichts mehr antun. Du weißt um die Schmerzen, also wer soll dir jetzt noch irgend etwas tun können.


    Ich thematisiere nicht umsonst Vieles in den vielen Themen um Gewalt. Sie hat mich lange und fest im Griff gehabt.


    Keiner Fliege könnt ich etwas antun, nur mir selbst und immer dann, wenn auch ich am liebsten jemandem etwas mal so gern antun würde wollen, habe ich die Wut umgekehrt, gegen mich gerichtet.


    Meine Welt stand immer irgendwo Kopf, auch weil ich ehrlich, direkt und verletzend sein kann, was mir keine Freunde bescherte. Was erklärt, weshalb man alles immer mit sich selbst ausmachen musste.


    Schweigen mussten wir schon im Heim. Manchmal wurde Reden gemaßregelt, doch wer nicht reden darf, schweigen soll, wie nennt man das?


    Heute ist so viel Druck gesellschaftlich im Kessel, man müsste jeden Tag schreien. Zum Frühstück vorhin las ich auf dem Handy, dass bis 1.400 pro Palästinenser in Berlin-Neukölln mit Plakaten herumgerannt sind, auf denen steht "Berlin shall burn". Das sind Gewalt-Aufrufe und kein Wasserwerfer hilft mehr gegen Mob.


    Aber ich rede und schreibe darüber, weil es mich wütend macht und am liebsten sie alle aus dem Land prügeln würde wollen. Ich darf es nicht. Ich bin wütend. Wohin mit der Wut?


    LG Axel Li

    ginopilo

    Es ist richtig. Die erwähnten narzist. Züge treffen nicht in dem Maße komplett zu, wie du sie hier in Stichpunkten skizziertest.


    Kein Problem mit 'Nichtwissen macht nichts'. Zu viel Wissen jedoch kann auch schädlich sein und überfordern. Massiv sogar, Beispiel, das Elend dieser Welt jeden Tag aufsaugen wie ein Schwamm. Ich inhaliere das alles. Weil ich verstehen will, kontrollieren. Auch das kann Ohnmacht bedeuten, Schuldkomplexe implantieren. Etwas komplex das Ganze.


    Was mir aber erst so richtig in meinem Blog oder Thema aufgefallen ist, ich glaube, ich erwähnte die in den Spezialkinderheimen vielzitierte SELBSTDISZIPLIN nicht, ich weiß nun wirklich sehr genau, was das ist und aus Menschen machen kann, wenn man sie bis aufs Äußerste praktiziert.


    War es nicht A.S. Makarenko, auf den sie zurückgeht? Wenn ja, scheint der Begriff nicht ganz zutreffend zu sein, denn die geläufige Selbstdisziplin beinhaltete doch, dass die Gruppe, in der man untergebracht war, die einzelnen Mitglieder erziehen sollte, wie auch immer es geschah. SELBSTDISZIPLIN hingegen bedeutet jedoch, sich selbst zu erziehen, zu disziplinieren und über den Begriff par Definition schrieb ich schon einmal hier irgendwo sehr präzise. Ich nahm es mit der SELBSTDISZIPLIN nur zu genau oder ging zu hart mit mir ins Gericht, weil ich es so wollte, um mich, wenn auch zerschlagen und es weh tat, erleichtert zu fühlen.


    Wenn wir über Entschädigung oder besser noch Kompensation reden, denn wüsste ich jetzt genau, was damit gemeint ist. Nicht für das, was mir angetan wurde, es war gar nicht mal so schlimm im Heim, sondern dafür, was ich mir selbst später und so oft ritualisiert antat, stünde folglich die Entschädigung.


    Kann ich das so stehen lassen? Entschädigung hat mit Schaden zu tun. Wer sorgte für Ursachen und wie wirkten sie sich bei wem aus?


    Axel Li

    Hallo liebe ginopilo


    Danke sehr für deine tollen Gedanken und den Ausführungen. Du sollst sogar und musst widersprechen! Wer wäre ich, das nicht zu akzeptieren?!


