Was soll man darauf antworten, wenn es hier nur noch Gäste gibt? Was also brächten Antworten? Gerhardt - so hieß doch zufällig mein zweiter Stiefvater war wohl auch nicht geeignet, für Verhältnisse zu sorgen, die eine spätere oder sogar daraus resultierende Einweisung verhindert hätten. Ihn selbst ging das ja alles gar nichts an, denn die Last trug nicht er, aber sei es drum. Es geht ja um das Allgemeine - um Schwererziehbarkeit, die immer von irgendwoher gekommen sein muss.
Ein Ehemaliger Junge aus meinem Heim, mit dem ich vor vielen Jahren telef. Kontakt unterhielt, brachte es einmal auf den Punkt. In unseren Gruppen ware "Alle" vertreten, Kinder, die dort nicht hineingehörten, weil sie nicht schwer erziehbar waren, was auch immer das ist - er beklagte, dass man ihn dort hinein gesteckt hatte, weil er in anderen Heimen als Vollwaise nicht klar kam, von dort oft davonlief, weil man ihn dort schlug, kam er in das Heim, in dem auch ich war. Er sagte, in "unserem" Heim waren Kinder deren Eltern geschieden waren, aus zerrütteten Elternhäusern kamen. Es gab kleine Rowdies, Kinder, die verhaltensauffällig waren usw. usf. Die ganze Palette.
Da muss doch schon zuvor gewaltig vor der Einweisung jener Kinder in den Behörden, Jugendämtern etwas schief gelaufen sein, wenn man nun alle unterschiedlichsten Charaktäre mit unterschiedlichsten Verhaltensweisen, Herkünften zusammenpferchte.
Ich selbst habe das, als wir beide damals dort waren, so erlebt. Jeder hatte andere Probleme gleich welcher Art auch immer. Auch ich hätte laut Heimunterlagen nicht in ein Spezialkinderheim gehört, sondern wäre aufgrund mangelnder Kapazitäten anderer geeigneter Heimunterbringungen dort hingekommen. Das Heim wurde umgangssprachlich als Heim für Schwererziehbare geführt. So sagte es mir mein ehem. Mitzögling und-schüler. Kann man also sagen, wenn man in so einem Heim für Schwererziehbare war, dass man dann immer schwer erziehbar bleibt, weil man sich nicht einfach mal so etwas gefallen läßt?
Auf jeden Fall ist es ein spannendes Feld für Soziolog:innen und Forschende, Historiker:innen und an Wissen Interessierte. Ihnen ein herzliches Willkommen!
Für das neumodische Gendern möchte ich mich entschuldigen.