Man will nicht ungerecht wirken, jetzt, nachdem die Wohnung, in der ich als Kind lebte, aufgelöst ist und sollte auch verzeihen können, jetzt, zu sehen, dass jemand einfach nur nicht in der Lage war, die Dinge richtig zu machen. Die priv. Gründe kenne ich eigentlich gut genug schon länger und las in den letzten Wochen sehr viele alte Briefe und sonstiges Material, das mir erst jetzt komplett vorliegt. Ich habe es sozusagen "geerbt".
Sprechen konnte man mit ihr darüber später nie, sie verharmloste nur immer. Naivität muss auch reichlich vorhanden gewesen sein. Also vergebe ich, weil gerade Ostern ist?
Ja wie verhielt sie sich danach? Sie wunderte sich, dass ich zieml. verschlossen zurückkehrte, kalt war, weil ich mich wohl nicht öffnen konnte? Wem auch? Ich weiß es nur, dass sie offenbar völlig falsche Vorstellungen, bevor ich dort hineinkam, hatte, doch ich ahnte, was dort geschehen könnte. Womöglich, weil ich als Kind schon Bücher verschlang, die eher nicht nur altersgerecht waren oder Ähnliches, was ich von zu Hause ja auch kannte, wie so viele von uns.
Komischerweise - sie besaß "Der Weg ins Leben" geschrieben von A. S. Makarenko und genau das las ich zu der Zeit kurz bevor ich ins Heim kam und wußte dennoch nichts. Wie auch, wenn derjenige schreibt, nachdem die DDR ihr Heim-Erziehungssystem ausrichtete. Gut geschönte sowjet. Jugendliteratur.
Ich denke seit geraumer Zeit darüber nach, ob es gut wäre, über die Missetaten zu posten, die ich mit anderen Jungs beging, bevor sie mich im Heim umerziehen wollten. Würde ich über sie schreiben, man würde mir die Entschädigung wieder wegnehmen wollen, schließlich wären diese Beleg dafür, zurecht dort gewesen zu sein. Man wurde zu Hause einfach nicht mehr mit mir fertig, weil man selbst unfertig war und die Bedingungen ungünstig waren, über die ich oft schon schrieb. Doch, was war und ist schon immer günstig?
LG Axel