    Das mit der Reue ist richtig. Schon als Kind, etwas später, bereute ich es, aktiv mitgemacht zu haben, die Kieselsteine geworfen zu haben oder eben auch die schweren Stahlkugeln ins Dach der Gärtnerei zu schießen. Von Strafunmündigkeit wusste ich mit 9 oder 10 rein gar nichts. Wie auch, wenn wir meistens kurz darauf verdroschen wurden, was ich als gerecht für den Mist, den wir anstellten, empfand.


    Demzufolge wäre das Heim jedoch die doppelte Bestrafung gewesen aber wie ich mehrfach schrieb, nun war der Aufenthalt also rechtsstaatswidrig weil er als freiheitsentziehende Massnahme gewertet wird. Vor langen Jahren dachte ich gar nicht daran, den Antrag zu stellen, weil ich immer davon ausging, für das, was ich als Kind tat, kann ich nicht entschädigt werden. Ich habe nicht das Recht dazu, brauchte auch lange, um zu begreifen, zu lange. Man muss es als eine Wiedergutmachung betrachten.


    Inzwischen sind so viele Dinge passiert, die ich mir selbst antat, und auch manchmal bereute, jedoch als Erleichterung für Spannungsabbau betrachtete. Ich habe von Dopaminen und Endorphinen geschrieben, was das lebenswichtige Zeugs in dir auch auslösen kann, Süchte entstehen, nicht loskommen bedeuten kann. Das hat nur sehr begrenzt mit Heim zu tun, denke ich, aber ich weiß nicht alles.


    Nun, die Erzieher waren gewiß nicht qualifiziert genug, mit uns, mit mir vielleicht sogar, so umzugehen, wie es anders hätte besser laufen müssen. Sie verwalteten uns schwierige Kinder aus ganz unterschiedlichen Familien und Milieus kommend.


    Was sie konnten, aufpassen, sanktionieren, ganz wunderbar. Danke. Zu mehr konnten sie auch gar nicht fähig sein. Ich kam ja schon vorgeschädigt rein. Was sollte also besser werden, wenn sie nicht gut genug waren?


    Dieses ritualisierte Punktesystem mit dem sie uns jeden Abend beim auf dem Flur im Nachthemd Spalier-stehen vor dem Schlafengehen traktierten, verinnerlichte ich so sehr, dass ich später ein eigenes System entwickelte, eben das, mich für grobe Fehler mehr und mehr selbst zu bestrafen. Da war ich lange raus um die 19, 20 etwa und war mit manchem überfordert, Prüfungen etwa. Horror. Diese Spannungen entluden sich nur mit Schmerzen zufügen. Diese Macke nahm ich gewiss auch aus dem Heim mit und perfektionierte das Bestrafungssystem mit oft schauerlichen Folgen seit dem ich die 35 überschritt. Dass man sich aber auch später für emotionale Höhenflüge, für die Dinge, die man schaffte, bestrafen konnte, diesen Schaden hatte nur ich. Mit dem Heim hat das nichts zu tun. Nein. Trotzdem, mein inneres Belohnungs- und Bestrafungssystem war völlig gestört wie ich es war oder noch immer bin.


    Wie gesagt. Das Spezialheim - zu seiner Entlastung - hatte schon einen Anteil, aber es kann ja nichts dafür, wenn ich doch zu Unrecht im Spezialheim war.


    LG Axel

    Hallo Jan,

    Darf ich mich erneut bei dir bedanken? Du hast evtl. schon gelesen, dass mein Reha Beschluss seit einer Woche vorliegt. Bei mir war keine Prüfung auf Stasi notwendig. Das LG teilte mit, wohin nun Anträge zu schicken sind, um zu erhalten, worüber du schreibst. Ich habe heute an ein entsprechendes Amt einen entsprechenden Brief geschickt und lass mich überraschen, was ich alles dort beibringen muss. Mal sehen, wie sich das gestaltet und ich mich als rehabilitiert fühle. Bis dahin. Der Weg ist das Ziel. Unerwartet geschehen also Wunder.

