Das Wetter ist heute eh bescheiden und daher musste ich mal wieder hier etwas hinzufügen, wenn es schon sonst niemand tut.
Aufgrund neuer hinzugekommener "Erkenntnisse" auch nur und die Fakten sprachen schon länger eine deutliche Sprache, denn wer solche Einrichtungen erlebte, wird manches wie auch Gewalt bestätigen können. Dennoch konnten durch Betroffene teils völlig unterschiedl. Erfahrungen auch in der Hinsicht gemacht werden. Es "traf" nicht jeden. D. h., obwohl Kinder gleichzeitig in Einrichtung X, Y, Gruppe Z waren, machten sie möglicherweise aus ihrer Perspektive betrachtet differentere Erfahrungen als ihresglichen, die mit ihnen dort waren. Ein Phänomen und trotzdem interessant zugleich, Beleg darüber, wie unterschiedlich Menschen Erlebnisse aufnehmen und diese verarbeiten können.
Was mich lange drängte, war die Auflösung der Frage, wie es dazu hat kommen können, dass sich so viele ehemal. Heimkinder nicht wiederfinden/-fanden. Lag es vielleicht auch daran, dass Kinder unter ihreesgleichen nicht nur "nett" zueinander waren, sondern man sie sogar seitens des erziehenden Personals benutzte?
In der Forschung wird von "Selbsterziehung" geschrieben, die Teil eines pädagogischen Konzeptes war, mit dem Ziel, aus ihnen "sozialistische Persönlichkeiten“ heranzubilden. Dazu gehörte Unterricht, der entsprechend angelegt war, der - s. o. - aus heutiger Sicht nicht nur Falsches zum Inhalt hatte. Dazu kann man stehen wie man will, denn wir haben alle unsere eigenen Perspektiven.
Das DDR - Heimkinder Erziehungssystem basierte auf das Makarenko`sche Prinzip der Selbsterziehung, also Erziehung im Kollektiv, was bedeutete, dass Kinder Kindern helfen sollten, sich gegenseitig zu erziehen. Wie immer das geschah oder aussah. Es geschah meist zwar unter Aufsicht des Personals, das für sie verantwortlich war und trotzdem Erziehung teils auch abgab. Ich selbst erinnere mich an mind. zwei solcher bleibender Eindrücke, kann allerdings auch einiges vergessen haben.
Ich wurde vor vielen jahren einmal gebeten, mehr über die Zeit damals zu berichten, weil das, was ich bereits schrieb, zwar als autentisch galt, nur hätte ich auch "dies" und "jenes" noch erwähnen sollen. Was bedeutete, dass ich mich entweder nicht erinnerte oder nicht habe wissen können, von was ich hätte noch schreiben sollen. Peter, ich habe eben doch nicht alles damals behalten, obwohl ich einfache Tagesnotizen anfertigte, die mir halfen, das Wenige nicht vergessen zu haben.
Hier wurde gestern die Frage in den Raum geworfen, ob das Stockholm Syndrom bekannt wäre. Erst jetzt wurde mir klar, weshalb sie auftauchte, denn sie hat mit diesem Thread zu tun. Da bin ich mir sicher und muss trotzdem nichts von dem zurücknehmen, was hier bisher gepostet wurde.
Diese Einrichtungen der DDR Erziehungshilfe - wie sie sich nannten - waren "nur" die Fortsetzung oder Alternative zu dem, von woher Kinder kamen. Das zeigte sich oft an dem, worüber in Heimkinderforen zu lesen war.
Viele verbinden mit ihnen völlig unterschiedl. Erlebniswelten. Es gab die Einen, die diese Erziehungshilfen zurecht verurteilten, weil in ihnen teils sehr unfeines, inkompetentes Personal tätig war, jene die relativierten und wiederum andere, die sie als notwendig sahen, da sie sich für sie als Vorteil erwiesen, wenn die Verhältnisse zu Hause schrecklich waren, aus denen sie doch kamen. Das alles galt es zu berücksichtigen und trotzdem kann jeder Einzelne von uns recht behalten mit dem, wie er die Dinge betrachtet, denn Wahrheit ist universell. Es gibt nicht eine selig Machende.
Diese Erzieher_innen mochten gewesen sein, wie sie waren und obwohl ich als schwererziehbar hineinkam, weil die Bedingungen aus denen ich kam, auch nicht leicht waren, wie bei vielen von uns, machten sie "nur" ihren Job und ich stelle mir das heute vor, schwierige Kinder aus schwierigen Verhältnisse werden mir anvertraut und ich muss mit ihnen arbeiten. Wüßte ich, was richtig wäre? Nein. Ich wüßte so vieles und genau das wüßte ich nicht, nur dass man Liebe braucht, um mit Menschen zu arbeiten, sich auf sie einzustellen, um mit ihnen das Beste aus dem zu machen, was ihnen gut tut. Nur, Liebe, was ist das? Woher sollte welche kommen? Konnte man die kaufen?
In dem Sinne verletze ich schon wieder meine neulich gut gemeinten Ratschläge durch Dritte, wie lass` alte Zeiten ruhen und tue etwas Sinnvolleres, denn auch Dein Leben ist endlich. Nutze es sinnvoller, als jene mit Texten zuzutexten, die sich doch nicht dafür interesieren, weil sie sie u. U. nicht verstehen und sich auch nicht der Mühe machten, die Zeiten und Beweggründe, weshalb jemand Ding wie diese postet, zu verstehen.
Dir - an mich gerichtet - wird auch niemand nachtrauern, weil du Axel heißt oder was auch sonst getan hast. Es wird dir auch niemnd danken, weil sich niemand erinnern wird.
Wie recht man damit hat, denn was ich die letzten Wochen noch einmal refelektieren musste nach dem Studium weiterer aufschlussreicher psycholog. Literatur - meine Selbstwahrnehmung, oder -überschätzung im Zusammenspiel mit Andereren war wohl eingetrübt, denn diese eine aufgelöste Frage in der endgültigen Beantwortung erklärt, wieso wir uns untereinander so schlecht verstehen und kaum finden (konnten).
Sie beruht auch auf unserem früheren gegenseitigen Umgang in den Heimen untereinander. Wem z. Bsp. durch Seinesgleichen im Rahmen der unbeaufsichtigten Selbsterziehung Unrecht widerfahrten ist, gar Gewalt erfahren hat, wird jene kaum wiederfinden wollen.
Was für eine Erkenntnis und was für eine einfache Antwort! Wieso kam man darauf nicht schon früher? Einsicht ist der Wille, es wissen zu wollen und kein Tag vergeht ohne Zugewinn.
Danke für das Lesen und Entschuldigung für diesen Brief oder, wie man heute schreibt, Post. Es ist ja nicht ganz kurz...
Grüße, Axel