Einen schönen guten Morgen Ihr Lieben, heute möchte ich gerne, weitere Erinnerungen mit Euch teilen. Wenn ich gewusst hätte, dass es sich nur so dreht bei mir im Kopf, dann hätte ich bereits vor Jahren angefangen, mir ein Forum zu suchen. Das Niederschreiben bewirkt in mir eine Art Befreiung. Nicht das ich nicht mit meinen Lieben darüber reden kann, aber es ist nochmal etwas ganz anderes, wenn man, ich sags jetzt mal salopp, mit Seinesgleichen darüber spricht. Heute kann ich schreiben, ohne wirklichen Groll, und einer Menge selbstironie. Also los gehts.
Die Heimzeit im Fritz-Weineck, was nicht so geprägt, dass es viel Gewalt gab, gegeben hat es sie dennoch, aber eben nicht so viel, eher der Wille der Erzieher, dass das sozialistische Gedankengut, an den Mann gebracht wurde, in Form von verschiedenen Methoden. Unsere Erzieher mussten von uns Erziehungsberichte erstellen, mit Zielsetzungen für das entsprechende Kind. Wenn man aber, wie ich, nicht der Norm entsprach, dann sahen die Zielsetzungen eben vor, dass man noch mehr mit der Rotbelichtung bombadiert wurde. In den Jugendamtsakten fand ich einen Eintrag, dass meine Mutter verbot, dass ich Pionier werde. Was für eine Schande in der DDR. Also wurde versucht mir schmackhaft zu machen, wie schön es doch sei, ein Pionier zu sein. Man pumpte mich voll mit Aktivitäten, wie Fanfahrenzug, oder Leichtathletik, Sportfesten, Ferienlagern, Träiningslagern, Austauschprogamme mit Schülern, aus der ehemaligen UDSSR, oder Schulungslagern. Ja, da gab es ein breites Specktrum, wessen sich die Gehilfen bedienten. Eines muss man den Leuten lassen, die Vehemenz war unerschütterlich. Als Kind denkt man sich aber, was nützt dir das Alles, wenn du deine Familie nicht dabei hast, und es dich auch gar nicht interessiert. In der ersten Zeit ließ ich vieles über mich ergehen, denn man darf auch nicht außer Acht lassen, es ist ja vieles Aufregendes dabei, und auch Verbote, welche man dennoch ignoriert. Die machen den Reiz aus und darauf konzentriert man sich dann auch, oder man nutzt auch viele Vorteile aus. Ich nutzte für mich den Sport, dadurch kam ich viel rum. Der Sport ist mir bis heute geblieben, da ich ihn auch als gutes Ventil nutze.
Mit 10 rauchte ich meine erste Zigarette, oh war mir schlecht, und als mich dann auch noch Frau Schmidt dabei erwischte, war ich dran, die Prügel hat gesessen, aber das Rauchen wurde für mich dadurch nur interessanter. Wir hatten einen großen Spielplatz, welcher viele Verstecke verbarg. Den nutzen wir ausgiebig, denn die können ja nicht überall kramen, um was zu finden. Denn es gab auch Zimmerkontrollen, nur mit dem Unterschied, wenn ich weiß, drinne kann ich nichts verstecken, dann suche ich mir eben was draußen, Kinder sind da sehr erfinderisch. Als ich 11 war, schloss ich mich einer Gruppe Jugendlicher an, da ich schon immer besser mit älteren, als mit Kindern, in meinem Alter auskam. Wir hatten damals eine sehr nette Erzieherin, Frau Riemann, eine der wenigen, die nicht in der Partei war, deshalb musste sie später auch gehen. Es gab in der DDR einen Likör, der nannte sich Eckes Edelkirsch. Damals gab es den noch in großen Flaschen in der Kaufhalle. Also gesagt getan, wir beschafften uns 5 Flaschen davon. Da ich bereits als Kind zu Hause, mit Alkohol in Berührung kam, hatte ich auch keine bedenken, hier mitzumachen. Wir haben an dem Tag die ganzen 5 Flaschen geleert. Ich war das erste Mal sturz betrunken, und so ging es mir dann auch. Als ich wieder abends ankam, sah Frau Riemann auf den ersten Blick, was los war. Das Ende vom Lied, ich k... fast die ganze Nacht, aber Frau Riemann saß die ganze Nacht an meinem Bett, und hielt meine Hand. Sie war echt klasse, keine Vorhaltungen, kein Geschrei. Leider wurde sie verpetzt, und somit kam auch alles raus. Es war der Teufel los, die Heimleiterin Frau Trittel, führte sich auf, als wenn man ihr was angetan hätte. Damals dachte ich, die bringt mich um die Ecke, heute kann ich darüber lächeln, denn den hochroten Kopf, wo ich noch dachte, der Dampf folgt gleich, von ihr, den werde ich nie vergessen.
Wir hatten bei uns in der Gruppe ein Aquarium, mit ganz vielen Guppies. Da wir ja immer eine Wochenplan mit Aufgaben hatte, also Flur wischen, oder Aquarium reinigen, Fegen, und all so mist, war ich auch mal dran, mit dem Reinigen vom Aquarium. Wenn du als Kind mit 7 so was nicht kennst, wie soll man denn auch wissen, wie es zu reinigen ist. Sag dir ja keiner, wie es geht, also versucht du es alleine. Ich also, alle Fische in den Eimer, das Wasser rausgelassen, und die Scheiben und Steine mit Fitwasser gesäubert. Jeder weiß, was jetzt unweigerlich kommen musste. Keiner der Fische hat es überlebt, aber eh, man lernt nicht aus. In der Akte vom Jugendamt steht dazu schwarz auf weiß, "Kathrin sabotiert und zerstört mutwillig, ihr anvertrautes Leben". Ich war 7, und schon als "Mörderin" gezeichnet. Natürlich wurde mein komplettes Taschengeld gestrichen, für das nächste halbe Jahr, denn Fische sind ja auch damals teuer gewesen. Ich kann Euch sagen, wenn es nicht so traurig wäre, aber egal, heute denke ich, wenn ich es nicht gewesen wäre, dann vielleicht ein anderer.