    Entschuldige bitte, Ich hätte es anders formulieren müssen. Das aber hatten sie mit Sicherheit erreicht, wenn es das war, was sie wollten - uns für unser Tun nicht nur zu bestrafen, sondern uns die Schuld mit auf den Weg zu geben. Bei mir klappte das, denn obwohl die Einweisung nach heutigen Erkenntnissen Unrecht war, dürfte das kaum jemand einst so betrachtet haben, denn genau so ist es immer, wie du schreibst, auf Aktion folgt Reaktion. Im christlichen Sinne war es Sünde, was Kinder machten. Auf meine Schandtaten reagierten sie. Nur waren es die falschen Reaktionen. Bei mir lösten sie Störungen aus, die ich ein Leben lang herumschleppte, und je länger, desto mehr machte man sie sich zu Eigen. Sie wurden Teil der Persönlichkeit, wenn man das so sagt. Sozusagen ist es meine "harte Tour".


    Meine Mutter ist eigentlich eine Kämpferin, nur leider mit narzisstischen Zügen, wofür sie auch nichts konnte. Jahrgang 1935. Da ist schon im Krieg zu viel passiert. Die Scheidung hatte ganz sicher auch damit zu tun, weswegen sie erst allein blieb, es gar nicht alles schaffen konnte, arbeiten gehen, mich zu erziehen usw. Ich war sogar sehr lange Wochenkind. D. h. ich war nur Wochenende zu Haus als bis 3 Jährigem.


    Als ich 6 war, kam der erste Stiefväter für 2 Jahre und dann ging es richtig los. Schon beschrieben wie. Meine ganze spätere Wut, Aggressionen ließ ich bis ich 11 war, erst dann kam ich ins Heim, als Mitbeteiligter an Unschuldigen aus.


    Was z. Bsp. konnte das arme Dach der Gläserei dafür, dass wir es wie mit Kanonenkugeln zertrümmerten?


    Was konnten Kindergarten- und Krippenkinder dafür, dass wir mit Kieselsteinen in die geöffneten Fenster warfen?? Ich selbst war Wochenkind dort Jahre zuvor und hätte sie schwer verletzen können! Dass ich für solche erbärmlichen Schandtaten gezüchtigt wurde, vollkommen logisch und zurecht.


    Das Heim, auch wenn es das falsche war, die Konsequenz. Sie konnten nicht wissen, dass es nie aufgearbeitet wurde. Reagiert haben sie. Wie ich. Ich danke dir sehr, wie treffend du das alles beobachtet hast. Heute verstehen wir alles und womöglich zu vieles. Mich schützt das, zu verstehen, weswegen ich auch ständig wissen will und alles hinterfrage. "Sucht nach Wissen" sie gibt es wohl auch schon...


    LG Axel

    Das, ginopilo hast du toll beschrieben, wie du es nach der Wende erlebtest, wie sich Erzieherinnen verhielten.


    Entlassung? Die physische meint ihr also. Die war nicht das Problem. Meine "Lieblingserzieherin", also die, mit der ich so lange gern noch ein Hühnchen hätte rupfen können, kam in unser 3 Bett Zimmer, wir hatten auch welche mit 6 Betten, stellte sich vor das Doppelstockbett, ich lag oben, wünschte mir irgend etwas, fügte hinzu, dass ich hier nicht richtig hineingehört hätte, weil mein Elternhaus zu westlich eingestellt war, das mit der sozialistischen Umerziehung im Heim kollidierte, wäre wohl nicht gelungen, es war ein kühler Abschied, wie anders hätte er auch schon sein können?


    Die rote Erzieherin verstarb in den 90igern, was ich von einem der besten Freunde vor vielen Jahren am Telefon erfuhr, der in meiner Gruppe war, in dessen Zimmer ich auch mal eine Weile schlief. Von den Jungs habe ich mich bei den wenigen Freunden verabschiedet und nach dem Frühstück gings auf Heimreise mit Zügen. Ich bin immer viel Zug gefahren. Gestern wieder, übermorgen auch. Geflogen bin ich noch mehr und über den Wolken....


    Kontakte halten ist misslungen. Ich postete schon weshalb, könnt es hineinkopieren, belasse es jedoch, jetzt.


