Ein Heim mit Geborgenheit und Struktur
Dänischenhagen - Manche Dinge blühen im
Verborgenen. Wenn man in Dänischenhagen nach einem Kinderheim fragt,
gibt es staunende Gesichter. Nie gesehen. Nie gehört. Gibt es nicht. Das
ist ein Irrtum. In einem weiß und rot gestrichenen Einfamilienhaus
leben seit 1975 bis zu zehn Kinder fast wie in einer richtigen Familie.
Erwin Steffen ließ es damals bauen - mit eigenen Zimmern für die Kinder
und viel Garten drumherum.
Erwin Steffen (1934 - 2007) war ein Mann, der
andere Wege beschritt. Im Krieg flüchtete er als Elfjähriger mit seinen
Eltern und seinen beiden jüngeren Brüdern Wolfgang (der jetzige
Bürgermeister von Dänischenhagen) und Klaus von Ostpreußen nach
Schilksee. Sein Vater, der auch Erwin hieß, baute in Dänischenhagen ein
Elektrogeschäft auf. Der junge Erwin machte eine Lehre zum Kaufmann.
Doch in die Fußstapfen seines Vaters wollte er nicht treten. Stattdessen
ließ er sich zum Heilpädagogen und Sozialarbeiter ausbilden.
Er arbeitete auf dem Hof Hammer in Kiel, wo er seine künftige Frau
Dorothea kennenlernte, die dort Kindergärtnerin war. Zusammen gingen sie
nach Rendsburg, 1968 dann nach Düsseldorf und arbeiteten in einem
großen Kinderheim. Schon dort fing er an, seine Ideen umzusetzen: Er
versuchte, ein Kinderparlament zu etablieren, richtete Werkstätten ein,
versuchte, individueller zu betreuen, um den Kindern gerechter zu
werden. Doch bei 120 Kindern und 15 Festangestellten war das ein Kampf
gegen Windmühlenflügel.
Mit einer Handvoll Kindern fuhr er in die Ferien nach Strande. Mit der
Idee im Kopf, in kleinen Gruppen zu arbeiten. Bei der Fischerswitwe Ella
Ziebell in der Strandstraße kamen sie unter. Und die war so angetan,
dass sie Erwin Steffen vor 40 Jahren kurzerhand ihr Haus überließ. Mit
fünf Kindern und einigen Kollegen aus dem Rheinland fing die
Selbstständigkeit an. Das erste Erwin-Steffen-Kinderheim war geboren.
Später waren es rund zehn Kinder. Die Jugendämter waren begeistert.
Statt großer Schlafsäle und riesigen Essensräumen gab es plötzlich eine
familiäre Atmosphäre. Die Kinder wurden mit ihrer Persönlichkeit
wahrgenommen. Das Motto hieß: „Mit den Kindern leben.“
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