eine Aufarbeitung des, im Kindesalter erlebten, seelischen Martyriums ist ein langes Prozedere und bedarf sehr viel Hilfe und Unterstützung. Doch es ist die einzige Möglichkeit sich aus einem inneren und unbewussten Schuldgefühl zu befreien. Dieses Gefühl ist bei den Opfern so eine Art krankhafter Verdrängungsmechanismus, um sich selbst zu beruhigen.
Das mit dem Schuldgefühl habe ich mir soeben noch einmal quellenbasiert "erarbeitet" und das, was ich dazu fühle, hat sich auch bestätigt, denn das Gefühl dürfte Viele geplagt haben. Schließlich war fast jeder von uns einmal in Situationen, in denen er das Gefühl von Ohmacht, "nichts-tun-können" verspürt haben dürfte, wenn man es nicht verdrängt hatte. Es resultiert/e nicht etwa daher, wie das bei mir der Fall war, geglaubt zu haben, dass man zu Recht im Heim gelandet ist, sondern Ohmachtserfahrungen haben mit Grenzerfahrungen zu tun.
Ein Beispiel. Genötigt werden, mitanzusehen, wie Mitschüler gedemütigt werden, sich auch nur zu rechtfertigen vor der Gruppe, mitansehen müssen, wie jemand schlecht behandelt wird, wenn nicht sogar geschlagen, und selbst nichts tun können, nichts getan zu haben, das kann etwas mit dir anrichten, denn daraus entwickelt sich das Gefühl, zum Mittäter geworden zu sein und das dürfte auch gewollt gewesen sein, was wiederum psychologisch dazu führen konnte, dass wenig Bindungen zu Anderen entstehen können und genau das war auch das Ziel, denn Solidarität der Zöglinge untereinander hätte die Machtfülle der Erzieher untergraben können. Die Stärke von ihnen resultierte auch aus diesen Erlebnis-Erfahrunen. Wer sozusagen zum Mittäter wurde, obwohl er selbst nicht direkt beteiligt war, kann Schuldgefühle entwickeln. Das muss nicht so sein, aber in der Fachliteratur sind "nicht Nähe aufbauen können" und Bindungsstörungen Auswirkungen rigider und autoritärer Erziehungen innerhalb von Gruppenverbänden und nicht zu vergessen, die jedem bekannte "Selbsterziehung". Wir schrieben Bände darüber.
Es liest sich alles etwas theoretisch und es ist auch lange her, aber Aufarbeitung beinhaltet, sich das ganze Bild zu machen. Macht man es sich nicht, entstehen Zerrbilder und diese sind der historischen Wahrheitsfindung nicht dienlich.
Menschen verfügen über Schutzmechanismen des Verdrängens und es ist gut so, denn würden wir sämtliche erlebte Erfahrungen seinerzeit plötzlich wiederauferstehen lassen können, ich glaube nicht, dass man das alles auf einmal ertragen könnte. Ich selbst habe noch Bilder, die man nicht aus dem Kopf bekommt und auch ist nicht alles erzählt.
Was für den einen schlimm war, ist es für den Anderen nicht. Alles ist trotzdem immer relativ.
Oh. Im Radio sagte gerade ein Interviewpartner, ich weiß gar nicht genau, worum es im Detail geht, er hätte ein "Elefantengedächtnis". 
LG Axel Li