    Physische Entlassung ist das Eine. Das Andere dauert ewig. Wir posten ja vieles dazu, was bleibt und was für immer.


    Alle Ziele erreichen können? Wirklich? Welche genau hatte ich ausser meine Träume? Meintest du vielleicht Träume?


    Ich habe auch eine Ausbildung und Beruf erlernt, blieb nicht im Lehrbetrieb und -beruf, sondern wechselte nach Abschluss und einem Jahr darauf, weil ich mehr wollte, mehr erleben, lernen, wissen wollen. Ich fühlte mich dort als ewiger Lehrling, obwohl ich doch abgeschlossen hatte.


    Irgendwann aber kam der Punkt, und jetzt kommt das Psychologische, manches Mal, wenn ich doch einmal über mich "hinausgewachsen" bin, etwas erreicht hatte, von dem ich zuvor glaubte, ich schaffe es nie, ich hätte Glück gar nicht verdient und suchte schon wieder Kicks und Gelegenheiten, mich allein schon dafür fertig zu machen, reinszenierte Erlebtes sprichwörtlich und gezielt, weil ich meinte, das darf nicht sein, dass es dir jetzt gut geht. Du hast es nicht verdient, belohnt zu werden. Immer wieder die Schuldfrage. Warum ich?


    Zur Reha. Weshalb verdiente ich, nun doch rehabilitiert zu werden? Ich habe nun seit einer Woche den Beschluss. Weiterer Schreibkram steht nun ins Haus. Doch damit kenne ich mich wohl am besten aus - mit dem Schreiben....


    LG Axel Li

    Heute sagt sich das alles so leicht. Es half dir nur nie jemand richtig bis gar nicht, weil kaum einer wusste, wie man mit Problemkindern umgeht. Weswegen ich eines wurde, hat in den frühen Jahren seinen Ursprung gehabt. Der Totalüberforderung meiner Mutter, sie hat selbst genug Probleme gehabt, was ich ihr nicht vorwerfen darf, es jedoch tat, jedoch überforderte sie mich radikal, sie erwartete von mir für ihre Handlungen Verständnis, bspw. für die frühe Scheidung zu haben. Wie hätte ein Kind es mit nicht mal 7, 8 Jahren verstehen können?? Dann kamen insges. drei neue Bezugspersonen in Form von Beziehungen hinzu. Zwei davon unfähig. Einer brutal, der mich mehrfach misshandelte, paar Jahre bei uns lebte, weswegen sogar die Polizei kam usw. Meine Striemen Interessierte die nicht. Es war wohl zu laut spätabends als das geschah. Kurz darauf starb mein leiblicher geschiedener Vater, ich liebte ihn über alles und stand am offenen Sarg. Ich hab das nicht verkraftet, landete als 8 Jähriger für 8 Wochen in der Psychiatrie, kam heraus, und drehte völlig ab, siehe nicht nur die beschriebenen Dämlichkeiten. Ich hätte in ein anderes Heim gesollt, nur ersatzweise ins Spezialheim kommen. Es gab keinen Ersatz und ich sollte Medikamente im Heim bekommen, an die ich mich kaum erinnere. Stattdessen strenge Disziplin, die ich zurecht als Strafe für meine Missetaten empfand. Als 11 Jähriger versteht das niemand. Dazu wurde ich einmal dort auch jedoch vollkommen zu Unrecht geschlagen. Wenn die Strafe doch nur gerecht gewesen wäre. Ok. Dann hätte ich es verstanden.


    Heute weiß ich es, der Aufenthalt ist als Freiheitsentzug zu betrachten. Wenn sie Ersatz gehabt hätten, wäre ich nicht dort gelandet. Passiert, doch nach der Entlassung blieb dazu noch viel mehr zurück.


    Auch ich entwickelte schon vor Eilenburg nach heutiger Erkenntnis PTBS. Aus den recherchiert mir zukommen lassen habenden Unterlagen ging eine entsprechende 3 ziffrige Diagnose hervor, die als Schlüssel gilt, um zu verstehen, in welchem Zustand ich damals war. Nur hatte ich keine Therapie, ging wieder, bis ich ins Heim kam, in die Schule, dazwischen war ich eine Woche lang auf einer Sonderschule aufgrund von Lernschwächen, Verhaltensauffälligkeiten und war somit prädestiniert für den Weg ins Spezialkinderheim.


