Das Thema habe ich erst gestern Abend "entdeckt" und fand die Idee von JW1HAL gut. Schließlich habt Ihr sehr Vieles behandelt, wobei damit die "Behandlung" von Kindern damals im Heim gemeint ist. Was ich gestern nur nicht verstanden habe, weshalb u. a. die Frage aufgetaucht ist, ob man die Strafen als gerecht empfunden hatte. Als Kind , sagen wir mal du warst +/- 10, 12, 13 Jahre alt. Wie willst du zu der Zeit haben einschätzen können, ob eine Strafe gerecht war? In dem Moment, wenn man sie bekommt, war man i. d. R. emotional doch gar nicht in der Lage, das korrekt einzuschätzen.
Was leider auch so ein Unding der damaligen Erziehungsmethoden geschuldet war - unsinnige Gruppenbestrafungen, die dann auch jene trafen, die sich überhaupt nichts zu Schulden haben kommen lassen. Das dürfte alles Andere als Solidarität fördernd gewesen sein. Hier traf ja noch nicht einmal das bekannte "Mitgehangen, Mitgefangen" zu.
Also. Ist das etwa gerecht, in Mithaftung genommen zu werden, wenn ein Einzelner Dinge tut, die falsch sind/waren und dann dafür die ganze Gruppe bestraft wird, die sich dann ggf. dafür bei demjenigen rächt, in dem sie ihn vielleicht in der Nacht verprügelte? Was waren das denn für Methoden und wenn es genau so war, wie von Vielen hier beschrieben, muss man sich dann etwa wundern, weshalb sich heute so Viele so fremd sind? Ich verurteile niemanden, der sich an so etwas beteiligte, denn sie/wir waren Kinder, folglich steuerbar und Regeln folgen müssend. Wer sich ihnen widersetzte, wußte, was ihn erwartete. Jan hat völlig recht, doch ist es gerecht, sich zu unterwerfen?
Er schrieb, dass er nicht immer der Liebste war. Was war das, der Liebste, und der, der es nicht war? Ich denke, herausgelesen zu haben, er hätte verstanden, weshalb er manchmal bestraft wurde, eben weil er ja nicht immer der Liebste war.
Diese Spezialkinderheime waren keine Horte, sondern sprichtwörtlich Umerziehungsstätten, die unseren kindlichen Willen in feste Regeln gießen sollten. Das war die Absicht und am Ende sollten umerzogene Menschen die Heime verlassen, die dort hineinkamen, weil es 1000 Gründe gab. Gleichgebügelt sollten wir werden, mit allem wenn und Aber. Dazu gab es ein albernes Belohnungs- und natürlich Bestrafungssystem, über das man heute nur noch staunen kann.
Mich wundert es - heute mit einer Abgeklärtheit - überhaupt nicht, denn das Eine bedingt das Andere. Wir durften nur zu bestimmten Zeiten miteinander reden, denn es gab Regeln und wer ihnen nicht folgte, wurde zum Schweigen gebracht, in dem er sogar isoliert wurde, vorübergehend. Mal mehr, mal weniger.
Mein Problem war: ich konnte schwer meine Klappe halten und hatte ein Problem mit Gruppenzwängen und wie sehr ich mich doch vor vielen Jahren, als ich begann, meine eigene Heimzeit aufzuarbeiten, daran erinnerte - an das im Gleichschritt marschieren müssen auf dem Sportplatz des Heimes und/oder der Landstraße vor dem Heimgelände. Wie kleine Strafgefangene marschierten wir im Sporthemd und kurzer Turnhose bekleidet dort entlang, weil irgend jemand in der Gruppe etwas ausgefressen hatte. Jeder, der außerhalb des Heimes dort entlang kam, konnte es mitansehen.
Diese Spezialkinderheime, welches dumme A****** kam eigentlich auf diesen Begriff, waren Schmelztiegel so vieler Kinder aus so vielen Herkünften, die aus vielen Gründen dort landeten, ob sie dort hineingehörten oder nicht. Wer konnte oder wollte das bewerten?
Velleicht hätte auch ich zu Hause immer nur ganz lieb sein sollen, dann wäre mir der Sch**** vielleicht erspart geblieben. Was nur war es, das einen davon abhielt, lieb zu sein? Hätte man uns zwingen sollen? 