am 1. juni war nicht nur kindertag, sondern auch unser erstes treffen ehemaliger insassen des kindergefängnisses bad freienwalde. von anfang an wusste ich dass ich dabei sein werde. aber ich war mir auch im klaren darüber, dass es nicht spurlos an mir vorbeigehen würde. es ist nun schon eine weile her und doch bewegt es mich noch immer.
die tage vor dem treffen waren nervtötend für mich. nachts wurde ich einige male wach, schaute zur uhr und grübelte. die zeit rückte immer näher, ich bekam im hals eine verdickung. es war innerlich wie ein knoten, von außen nicht seh- oder tastbar. jedenfalls für mich nicht. meine schilddrüse hat ne kleine macke, das ist seit einigen jahren in beobachtung ohne medikation. mein blutdruck ist etwas erhöht, der war die tage vor dem treffen noch höher, über 152:86 und innerlich war ich angespannt bis zum zerbersten. inzwischen ist der komische knoten weg, das war er bereits am montag nach dem treffen. mein blutdruck ist auch wieder im grünen bereich und so konnte ich bewusst wahrnehmen, wie der körper auf ein solches ereignis reagiert. es ist schon komisch.
endlich war es soweit, der 1. juni wurde am kalender angezeigt und es wurde "ernst". eine leidensgefährtin und ihr mann nahmen mich mit dem auto mit. kurz vor 13 uhr trafen conny, ihr mann und ich bei unserer gastgeberin ein. brigitte und roland, sowie einige andere ehemalige waren auch schon dort. wir begrüßten uns recht locker und stellten uns vor. ich muss dazu sagen, dass wir uns fast alle noch nicht persönlich kannten, nur per internet oder telefon. na gut, das eis war rasch gebrochen und wir erfreuten uns im garten des schönen wetters. ein pavillion gab uns schutz vor einer kurz aufkommenden husche. auf dem hof tummelten sich auch einige katzen und hunde. als erstes kam mir eine vom baden nasse lady - der golden retriever von brigitte und roland entgegen. sie wollte natürlich geknuddelt werden und ball spielen. dann flitzte bitsch um unsere beine, eine französische dogge. bitsch hat einen weißen nuckel den sie zu gern in die schnute nimmt und das ist ein bild für die götter. es gibt auch noch einen kleinen schwuletti, eine rasse die ich nicht kenne. ja der hund heißt in der tat so , ist ein süßer ruhiger hund der auch immer umherwuselte. es machte spaß den hunden zuzuschauen, sie waren immer in bewegung und wussten uns auch zu beschäftigen. so nach und nach trafen auch die anderen teilnehmer ein. da waren zum beispiel die autorin grit poppe anwesend, welche natürlich auch einige ihrer bücher dabei hatte. sie wurde diese recht schnell los, denn unser interesse an den büchern ist ungebrochen. *edit* brigitte grit schreibt unter anderem nach den erzählungen ehemaliger heimkinder ihre bücher. aber auch kinderbücher stammen von ihr. auch ein liedermacher war mit seiner gitarre dabei, detlef jablonski. seine lieder schreibt er selbst, sie handeln u.a. von der zeit vor der maueröffnung. lieder wie z.b. "stasispitzel" oder "ofenheizung" gaben einen kleinen einblick in vergangene tage und wir versanken in schmunzeln, nachdenken und lachen. der grill wurde von der tochter unserer gastgeberin angeschmissen und es erwarteten uns leckere hähnchenschnitzel, bratwürste, diverse salate, baguettes und mehr . es gab viel zu erzählen und irgendwann holte roland - der vereinsvorsitzende - sein langes schlüsselbund hervor, welches an der gürtelschlaufe seiner lederhose hing. er klopfte damit gegen eine eisenstrebe vom pavillion um sich gehör zu verschaffen. natürlich ging es uns durch mark und bein, denn dieses geräusch kannten wir noch zu gut aus dem d-heim. einige wurden blass und erschraken, das zeigt mir wieder, wie tief alles noch in uns steckt . es wurde mit einer journalistin gesprochen und mit einem fernsehreporter. nicht jeder hatte den mut oder den nerv darüber zu reden, kann ich verstehen. irgendwie hab ich mich hinreißen lassen mich mit dem reporter zu unterhalten. mal schauen ob es ausgestrahlt wird, ich benenne die dinge immer gern beim namen, das ist noch heut nicht überall gern gesehen, damit kann ich aber leben ! wir haben bis abends draußen gesessen, gelacht, gegessen, getrunken, erinnerungen ausgetauscht und dann ging es drinnen weiter. einige mussten bereits die heimreise antreten, andere machten durch bis sonntag nachmittag. gegen 1 uhr sind conny, mann und ich heim gefahren. als ich im bett lag schlief ich zufrieden und erleichtert fest wie ein stein ein . wir wollen uns natürlich wiedersehen und hoffen, dann auch ehemalige zu sehen, welche beim ersten treffen nicht anwesend sein konnten. bei dieser gelegenheit möchte ich meinen herzlichsten dank an alle organisatoren und unsere gastgeberin aussprechen . ihr habt einen schönen erinnerungsreichen tag auf die beine gestellt und ich denk gern daran zurück . mein dank geht auch an *edit* brigitte grit für ihre buchpräsentation, an detlef für seine musikalische untermalung und an alle anwesenden für ihr erscheinen. passt auf euch auf, bleibt so gesund wie es nur geht und man sieht sich.
liebe grüße vom zicklein
*edit* Namen gemäß Folgebeitrag korrigiert.