Hallo,
auch wenn mir jetzt der Zorn und Hass Vieler auf mich einbrasselt, NICHT jedem Kind ging es im Kinderheim schlecht! Nicht jedes Kinderheim war die Hölle! Es nervt mich, dass ich im Fernsehen und Internet nur negative Berichte finde.
Ich war auch 2 Jahre im Heim und zwar im Alter von 12 - 14 Jahre und es war meine beste Zeit in der Kindheit! Zu Hause hatte ich es viel schwerer. Da wurde ich vom Vater verdroschen, von der Mutter nicht geliebt - eher gehaßt. In der Schule wurde von den Mitschülern gehänselt, geschlagen und das nur, weil meine Eltern bzw meine Mutter sich nicht richtig um mich gekümmert haben! Mein Vater hat im Schichtdienst gearbeitet und wenn er z.B. von der Frühschicht kam, hat meine Mutter ihn gegen mich aufgehetzt. Meistens hat sie mich erst bestraft und dann wurde ich vom Vater noch einmal bestraft. Meine Mutter hat es immer schön verheimlicht das ich schon einmal bestraft wurde!
Nach der Scheidung meiner Eltern ging es weiter mit mir bergab. Meine Mutter hat sich nicht um ihre beiden älteren Kinder gekümmert. Immer nur um den Kleinsten. Mein großer Bruder war zu seinem Glück schon alt genug und konnte sich "wehren". Mich hingegen steckte meine Mutter ins Heim.
Ich musste dort nur 2 Jahre bleiben, weil ich meine schulischen Leistung enorm steigern konnte und mich auch sonst gut entwickelte. Nein, nicht zum totalen Sozialisten, sondern zu einem normalen Jugendlichen.
Im Kinderheim Jenny-Marx in Böhlen bei Grimma hab ich mich wirklich wohl gefühlt. Sicher waren die Erzieher streng und man musste nach Regeln leben. Aber so ist das Leben, Ohne Regeln funktioniert nun einmal nichts. Wenn man sich überlegt, wie viele Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters in dem Heim waren, dann kann ich die Heimleiter und Heimerzieher aus meiner Zeit damals nur bewundern. Davon sollten sich so einige Erzieher der heutigen Zeit eine richtig fette Scheibe abschneiden. Man ging auf die Kinder ein, machte mit ihnen Hausaufgaben, ging wandern, spielte Fussball und forderte sie. Man zeigte mir was ich alles leisten kann und das ohne großen Druck.
Was allerdings schade war, man musste immer früh ins Bett. Es sei denn, man war schon etwas älter. Oder das man, wenn man auf "Heimaturlaub" durfte, 5km bis zum Bahnhof laufen musste. Damals war das ganz schön hart. Heute weiß ich aber das diese Lauferei für mich gut war. Wenn ich heute so machen Jugendliche erlebe, der nach 500m aus der Puste ist... Da frag ich mich immer: "Und die sollen mal meine Rente verdienen? Na, dann gute Nacht!"
Es wäre schön, wenn auch die anderen Heimkinder, denen es nicht schlecht ging, ihre Erlebnisse öffentlich machen. Es nervt mich einfach nur, wenn alles schlecht gemacht wird.
Noch einmal, ich möchte die schrecklichen Erlebnisse der Anderen nicht leugnen!! Aber: Es war nicht alles schlecht!
Gruß Kai