Der Vorteil dort war, dass wir Kinder immer beim Obst, Gemüse, oder sonstiges vom Staat sehr gut versorgt wurden. Das muss man ihn lassen, wenn ich daran denke, dass andere sich stundenlang anstellen mussten, dann waren wir schon sehr im Vorteil. Die Eltern von meinen Mann hatten mir da Sachen erzählt, unglaublich. Wir hatten eine Großküche, wo ich auch manchmal in den Ferien gearbeitet hatte, denn die Köche waren nett, sowie fühlte ich mich dort auch sehr wohl, und ich kannte das Umfeld, weil meine Mutter Köchin gelernt hatte. Sie arbeitet damals im Lichtenberger Krug, in der Vulkanstraße. Auch wenn sie selber nicht kochen konnte, aber für mich war und ist es auch heute noch eine große Leidenschaft. Mein Vater hingegen hatte es nicht gelernt, aber er konnte toll kochen. Das Kochen habe ich ausschließlich von meinem Vater gelernt. Ok, also unserer Heimküche gab jeden Tag wirklich leckeres Essen aus.
Das Frühstück bestand in der Regel aus normalen Brot, Butter, Marmelade, Wurst, Käse und Tee. Dazu konnte man jeden Tag auch eine warme Suppe, zum Frühstück wohlbemerkt, aus Erdebeer, Vanille, oder Schoko wählen. Die Schulbrote mussten wir uns immer selber machen, was machmal schwierig war, da die kleinen Butterstücken (immer in so einer kleinen Silberfolie) oft noch steinhart (gefroren) waren.
Wenn es in der Schule, welche ja wie gesagt, außerhalb war, zum Mittag klingelte, dann hatten wir immer eine Stunde Mittagspause. Diese nutzen wir natürlich, um zum Heim zu gehen, und Mittag zu essen. Es gab immer 3 Mittagsessen zur Wahl, wie gesagt, man wurde wirklich gut versorgt. Bei 260 Kindern, muss da schon eine Menge gekocht werden. Von der Zeit reichte es auch immer dicke aus, um wieder pünktlich in die Schule zu kommen. Am Abend, also zum Abendbrot, wurden dann natürlich auch Stullen verabreicht, aber es gab auch noch Reste vom Mittag. Das ließ man sich selten entgehen. Im Speisesaal waren immer große Kessel, wo man sich Tee nehmen konnte, war ein ständiger Begleiter, zu jeder Mahlzeit und auch Tageszeit. Natürlich gab es auch Milch, aber die meistens eben nur morgens.
Verrückt fand ich immer, dass wir gegen 19 Uhr, die Gruppenversammlung hatten. Jeden Tag aufs Neue, wurde ausgewertet, wer was richtig, oder Falsch gemacht hatte. Kennt ihr das, wenn man sich vor einer Gruppe hinstellen muss, um sich selber einzuschätzen. Was für ein Sch..., man war Kind, es war grausig. Also schön ist anders. Es wurden auch Lobe und Tadel verteilt, was für ein Schwachsinn. Die Demütigung schlecht hin ist dann aber, wenn die anderen auch noch auf dir rumhacken und denken, sie sind selbst völlig fehlerfrei. Dann wurde die aktuelle Kamera geschaut, ganz wichtig, denn die Rotbelichtung sollte dich ja auch im Schlaf verfolgen. Nachtruhe war meist, dann nach der aktuellen Kamera, oder Auswertung dessen. Die Erzieher waren in der Regel, immer bis 22 Uhr im Haus, danach gab es auf jeder Etage eine Nachtwache. Geschlafen hat eigentlich nie jemand vor 23 oder 24 Uhr, denn die Aufteilung der Etagen war immer gleich, 75 Meter langer Flur, jede Seite hatte Balkons, welche in der Mitte am breitesten waren, so dass wir immer auf den Balkons hin und her sind, um in die anderen Zimmer der Kinder zu gehen, ohne auf den Flur zu müssen. Schlecht war es für die rechts außen, aber auch hier gab es Möglichkeiten. Auf der Rechten und linken Seite waren die Treppenhäuser. Links gab es auch den Fahrstuhl. Links war also immer ganz vorne. Dort befand sich das Zimmer für die Erzieher, eine kleine Teeküche, ein Raum für eine Waschmaschine und der Fahrstuhl. Da der Flur so lang war, musste mal also nur warten, bis der Erzieher, oder die Nachtwache, wieder vorne war, und konnte dann so leise, über den Flur zur Mitte in den Waschraum schleichen, denn auch der hatte Balkon und war mit der Mitte des Hauses verbunden. Es gab da natürlich auf komplette die Idioten, welche sich gerne von Balkon zu Balkon hangelten, also von Etage zu Etage, oder gar auf der Brüstung langsbalanciert sind. Was für ein Wahnsinn, wenn da was passiert wäre, aber gut, muss jeder selber wissen.
Gut morgen mehr, oder heute Nachmittag, muss ja schließlich auch noch ein bisschen arbeiten.