Keine Ursache lieber studierender Bergfreund,
da gerade Feierabend ist und ich mit Fußball, lief gerade parallel im TV bzw,. läuft jetzt weiter in der ARD, nichts am Hut habe, möchte ich dir gern deine Fragen beantworten.
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In welchem Zeitraum warst du im Ernst-Schneller-Heim?
Schau` bitte noch einmal in mein Profil. Interessanterweise habe ich es erst vor knapp 2 Jahren erfahren, dass ich nicht nur 2, sondern 2 1/2 Jahre dort war. Das ging aus einer mir nachträglich zugegangenen sogenannten Meldebescheinigung aus dem Ort hervor. Im Nachgang deckte sich diese Feststellung mit dem, was ich wußte, denn mir war klar, dass ich in meine Heimatschule nach der Entlassung zurückkam, als das Halbjahr endete. Ich weiß es, weil ich dort unbedingt in den laufenden Englisch Unterricht wollte, der schon ein halbes Jahr lief. Es gelang und ich holte den Stoff in der 7. Klasse schnell auf.
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Mich interessiert hingegen auch, ob du Erinnerungen an damalige Heimkinder hast, die Medikamente verabreicht bekamen z.B. aufgrund einer Vorerkrankung.
Nun wirds aber heikel, doch kann ich es dir leider nicht sagen, da ich mich daran nicht erinnere, außer dass ich nach der Ankunft eine gewisse Zeitspanne ein Medikament bekam, das mir vor der Einweisung schon verabreicht wurde. Aus Datenschutzgründen kann ich dazu nichts sagen oder weshalb ich es bekam, ich weiß es nicht oder leugne einfach es zu wissen.
Leider habe ich darüber nirgends Unterlagen gefunden. Ich bin zwar gerade beim/vor dem Ausräumen einer Wohnung und es könnte sein, dass man in Nachlässen etwas findet. Die letzten Tage habe ich bereits einiges Material gefunden, das mich (noch) nicht direkt betrifft, doch ich hoffe, dass sich vielleicht noch etwas Relevantes anfindet. Man bleibt ja neugierig. Wißbegierig bin ich sowieso.
Natürlich habe ich längst Vieles über die Spezialkinderheime der DDR in Erfahrung gebracht und stand auch mit nicht wenigen eh. Betroffenen längere Zeit schon deshalb in Kontakt. Wie du weißt, es wurden bereits TV Dokumentationen gedreht, Studien und wissenschaftl. Ausarbeitungen angestellt, doch zum Thema SKH Eilenburg findet sich nicht sonderlich viel, außer dass es so ziemlich von den Proportionen her das größte (Durchgangs)Heim der DDR war, eine hohe Fluktuation aufwies, weil es viele Erzieherinnen nicht lange aushielten. Ob es an uns Heimkindern lag oder an ihnen, ist nicht erforscht worden. Es widerspricht sich auch, denn wenn doch so viele Kinder in den Jahrzehnten dort lebten, lernten, wo sind sie heute abgeblieben?
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es ist mir eine Herzensangelegenheit mit meinen Nachforschungen etwas mehr Licht ins dunkle Kapitel "Heimerziehung DDR" zu bringen und einen Beitrag zur weiteren, genaueren Aufklärung der damaligen Verhältnisse zu leisten
Zum Thema Ernährung schnell noch ein Einschub. Ob es eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung im ESH gab. Ich denke, trotz der bescheidenen Verhältnisse im Allgem. war sie nicht schlecht, denn schließlich wollte man aus uns nützliche und gesunde Mitglieder einer sozialistischen Gesellschaft machen. Da ich recht sportlich war im Heim, lag das sicherlich nicht nur am Drill sondern wohl auch am nicht schlechten Essen. Von Südfrüchten weiß ich nichts. Vielleicht gab es Weihnachten mal eine Orange. Habe ich es vergessen oder liegt es jetzt am Alter? Sicherlich gab es auch Fleisch, denn sonst wären wir wohl vom Fleische gefallen bei so viel körperlicher Betätigung.
Du weißt es selbst, nur dann, wenn man mit dem Herzen dabei ist, vermag man etwas zu leisten, was einem sonst verschlossen bleibt. Erledigst du Dinge nur halb, wird auch nichts Ganzes daraus.
Es würde mich freuen, wenn ich dir auch nur ein kleines Licht aus der Dunkelheit in derzeit wirklich dunklen Zeiten gebracht hätte.
Sah man sich gerade nebenbei die Bilder in der Tagesschau über das Erdbeben in der Türkei/Syrien an - düsterer können Bilder kaum sein.
Liebe Grüße
Axel