    Was soll ich sagen, die brachten uns zwar Sauberkeit bei, Ordnung, nur kein Selbstwertgefühl. Keine geringste Bestätigung dafür, dass man Dinge auch gut machen kann. Wir sollten nur angepasst werden, umerzogen werden durch Strenge, Strafen, Disziplin. Aus diesem System entwickelte ich Jahre nach der Entlassung ein eigenes. Ich wollte perfekt werden, zwang mich dazu, begann, mich für schwere Fehler oder Dinge, die mir völlig misslangen, zu bestrafen so nach der Maßgabe. Ich brauche niemanden, der mich bevormundet, mich korrigiert oder etwa schlägt. Das kann ich alles selbst und weiss auch wieso.


    Kinder, die nicht richtig gefördert werden, nicht lernen, sich selbst zu vertrauen, jedoch Anderen misstrauen, bei denen keine Glücksgefühle aufkommen, werden keine positiven Botenstoffe ausgeschüttet. Sie jedoch braucht jeder Mensch. Ich wurde süchtig nach Endorphinen und wusste, wie man sie sich selbst beschaffen kann. Doch da war ich dann schon 18, 19, suchte Jahrzehnte schon immer diesen Kick. Meinen Selbsthass trieb ich immer wieder auf die Spitze. Ganz schlimm waren die Nuller Jahre, weswegen ich auch mal für 12, 15 Stunden in der Psychiatrie landete, wo sie mich gern länger behalten hätten, doch gegen meinen Willen ging das ja nicht. Zwei Flaschen Wein trank ich zuvor und wollte wohl auch die Kontrolle verlieren, es hatte und hat auch immer mit Selbst-Überforderung und Abgabe von Kontrolle zu tun. Dabei brauche ich doch genau diese Kontrolle über das, was geschieht.


    Ich hatte viel Glück noch gehabt, Verstand und verschaffte mir durch Bildung, Reisen so viele Glücksmomente, doch Süchte sind schon ein Thema, mit dem so Viele kämpfen oder auch gar nicht ankämpfen wollen. Es ist alles individuell. Meine Macken sowieso.


    Seit einigen Jahren schon bin ich nicht mehr so schräg drauf, mich selbst zu verletzen. In einem Borderline Forum habe ich mich vor 10 Jahren richtig viel beschäftigt und so viel Wissen getankt, das mir zwar geholfen hat, das Ganze Bild zu verstehen, doch was vollkommen fehlte, war der Glaube, dass man trotz Macken ein Mensch sein kann. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn es Liebe gegeben hätte. Wer wusste, was das ist?


    Was mich immer schon wunderte, wo sind all die anderen Eilenburger? Sind die normal geworden oder haben sie das Sprechen und Schreiben verlernt?


    Ergänzend, wir, die in solche Heime kamen, hatten alle Vorgeschichten. Heime allein können es nicht gewesen sein, weswegen Heimkinder anders sind, als Andere. Meine Geschichte ist nur eine von vielen und wahrscheinlich schon speziell. Dieses Prädikat habe ich mir verdient, denn was genau sollte dieser Zusatz Spezial-Kinderheim sonst bewirken? Soll man sich darauf etwa etwas einbilden? thinking


    Liebe Grüße

    Axel Li

    So ist es. Ich wurde auch nie gefragt. Funktionieren sollte man nur immer schon. Das kann überfordern. Danke für diese Eindrücke, die Schilderungen deines Werdegangs und ja, das erlebte ich exakt genau so. Alles musste man mit sich ausmachen. Das wog doppelt schwer, verunsicherte, weil das Selbstwertgefühl nicht erlernt wurde seinerzeit. Selbstvertrauen, kam erst langsam auf, als sich Erfolge einstellten mit dem, was man selbst anschob, weil man sich für etwas interessierte, was einem besonders lag. Da war ich schon 20 und es dauerte doch so lange. Vielleicht schreib ich dazu noch konkreter später etwas tiefgründiger zum Selbstvertrauen etc.


    Kinder? Wollte ich nicht, weil ich Sorge hatte, ob ich der Rolle gewachsen wäre. Ich war überhaupt selbst noch gar nicht mit mir fertig was eigene Probleme anbetraf und habe einen Sohn, trotzdem und war ihm wahrscheinlich ein ganz passabler Vater.


    Grüße

    Axel

    Nun, lieber robert-nathanael las ich gerade noch einmal deine Umfrage, was aus uns denn so geworden ist, und lese nun das hier. Leicht dürfte es folglich für dich nicht gewesen sein und wie es aussieht, warst du bereits mit 17 selbstständiger als ich seinerzeit, der gerade einmal seine 10 klassige Schule absolviert hatte. Was soll man sagen. Ich war schon einige Jahre aus dem Heim raus und stand mit 17 vor der Berufsausbildung, hatte das Vergnügen, im Hotel Mama leben zu dürfen bzw. schon bald darauf ins Internat zu gehen, weit weg von daheim. Ich war ja immer schon mal fort.


    Wer ein Heim von innen kennt, kann mit einem Internat keine Schwierigkeiten haben. Hatte ich auch nicht, es war eine geile Zeit dort. nur dass irgendwann die Berufsausbildung nach exakt einer ebenso langen Zeit, die ich im Heim war, endete. Das ist nun aber wirklich Zufall, wie ich selbst gerade festellte.


    Würde ich über all das posten, was nach meiner Berufsausbildung geschehen ist, ein Heiligenschein würde nicht ausreichen, um darzustellen, dass man doch nicht so ganz auf den Kopf gefallen sein kann. Wenn ich mir so meinen langen Lebenslauf anschauen würde, ich muss das gar nicht mehr tun, weil ich auf dem Arbeitsmarkt bald gar nicht mehr benötigt werde, leider, könnte ich meinen, mein Verstand hat mich vor Schlimmerem bewahrt, und am Ende habe auch ich "meinen Weg" gemacht, trotz aller Höhen und Tiefen und wahrlich, die hatte ich bis noch vor gut 14 und weniger Jahren, weil ich nie wirklich aufgearbeitet hatte. Ohne fremde Hilfe wäre ich aus ein, zwei Tiefs nicht herausgekommen, die mit der früheren Zeit zu tun haben, hätte meinen Job verlieren können, es stand auf der Kippe und was dann geworden wäre, ich will es gar nicht wissen. Es war ein Ritt auf der Rasierklinge, trank zuviel, betäubte mich in meinem Selbsthass, landete in einer Klinik, weil ich flüchten wollte - in eine andere Welt. Ich hatte sie fast erreicht. Kein Gott war dort und das Leben ging und geht trotzdem immer weiter, bis zum letzten Atemzug. Mal sehen, was noch alles so kommt. Heute war ich im Pflegeheim - Besucher und mag nicht daran denken.

    Kennt ihr diesen Spruch "aus euch wird doch eh nix"- das wurde oft zu ins Heimkindern gesagt.........

    Ich könnte eine Episode am Ende meines Heimaufenthaltes erzählen, doch da sich hier niemand mehr zu interessieren scheint - ich verstehe das vollkommen, denn "die Welt ist inzwischen ein Tollhaus und wir sind nur die Narren", wie es Charly Chaplin einmal sagte - gibt es Wichtigeres als sich über Heimergüsse zu ergötzen.


    Als ich vor Monaten postete, "Aus mir wurde nichts Gescheites", möchte ich mir auch gar nicht widersprechen wollen, nur vielleicht ergänzen, dass es hätte mehr sein können und müssen. Aber wenn zu einer Zeit niemand an dich glaubt und du alle Kraft dafür einsetzen musstest, aus dem, was sie aus dir gemacht haben, mit allem Wenn und Aber, mit allen Makeln, du erst einmal Selbstvertrauen nötig hattest und nicht nur Selbstzweifel, dann wird es umso schwieriger und ich denke, dass unser aller Weg schwierig war.


    Ich könnte schreiben, dass nur deswegen etwas aus mir wurde, weil ich schon bald lernen musste, mich von Allen fernzuhalten, die mir nicht gut taten. Es ist auch egal, was du hier postest. Die Dinge sind, wie sie sind. Am Ende zählt, ob man sich selbst in die Augen sehen kann und nicht Geld.

    .

    Du hast geschrieben, dass du benachteiligte Kinder und Jugendliche fördern, weil dir geholfen wurde, du dankbar dafür sein würdest für das, was du hast lernen dürfen. Du hattest Hilfe. Sie kann wichtig sein. Vielleicht glaubte jemand an dich und wenn ich gewußt, ob jemand seinerzeit an mich geglaubt hätte, hätte aus dem schlechten Jungen von einst vielleicht etwas früher Besseres werden können, als nur im Internet zu schreiben. :/


    Am Ende musste man an sich selbst glauben lernen. Ich möchte gar nicht zurückblicken, welche unverzeihlichen Fehler ich gemacht habe, die auch deshalb gemacht wurden, weil einem das Wichtigste fehlte - Glaube, nicht der einen an Gott, sondern der Glaube daran, dass schon gut werden würde, was man tut. Selbstvertrauen wäre so wichtig gewesen. Davon hätte ich gern als Jugendlicher mehr gehabt. Heute habe ich davon zu viel. Es nützt nur nicht mehr viel. Cui bono? thinking


    Liebe Grüße

    Axel Li

    Hi @Hayo1000

    Ich war nicht in diesem Heim, wollte nur zu verstehen gegeben haben, wie sich das anfühlt, wenn jemand schreibt, "es interessiere niemanden mehr heute". Ich bin jedenfalls nicht 'niemand'. Mich interessiert nicht nur, was in meinem Heim passierte, sondern auch in anderen, weswegen ich in dieses Thema geschaut habe..


    Hahnchick1962 schrieb oben, dass wer in der Zeit von 60-80 in diesem Heim war, hätte das Problem, mit dem nur die wenigsten fertig werden. Er wird sich doch aber wohl denken können, dass es vielen anderen ehemal. Kindern in anderen Heimen nicht so viel anders gehen könnte.

    VG

    Axel.

    Sagt bitte was genau? Ich vermute, was du meinst, aber vielleicht solltest du manches herauslassen, es zulassen, dass Dinge geschahen, die nie geschehen hätten dürfen. Diese Erfahrungen machten viele von uns und Vermeidung bedeutet leider, sich Möglichkeiten zu versperren, etwas aufzuarbeiten. Nur dann gelingt es vielleicht, zu verstehen, was nicht bedeutet, dafür Verständnis zu haben, was sie dir/uns antaten.


    Ganz oben schreibt ein Didi74 '1974 - 1976 in diesem regelrechten Straflager für Kinder"...


    Ich war von 1969 bis 1972 zwar in einem anderen Heim und eigentlich empfand ich es gar nicht anders als Didi74.


    Grüße

    Axel

    Hallo Hayo,

    Schön, dass hier jemand bald jemanden zu finden scheint.


    Hallo,

    Wer in diesem Heim seine gezwungene Kindheit von 1960 bis 1980 verbracht hat,

    hat ein Problem mit dem nur die wenigsten fertig werden.

    Aber das interessiert heute niemanden mehr!!!

    "Niemanden" ist übertrieben, denn es gibt sie noch - jene, die suchen, damit sie verstehen, wie das Eine mit dem Anderen zusammenhängt. Fertig wird man vielleicht, wenn man das aufarbeiten lässt oder selbst den Weg der Eigenaufarbeitung geht. Bei Jedem von uns, der diese Wege geht, kann sich das schmerzhaft gestalten, doch jede Erkenntnis bringt dich weiter, denn wer verdrängt, zögert nur hinaus.


    Ich habe bis heute nicht über mindestens einen richtig heftigen Moment im Heim geschrieben, den ich nur zufällig visuell erleben musste, der mich jedoch geprägt hatte, eine Macke und später Sucht ausgelöst haben muss, von der ich nie los kam. Eine Art Vermächtnis.


    Etwas bleibt immer zurück und lange habe auch ich verdrängt, doch es reichen Triggermomente und im Kopf spielt sich dann schon wieder Manches ab. Man kann das auch nirgends beschreiben und so man es täte, würde einem nicht geglaubt oder es interessiert niemanden.


    Das, was in Heimen geschah, wissen nur wir am besten und niemand sonst.


    Grüße von jemandem, der sich für viel zu vieles interessiert.


    Axel

    Du hast so Recht, doch ich habe versucht, perfekt dort sein zu wollen, wo ich es etwas könnte, wenn ich denn schon genug Probleme hatte. Das ist so einer der Zwänge und Süchte, für mich alles so weit gut zu machen, weil ja auch mein Name darunter steht. Es ist verrückt, ich weiß und der Versuch des sich auch damit Selbstdisziplinierens wird schon mit meinen Fehlern und Unzulänglichkeiten zu tun gehabt haben. Früher hatten sie uns diszipliniert. Später habe ich mich selbst diszipliniert durch perfekt sein wollen, durch Selbststudium, Wissensaufnahme. Das war meine Macke in dem Sinne, was ihr mir könnt, kann ich schon lange. Es ging Jahre nach der Entlassung los mit teils harten Selbstbestrafungen.


    Würde ich jetzt noch eine dritte schwere Missetat beschreiben, zu der sich Bengel um die 10 hinreißen lassen, wir waren zu viert, ich schrieb das schon vor gut 12, 14 Jahren, jedoch nicht hier, und das wurde uns Allen angelastet, weil es Sachbeschädigung war. Weswegen besorgten wir uns in einer kleinen Berliner Weissenseer Fabrik, in der Kugellager hergestellt wurden, diese dämlichen Kugellager? Die lagerten dort haufenweise im Hofgebäude herum. Wir nahmen sie mit, sprengten sie, in dem wir sie in Strassenbahnschienen legten, damit wir an die Stahlkugeln herankommen, wie Raben, die Wallnüsse knacken. Ob die Bahnen hätten entgleisen können? Daran dachten wir nicht. Diese Kugeln verschossen wir dumme Jungs mit dem Katschi und zertrümmerten ein zwar schon etwas kaputtes Glasdach einer nahen Gärtnerei. Wir gaben dem Dach den Rest, es krachte und schepperte, irre der Lärm und ich bekam bald schon die Tracht Prügel meines Lebens.


    Damit war ich endgültig fällig und da das bis zur Schule gegangen ist, wurde das schön säuberlich den Akten zugeordnet. Ich war aktiver Mitläufer, lacht, aber wo kam meine Energie her, dabei mitzumachen?? Ich war doch erst 10.


    War das etwa meine ganze Wut, meinen Stiefvater umzubringen, wenn ich groß bin, als ich von ihm mit dem Lederriemen auf dem Bett liegend verprügelt wurde? Von ihm wurde ich nur selten verprügelt. Vom ersten jedoch richtig misshandelt. Hier muss sich so viel Wut über Jahre in meinem jungen Leben angestaut haben und ja, das war ich, bockig, schuldig und eigentlich wusste ich es schon fast, dass ich am Schuljahresende fällig war. Nichts half mehr. Keine Tränen.


    Das Heim verstand ich genau so, wenn es denn doch hieß, "wenn du nicht lieb bist, kommst du ins Heim". Wie sollte ich lieb sein, wenn es keine Liebe war, die ich bekam? Angeblich hätte man es mit mir doch versucht. Es war zu spät. Jetzt ist es das auch. 01:00 Uhr. Meine CDs warten und der Rotwein wird schon warm. Bald wird es hell.


    Dort, wo die Kugellager produziert wurden, lebe ich noch heute, kaum 3 km entfernt. Damals nur 500 m. Ich komme so oft durch die Gegend und es ist wie gestern. Gross geworden bin ich dort. Wie soll man vergessen? Dabei bin ich doch so viel herumgekommen im Leben. Du nimmst es immer mit, egal wohin. Du hast nur Eines.


    LG Axel Li

    aus Sachsen-Anhalt